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Spieß, Gustav

Erster Direktor der Hals- und Nasenklinik an der Ffter Universität.

Gustav Spieß
Gustav Spieß
Fotografie von Gábor Hirsch (1932).
© Universitätsarchiv Frankfurt am Main (UAF Best. 854 Nr. 1616).
Spieß (auch: Spiess), Gustav Adolph. Geheimer Medizinalrat. Prof. Dr. med. Arzt. Rhino-Laryngologe. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 18.11.1862 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 11.1.1948 (Kronberg-)Schönberg/Taunus.
Aus Altfrankfurter Familie, die mit anderen angesehenen Ffter Familien wie Bernus und Mumm (von Schwarzenstein) verschwägert war. Sohn des Arztes Friedrich Alexander S. (1833-1904) und dessen erster Ehefrau Caroline Mariane Auguste, geb. Zickwolff (1838-1872); nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratete Alexander S. 1874 deren jüngere Schwester Susette Clothilde (auch: Clotilde) Zickwolff (1853-1922). Eine Schwester: Anna Charlotte Sophie S. (1866-1918), verheiratet seit 1893 mit dem Architekten Christian Alfred Günther (1857-1934). Verheiratet (seit 1897) mit Anna Helene, gen. Ella, S., geb. Andreae (auch: Andreae-Lemmé; 1869-1963). Drei Kinder: Heinrich Alexander S. (1898-1932), promovierter Mediziner; Herbert August S. (1901-1978), ausgewandert in die USA; Wera S. [später in erster Ehe verh. von Ilberg (verwitwet 1935), in zweiter Ehe verh. Luchting (verwitwet 1957), in dritter Ehe verh. Mankel (verwitwet 1991), 1906-?].
Auf den Großvater Gustav Adolph S. (1802-1875), der seit 1826 niedergelassener Arzt und später Mitbegründer des Ärztlichen Vereins in Ffm. war, ging die Tradition des Arztberufs in der Familie zurück. Der Vater Alexander S. war seit 1883 als Stadtarzt für die öffentliche Gesundheitspflege in Ffm. zuständig und gilt damit als der erste hauptamtliche Stadtarzt in Deutschland.
S. besuchte die Musterschule und das städtische Gymnasium in Ffm. Auf Wunsch des Vaters begann er 1884 ein Medizinstudium, zunächst in Heidelberg. Nach dem ersten Halbjahr seines Militärdiensts, das er beim 1. Hessischen Husaren-Regiment Nr. 13 in Bockenheim ableistete, setzte er das Studium ab 1885 in Straßburg fort und wechselte 1886 an die Universität Leipzig. Im Februar 1890 erhielt er in Leipzig die Approbation, und am 26.9.1890 wurde er dort mit einer Arbeit über „Die Chirurgisch-Orthopädische Universitäts-Poliklinik“ promoviert. Anschließend absolvierte er als Einjähriger-Arzt beim 2. Garde-Dragoner-Regiment in Berlin sein zweites militärisches Halbjahr und bildete er sich durch den Besuch von Kliniken in Berlin, Paris und London weiter. Im Sommer 1891 nach Ffm. zurückgekehrt, wurde S. Assistent des renommierten Laryngologen Moritz Schmidt-Metzler, und nach Abschluss seiner Ausbildung zum „Specialarzt für Hals-, Nasen- und Brustkrankheiten“ 1893 trat er als Associé in dessen Praxis ein. Als sich Schmidt-Metzler 1902 zur Ruhe setzte, übernahm S. die Praxis mit den Räumen in der Großen Gallusstraße 18 in der Ffter Innenstadt ganz.
