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Gontard, Familie

Ffter Kaufmanns- und Bankiersfamilie.

Die Ffter Familie G. geht auf den spätestens 1689 aus Grenoble in Ffm. eingewanderten Peter G. (1662-1725) zurück, einen Kaufmann reformierten Glaubens, der mit anderen „Marchands Savoyards“ nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) seine französische Heimat verlassen hatte und in Ffm. ein bald blühendes Geschäft mit englischen Manufakturwaren gründete.
Dessen Sohn Jacob Friedrich G. (1702-1766) heiratete 1726 die vermögende Ffter Bürgerstocher Maria Magdalena Sarasin und erhielt 1740 das Ffter Bürgerrecht. 1742 erwarb er den Lersner’schen Garten am Untermainufer zu einem Landhaus, das später den G.-de Bary’schen Erben gehörte (heutiger Standort des Hotels „Intercontinental“). Anstelle des alten Wollweber-Kaufhauses (Neue Kräme 7) errichtete er 1749 ein stattliches Geschäftshaus (dort Bankgeschäft bis 1847; kriegszerstört). Auch der Weiße Hirsch (Großer Hirschgraben 3) mit dem weitläufigen Garten scheint schon ihm gehört zu haben.
Von seinen 18 Kindern führte der Älteste, Daniel Andreas G. (1727-1781; verheiratet seit 1752 mit Susanne Maria G., geb. d’Orville; ihr gehörte das „G.’sche Puppenhaus“, heute im HMF), unterstützt von seinem jüngeren Bruder Johann Heinrich G. (1736-1799; verheiratet seit 1767 mit Henriette Johanna G., geb. du Bosc; Besitzer des Weißen Hirschen), das Geschäft „Jacob Friedrich Gontard & Söhne“ fort; Alexander G. (1733-1819; verheiratet seit 1759 mit Maria Anna Cäcilia, gen. Marianne, G., geb. du Bosc) wurde Seidenhändler am Alten Markt, dann im neu gebauten Haus in der Großen Sandgasse/Ecke Neue Kräme; Johann Jacob G. (1739-1819) ging nach Wien und wurde geadelt; die jüngste Schwester Louise G. (1746-1785) heiratete 1780 Wilhelm Franz Graf von Nesselrode-Ereshofen (1728-1810) und wurde die Mutter des späteren russischen Staatskanzlers Karl Robert Graf von Nesselrode (1780-1862).
Aus der Ehe G.-d’Orville stammte Franz G. (1759-1829; verheiratet seit 1785 mit Barbara Friederike G., geb. Wichelhausen), der Vater der Schriftstellerin Marie Belli-G. (1788-1883); für ihn errichtete Salins de Montfort 1799 das „G.’sche Gartenhaus“, Bockenheimer Landstraße 42, ein Juwel des Klassizismus (kriegszerstört). Sein Bruder Jacob Friedrich, gen. Cobus, G. (1764-1843; verheiratet in erster Ehe seit 1786 mit Susette G., geb. Borkenstein) residierte im Weißen Hirschen.
Aus der Ehe Alexander G.-du Bosc gingen die Brüder Jacob Friedrich G. (1761-1843; verheiratet mit Amalie Sophie G., geb. Wichelhausen), der Vater von Alexander G. (1788-1854), und Georg Ludwig, gen. Louis, G. (1769-1830; verheiratet seit 1797 mit Charlotte G., geb. Karcher), der Vater von Clotilde Koch-G. (1813-1869), hervor.
Das Bankhaus Heinrich Gontard & Co. wurde 1815 von Friedrich Heinrich G. (1787-1816), dem Zögling Hölderlins, gegründet. G.s Schwiegersohn Johann Heinrich de Bary (1803-1872) trat 1831 in das Bankgeschäft ein, das er ab 1854 leitete. Die durch Fusion dieser traditionsreichen Privatbank mit der Metallbank AG entstandene Gontard & Metallbank AG in Ffm. ging 1999 an die Börse, befand sich seit 2002 in Insolvenz und wurde abgewickelt.
Angesichts der weiten Verzweigung der Familie G. in Ffm. nimmt es nicht wunder, dass Madame de Staël (1766-1817), als ihr 1803 im Haus G.-Wichelhausen die zahlreich anwesenden Familienmitglieder vorgestellt wurden, sagte: „Francfort est une très jolie ville, on y dîne parfaitement bien, tout le monde parle français et s’appelle Gontard.“
G.straße in Praunheim.

Artikel aus: Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 271f., verfasst von: Wolfgang Klötzer.
Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.

Lexika: Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Franz Lerner in: NDB 6 (1964), S. 642f.
Literatur:
                        
Bary, Herbert de: Beiträge zur Genealogie Altfrankfurter Hugenottenfamilien. Neustadt/Aisch 1981. (Sonderdruck aus: Dt. Familienarchiv 77).de Bary: Genealogie Altfrankfurter Hugenottenfamilien 1981, bes. S. 43-62. | Dietz, Alexander: Ffter Handelsgeschichte. 4 Bde. Ffm. 1910-25, Neudr. 