Ende der 1890er Jahre trat S. als „der erste bedeutende ärztliche Röntgenpionier in Frankfurt“ hervor (Hans Burggraf). Erste wissenschaftliche Arbeiten zur Röntgenologie publizierte er 1897/98 in der gerade gegründeten Fachzeitschrift „Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen“. In einem der Beiträge, der unter dem Titel „Die Röntgenstrahlen im Dienste der Rhino-Chirurgie“ erschien [in: Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen 1 (1897/98), S. 165-169], berichtete er über den Fall einer Eröffnung der Stirnhöhle von der Nase aus unter laufender Kontrolle der Operation auf dem Röntgenschirm, eine damals wohl einzigartige röntgenologische Leistung auf seinem Fachgebiet in Deutschland; die Röntgenaufnahmen während der Operation entstanden im Laboratorium des Physikalischen Vereins unter Walter König (1859-1936). S. entwickelte das schwierige Verfahren zur endonasalen Chirurgie des Sinus frontalis fort, publizierte 1899 acht weitere Fälle und referierte 1901 im Ffter Ärztlichen Verein über „Die endonasale Therapie der Stirnhöhlenempyeme im Röntgenbild“. Schon früh nutzte er die Möglichkeiten der Röntgenaufnahme zur Diagnostik und Therapiekontrolle bei Erkrankungen aller Nebenhöhlen, und auch zum Auffinden von Fremdkörpern in der Nase und in der Lunge setzte er bald Röntgenstrahlen ein. Seine Erfahrungen auf röntgenologischem Gebiet fasste er 1909 erstmals für ein Lehrbuch zusammen, den von Franz Maximilian Groedel (1881-1951) herausgegebenen „Atlas und Grundriss der Röntgendiagnostik in der inneren Medizin“, worin er das Kapitel „Die Röntgenuntersuchung der oberen Luftwege“ bearbeitete. Aufgrund des Umgangs mit Röntgenstrahlen zu einer Zeit, als deren Wirkung noch nicht hinreichend erforscht war, erlitt S. an beiden Händen schwere Verbrennungen, die lebenslang bleibende Narben hinterließen.
1903 operierten Gustav S. und Moritz Schmidt-Metzler den deutschen Kaiser erfolgreich an den Stimmbändern. Im Sommer des Jahres hatte Wilhelm II. (1859-1941) über Heiserkeit geklagt, was große Besorgnis auslöste, da sowohl sein Vater als auch ein Onkel mütterlicherseits an Kehlkopfkrebs gestorben waren. Als Vertreter und Nachfolger von Schmidt-Metzler, der bereits zur Behandlung Friedrichs III. (1831-1888) konsultiert worden war, wurde S. nach Potsdam bestellt, um den Kaiser zu untersuchen. Bei einem erneuten Termin bestätigte der aus seinem Ruhestand herbeigerufene Schmidt-Metzler die Diagnose. Der Kaiser litt an einem Stimmlippenpolypen, der im Rahmen einer kleineren Operation entfernt werden sollte. Am 7.11.1903 nahmen Schmidt-Metzler und S. im Neuen Palais in Potsdam den Eingriff vor, der ohne Komplikationen verlief. Der entnommene Polyp erwies sich als eine gutartige Veränderung der Stimmbänder, die sich Wilhelm II. durch Überanstrengung der Stimme beim Kommandieren während seiner militärischen Auftritte zugezogen haben soll. S., der die mehrwöchige Nachbehandlung leitete, erhielt zum Dank das Komturkreuz II. Klasse des Königlichen Hausordens von Hohenzollern. Wohl der prominente Fall veranlasste den Ffter Laryngologen noch 1903 zur Publikation einer Anleitung zum Erlernen des Kommandierens und einer Abhandlung über „Stimmstörungen infolge fehlerhaften Kommandierens“, deren „Behandlung und Verhütung“.
Bereits während der Planungsphase für das „Carolinum“, einen Gebäudekomplex für die Zahn-, die Hals- und Nasen-, die Ohren- und die Augenklinik der künftigen Ffter Universität, wurde S. als leitender Arzt der entstehenden Hals- und Nasenklinik verpflichtet. [Die Ohrenklinik, deren Leitung Otto Voss (1869-1959) übernahm, wurde erst nach S.’ Ausscheiden 1929 mit der Hals- und Nasenklinik zusammengelegt.] Im September 1910 trat S., inzwischen (seit 1905) Titularprofessor, den Dienst als Direktor der Städtischen Hals- und Nasenklinik im neu errichteten „Carolinum“ an. Für den Auf- und Ausbau seiner Abteilung (mit anfangs 38 Betten) soll er erhebliche Mittel aus seinem eigenen Vermögen und durch Stiftungen aus seinem Verwandtenkreis beigetragen haben. Nachweislich verpflichtete er sich 1912 zu einer Spende von 50.000 Mark für die geplante Universität, der das Kapital dann 1915 zufloss. Mit der Eröffnung der Ffter Universität war S. ab 1.10.1914 zum Ordinarius für Hals- und Nasenheilkunde avanciert. Weiterhin leitete er die nunmehrige Universitäts-Hals- und Nasenklinik wie auch (zumindest zeitweise) die zugehörige Poliklinik. Bereits 1913 war er zum Geheimen Sanitätsrat ernannt worden, und 1917 stieg er zum Geheimen Medizinalrat auf. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde S. als Stabsarzt reaktiviert; im weiteren Kriegsverlauf war er als Oberstabsarzt u. a. bei wissenschaftlichen Untersuchungen über Kampfgaserkrankungen eingesetzt, wofür er mehrfach in Feldlazaretten tätig war. Hauptsächlich arbeitete er jedoch in seiner Klinik weiter, wo ihn die chirurgische Versorgung von Kriegsverletzten stark beschäftigte; vorübergehend hatte er eine eigene Abteilung für Kriegsverletzte eingerichtet, und zeitweise nahm er Soldaten zur Rekonvaleszenz nach Kriegsverletzungen in seine Privatvilla auf. Ab 1919 etablierte S. an seiner Klinik ein Ambulatorium für Stimm- und Sprachstörungen, insbesondere für die phonetische Behandlung zur Verbesserung von Stimmstörungen nach Kehlkopferkrankungen. Auch die Therapie von Sprachstörungen bei Schulkindern lag ihm am Herzen.
S., der durch Konstruktion und Weiterentwicklung spezieller Operationsinstrumente zur Förderung der operativen Technik auf seinem Gebiet beigetragen hatte, genoss den Ruf eines hervorragenden Operateurs und war einer der gesuchtesten Laryngologen Europas. Insbesondere galt er als Kapazität in der Behandlung von Stimmstörungen bei Sängerinnen und Sängern. International bekannte Bühnenstars suchten seinen Rat, wovon zahlreiche Autogrammkarten mit dankbaren Widmungen an den Wänden seiner Praxis zeugten. Ein prominenter Patient war etwa der Komponist und Dirigent Richard Strauss, der 1925 und 1930 von S. operiert wurde; direkt nach der Operation zur Korrektur der Nasenscheidewand im Oktober 1930 soll Strauss in seinem Ffter Krankenzimmer zwei Arien der im Entstehen begriffenen Oper „Arabella“ überarbeitet haben.
Auch in den 1920er Jahren befasste sich S., der bereits 1906 eine wegweisende Untersuchung über „Die Bedeutung der Anästhesie in der Entzündungstherapie“ publiziert hatte, intensiv mit der Schmerztherapie und insbesondere mit der Heilanästhesie. Weiterhin forschte er nach Methoden zur Bekämpfung der Tuberkulose der oberen Luftwege, vor allem der Kehlkopftuberkulose, wobei er mit der Goldtherapie experimentierte. Er gehörte zu den Gründern der 1930 eröffneten Heilstätte Seltersberg in Gießen, die seinerzeit die europaweit einzige Spezialklinik für Tuberkulose der oberen Luftwege war. Nach seiner Emeritierung 1929 setzte S. seine ausgedehnte Praxis in der Großen Gallusstraße 18 und die stationäre Behandlung künftig im Privatkrankenhaus Sachsenhausen fort. In den kommenden Jahren widmete er sich (wieder) der Erforschung von Krebserkrankungen im Kopfbereich und von Kampfgaserkrankungen; zudem entwickelte er neue Verfahren zur Behandlung der Schwerhörigkeit. Nach der Zerstörung seines Wohnhauses am Schaumainkai 25 und seiner Praxis in der Innenstadt bei den Luftangriffen auf Ffm. zog S. 1944 nach Schönberg im Taunus, wo er schon seit 1901 seinen Sommersitz hatte. Dort unterhielt er nun eine kleine Praxis mit operativer Tätigkeit – bis zu seinem Tod 1948 im Alter von 85 Jahren.
Mitglied im Verein Deutscher Laryngologen. Um 1912 Mitglied im Ehrenbeirat der Rechtsschutzstelle für Frauen.
Von 1904 bis zu seinem Tod 1948 Mitglied im Vorstand (von 1935 bis 1945: Beirat) der Ffter Museums-Gesellschaft, zeitweise (1929 bis 1.4.1935) als Vorsitzender, dann seit dem 28.5.1935 als „Vereinsleiter ehrenhalber“ (Ehrenvorsitzender) und vom 12.6.1935 bis nominell zum 28.7.1945 als „Vertreter des Vereinsleiters“ (stellvertretender Vorsitzender). Wahrscheinlich im Zusammenhang mit seiner Vorstandstätigkeit in der Museums-Gesellschaft war S. zeitweise auch Vorstandsmitglied der Ffter Saalbau AG.
Als Vorstandsmitglied der Museums-Gesellschaft kam S., der selbst sehr musikalisch war und mit seiner Familie musizierte, in persönliche Verbindung zu den Dirigenten der von der Gesellschaft veranstalteten Museumskonzerte, etwa zu Richard Strauss und Bruno Walter, die auch in seinem Haus zu Gast waren. 1929, als S. nach seiner Emeritierung sich offenbar verstärkt im Vorstand engagieren wollte und dessen Vorsitz übernahm, befand sich die Museums-Gesellschaft infolge von Inflation und Weltwirtschaftskrise in einer prekären finanziellen Lage, die sich aufgrund des drastischen Besucherrückgangs weiter verschärfte. S., dessen Großvater Gustav Adolph S. schon „dem Museum“ angehört hatte, stand für die stadtbürgerliche Tradition wie auch für die künstlerische Liberalität der Museums-Gesellschaft. Der hetzerisch-antisemitischen Kritik eines Museumskonzerts im Ffter Volksblatt vom 17.2.1932 setzte er als Vorsitzender in einem Beschwerdebrief das künstlerische Ideal entgegen, dem allein sich die Gesellschaft verpflichtet fühle: „Die Museumsgesellschaft hat sich seit ihrer Gründung (…) als oberste ideale Aufgabe gestellt, das künstlerisch Beste zur Darbietung zu bringen und nur diesen hohen Zielen entsprechend sich von allen mit Musik nicht in Zusammenhang stehenden, besonders parteipolitischen Gesichtspunkten vollkommen fernzuhalten und in keiner Weise (…) beeinflussen zu lassen.“ (Zit. nach Hanau: Musikinstitutionen in Ffm. 1933 bis 1939, S. 34.) Obwohl die Museums-Gesellschaft inzwischen – erstmals in ihrer Geschichte – auf städtische Subventionen angewiesen war, versuchte sie, auf ihrer künstlerischen Unabhängigkeit zu beharren. Noch am 3.3.1933, einige Wochen nach der nationalsozialistischen „Machtübernahme“, gab sie das (von S. mitgetragene) Engagement von Otto Klemperer (1885-1973) und damit einem kompromisslosen Vertreter der musikalischen Moderne als „Ständigem Dirigenten“ bekannt; da die Stadt jedoch Klemperer das Opernorchester verweigerte, musste die Gesellschaft Ende April 1933 dessen Ernennung zurückziehen. In der Vorstandssitzung vom 13.5.1933 schlug der Vorsitzende S. den neuen Oberbürgermeister Friedrich Krebs als Vorstandsmitglied (für den „ausgeschiedenen“ bisherigen OB Ludwig Landmann) vor, und zugleich gab S. bekannt, dass er dem nationalsozialistischen „Kampfbund für deutsche Kultur“ beigetreten sei. Als jedoch Stadt und Kampfbund den linientreuen Hermann Abendroth als „Ständigen Dirigenten“ der Museums-Gesellschaft verpflichtet sehen wollten, lehnte S. den Vorschlag „entschieden“ ab, da Abendroth als Dirigent „keinen Kontakt zum Publikum“ finde. (Vgl. Hanau: Musikinstitutionen in Ffm. 1933 bis 1939, S. 57.) Trotz anfänglichem selbstbewusstem Widerstand, auch namentlich des Vorsitzenden S., musste die Museums-Gesellschaft unter wirtschaftlichem Druck letztlich ihrer nationalsozialistischen „Gleichschaltung“, verbunden mit der Übertragung ihrer Saalbau-Aktien (im Wert von 173.000 Mark) an die Stadt und der Fusion mit dem konkurrierenden Ffter Orchesterverein, zustimmen. Entscheidend hatte Generalintendant Hans Meissner, der auf Drängen des „Kampfbundes“ im Frühjahr 1934 einen vakanten Vorstandsposten in der Gesellschaft erhalten hatte, die „Umstellung“ der Museums-Gesellschaft und ihrer Satzung auf das „Führerprinzip“ vorangetrieben. Nach Konflikten mit Meissner trat S. als Vorsitzender am 1.4.1935 zurück. In der außerordentlichen Mitgliederversammlung vom 28.5.1935, in der die „Gleichschaltung“ der Museums-Gesellschaft mit der Verabschiedung einer endgültig NS-konformen Satzung abgeschlossen wurde, wurde S. zum „Vereinsleiter ehrenhalber“ ernannt. Kurz darauf (12.6.1935) berief der neue „Vereinsleiter“ Richard Ludwig nachträglich S. zu seinem Stellvertreter, eine geschickte Geste, die den Eindruck der Vermittlung zwischen Tradition und (nationalsozialistischer) Erneuerung in der Museums-Gesellschaft erweckte. Weiterhin wirkte S. künftig u. a. im „Musikausschuss“, der von ihm nach einer ersten Satzungsanpassung im Oktober 1934 gebildet worden und seitdem für die künstlerischen Angelegenheiten bei der Organisation der Museumskonzerte zuständig war. Bei Neukonstituierung der Ffter Museums-Gesellschaft nach Kriegsende 1945 blieb S. als Ehrenvorsitzender im (engeren) Vorstand, an dessen Arbeit er sich nun aber offenbar nicht mehr aktiv beteiligte.
Seit 1879 Mitglied, seit 1904 Ehrenmitglied und schließlich seit 1923 Ehrenvorsitzender der Ffter Rudergesellschaft „Germania“.
Mehr als 80 Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Rhino-Laryngologie in medizinischen Fachzeitschriften, insbesondere zu Röntgendiagnostik und -therapie, Physiologie und Pathologie der Stimmstörungen, Schmerztherapie bei Entzündungen, Heilanästhesie sowie zur Behandlung von Kehlkopftuberkulose, Krebserkrankungen im Kopfbereich und Kampfgasvergiftungen. Verfasser einer „Kurzen Anleitung zur Erlernung einer richtigen Tonbildung in Sprache und Gesang“ (1900, 3. Aufl. 1916) und einer „Anleitung zur Erlernung des Kommandierens“ (1903).
Weitere Orden und Ehrenzeichen: Kommandeurkreuz des griechischen Erlöser-Ordens, Eisernes Kreuz II. Klasse (1916), Friedrich-August-Kreuz II. Klasse des Großherzogtums Oldenburg (1917), „Plakette der Stadt des deutschen Handwerks Ffm. für kulturelle Verdienste“ (1942) u. a.
Porträtzeichnung (von Lino Salini, 1932) in den Ffter Nachrichten.
Während das Stadthaus der Familie S.-Andreae am Schaumainkai 25 (an der Stelle des heutigen Metzlerparks) bei den Luftangriffen auf Ffm. 1944 zerstört wurde, blieb die Sommervilla (Architekt: Alfred Christian Günther, d. i. der Schwager von S., 1901) in (Kronberg-)Schönberg erhalten. Das Schönberger Anwesen der „Villa S.“ mit Park in englischem Landschaftsstil und späteren Erweiterungsbauten (u. a. wohl für eine Privatklinik von S.) wurde von der Familie S. 1964 an die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau verkauft, die dort von 1967 bis 2012 ihr Religionspädagogisches Studienzentrum (RPZ), ein Tagungszentrum für Fort- und Weiterbildung, betrieb.
Der älteste Sohn Alexander S. sollte die Ärztetradition in der Familie fortsetzen, aber der promovierte Mediziner starb 1932 in jungen Jahren, wohl an den Folgen einer in englischer Kriegsgefangenschaft erlittenen Lungenkrankheit. Wera S., die einzige Tochter von Gustav und Ella S., war in erster Ehe mit dem Arzt August Viktor (auch: Victor; seit 1908: von) Ilberg (1898-1935) verheiratet, dem jüngsten Sohn des einstigen kaiserlichen Leibarztes Friedrich (seit 1908: von) Ilberg (1858-1916); seit sich Gustav S. und Friedrich (von) Ilberg bei der Behandlung von Wilhelm II. in Potsdam 1903 kennengelernt hatten, waren die Familien S. und Ilberg befreundet. Aber auch die Hoffnung, dass der Schwiegersohn August Viktor von Ilberg die Praxis übernehmen könnte, zerschlug sich durch dessen frühen Tod 1935. Später folgte jedoch Christoph von Ilberg (* 1935), jüngster Sohn von Wera und August Viktor von Ilberg, seinem Großvater Gustav S.: Er war von 1985 bis zur Emeritierung 2000 Ordinarius für HNO-Heilkunde und Direktor der HNO-Klinik an der Ffter Universität.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Sabine Hock.
Artikel in: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 409f., verfasst von: Reinhard Frost.

Lexika: Bergmann, E. (Hg.): Ffter Gelehrten-Handbuch. Ffm. [1930].Bergmann: Ffter Gelehrten-Hdb. 1930, S. 143. | Kallmorgen, Wilhelm: Siebenhundert Jahre Heilkunde in Ffm. Ffm. 1936. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Stadt Ffm. XI).Kallmorgen, S. 419. | Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. Hg. v. Joseph Kürschner u. a. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. München 1927-2003.Kürschner: Gel. 1940/41, Sp. 815; 1950, Sp. 2438 (Nekr.). | Müller, Bruno: Stiftungen in Ffm. Geschichte und Wirkung. Neubearb. u. fortgesetzt durch Hans-Otto Schembs. Ffm. [Copyright 2006]. („Mäzene, Stifter, Stadtkultur“, Schriften der Ffter Bügerstiftung und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, hg. v. Clemens Greve, Bd. 7).Müller/Schembs: Stiftungen 2006, S. 153. | Müller, Bruno: Stiftungen für Ffm. Ffm. 1958.Müller: Stiftungen 1958, S. 130.
Literatur:
                        
Ärzteblatt Sachsen. [Titel auch: Sächsisches Ärzteblatt; seit 2019: Ärztinnenblatt Sachsen.] Offizielles Organ der Sächsischen Landesärztekammer mit Publikationen ärztlicher Fach- und Standesorganisationen. Hg.: Sächsische Landesärztekammer. Bisher 34 Jahrgänge. Stuttgart, bis 2014 Leipzig, dann Berlin 1990-2023.Seifert, Dietmar: Die Oper Arabella und die Medizin. Eine Würdigung des Komponisten Richard Strauß [sic!] (1864-1949) zu seinem 150. Geburtstag. In: Ärzteblatt Sachsen 8/2014, S. 342-345 (https://www.aerzteblatt-sachsen.de/pdf/sax14_342.pdf, abgerufen am 14.1.2023). | Benzenhöfer, Udo: Die Universitätsmedizin in Ffm. von 1914 bis 2014. Münster 2014.Benzenhöfer: Universitätsmedizin in Ffm. 2014, S. 59, 64. | Burggraf, Hans: Die Anfänge der Entwicklung der medizinischen Radiologie in Ffm. 1896-1914. Ffm. 2006. Burggraf: Anfänge d. med. Radiologie in Ffm. 2006, S. 71-76. | Bary, Helene de: Museum. Geschichte der Museumsgesellschaft zu Ffm. Ffm. 1937.de Bary: Museum 1937, S. 5 Anm. 1, 142f. | Fleischer, Konrad/Naumann, Hans Heinz (Bearb.): Akademische Lehrstätten und Lehrer der Oto-Rhino-Laryngologie in Deutschland im 20. Jahrhundert. Hg. v. d. Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, anläßlich ihres 75-jährigen Jubiläums 1996. Berlin/Heidelberg 1996.Frankfurt/Main. Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt/Main. Zentrum der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. In: Fleischer/Naumann (Bearb.): Akademische Lehrstätten u. Lehrer d. Oto-Rhino-Laryngologie in Deutschland im 20. Jh. 1996, S. 91-99, hier S. 91-93. | 100 Jahre Germania. Geschichte und Fazit eines hundertjährigen Bemühens. Ffter Rudergesellschaft Germania 1869 e. V. Ffm. 1969.FS Ffter Rudergesellschaft „Germania“ 1969, S. 155. | Hanau, Eva: Musikinstitutionen in Ffm. 1933 bis 1939. Köln 1994. (Berliner Musik Studien 3).Hanau: Musikinstitutionen in Ffm. 1933 bis 1939, S. 34, 57f., 61-63. | Kuntz, Benjamin/Jenss, Harro: Ffter Charakterköpfe. Die Scherenschnitte der Rose Hölscher in 39 Biographien. Berlin/Leipzig 2023.Hock, Sabine: Gustav Spieß. In: Kuntz/Jenss: Ffter Charakterköpfe 2023, S. 164-169. | Schönberger Hefte. [Untertitel u. a.: Beiträge zur Religionspädagogik aus der EKHN.] Hg.: Religionspädagogisches Amt und Religionspädagogisches Studienzentrum der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, später Religionspädagogisches Institut (RPI) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). 45 Jahrgänge = 169 Hefte. Ffm. u. a. 1970-2015.Dam, Harmjan/Kopp, Manfred: Die Villa – das Gesicht des RPZ. Die Geschichte der „Villa Spieß“. In: Schönberger Hefte 27 (1997), H. 104 = 4/1997, S. 18-22. | Seib, Berenike: Moritz Schmidt-Metzler. Mediziner, Netzwerker, Wegbereiter. Ffm. 2015. (Gründer, Gönner und Gelehrte, Biographienreihe der Goethe-Universität Ffm., hg. v. d. Goethe-Universität Ffm., [Bd. 13]).Seib: Moritz Schmidt-Metzler 2015, S. 36-39. | Weber, Hildegard (Hg.): Das „Museum“. 150 Jahre Ffter Konzertleben 1808-1958. Ffm. 1958.Weber (Hg.): Das „Museum“ 1958, S. 115. | Wer ist’s? Titel auch: Degener’s Wer ist’s? Titel ab 1923: Wer ist wer? Wechselnde Untertitel: Zeitgenossenlexikon. / Unsere Zeitgenossen. / Das deutsche Who’s who. Leipzig, ab 1928 Berlin 1905-93.Wer ist wer? 1935, S. 1524. | Wilmans, Juliane C. (Hg.): Medizin in Ffm. Ein Symposion zum 65. Geburtstag von Gert Preiser. Hildesheim 1994. (Ffter Beiträge zur Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin 15).Ilberg, Christoph von: Gustav Spieß – der erste Direktor der Ffter Hals-Nasenklinik. In: Wilmans (Hg.): Medizin in Ffm. 1994, S. 187-190.
Quellen: Adressbuch der Stadt Ffm., 1832-2003.Adr. 1892, S. 682; 1893, S. 701; 1894, S. 727; 1898, S. 353; 1903, S. 405; 1904, T. I, S. 322; 1905, T. I, S. 336 u. T. II, S. 154; 1906, T. I, S. 347; 1910, T. I, S. 401; 1912, T. I, S. 462; 1914, T. I, S. 494; 1916, T. I, S. 493; 1918, T. I, S. 471; 1920, T. I, S. 537; 1929, T. I, S. 608 u. T. IV, S. 51; 1930, T. I, S. 711; 1943, T. I, S. 702. | ISG, Archiv der Ffter Museums-Gesellschaft, 1808-2010.ISG, Ffter Museums-Gesellschaft, V125/21 (Protokolle der Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen, 1924, 1930-45). | ISG, Archiv der Ffter Museums-Gesellschaft, 1808-2010.ISG, Ffter Museums-Gesellschaft, V125/44 (Protokolle der Vorstandssitzungen und Hauptversammlungen, 1945-50). | ISG, Archiv der Ffter Museums-Gesellschaft, 1808-2010.ISG, Ffter Museums-Gesellschaft, V125/113 (Schriftverkehr, 1921-50). | ISG, Vereinsarchiv der Ffter Rudergesellschaft „Germania“ 1869, 1874-2003.ISG, Ffter Rudergesellschaft „Germania“ 1869, V110/51 (Jahresbericht 1903/04), S. 5, 7, 42. | ISG, Vereinsarchiv der Ffter Rudergesellschaft „Germania“ 1869, 1874-2003.ISG, Ffter Rudergesellschaft „Germania“ 1869, V110/132 (Lebensläufe von Ruderern, [1869]-1980). | ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbücher, Ffm., 1533-1848 bzw. 1849-1939.Eintrag der Heirat mit Anna Helene, gen. Ella, Andreae, 1.5.1897: ISG, Kirchen- bzw. Standesbücher: Heiratsbuch, Bestand STA 11/241: Standesamt Ffm. I, Heiratsurkunde 1897/I/784 (Bd. 3, Bl. 90). | ISG, Magistratsakten (Best. A.02.01), Serien 1868-1930 und 1930-69.ISG, MA S 1.658 (Universität: Schenkung von Prof. Dr. med. Gustav Spieß, 1912-15). | ISG, Personalakten der Stadtverwaltung (Best. A.11.02), ab ca. 1900.ISG, PA 1.471, 13.284 u. 21.356. | ISG, Aktenbestand des Rechnei-Amts (Best. A.20.03), 1869-1936.ISG, Rechnei-Amt III 345 (Stiftung eines Kapitals von 50.000 Mark zugunsten der Universität durch Prof. Dr. med. Gustav Spieß, [1912/16]). | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/364.
Internet: DenkXweb, Kulturdenkmäler in Hessen, Onlinekatalog, hg. v. Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden. http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/100263
Hinweis: Eintrag: Villa Spieß, Im Brühl 30, Kronberg-Schönberg.
DenkXweb, 14.1.2023.
| Ffm. 1933-1945, Internetportal zur Geschichte der Stadt Ffm. im Nationalsozialismus, Projekt des ISG im Auftrag des Dezernats für Kultur und Freizeit der Stadt Ffm. https://www.frankfurt1933-1945.de/beitraege/buehnen-und-musik/beitrag/die-gleichschaltung-der-frankfurter-museums-gesellschaft
Hinweis: Artikel von Eva Hanau: Die Gleichschaltung der Ffter Museums-Gesellschaft, 1.1.2008.
Ffm. 1933-1945, 14.1.2023.


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Empfohlene Zitierweise: Hock, Sabine: Spieß, Gustav. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1286

Stand des Artikels: 3.5.2023
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 02.2023.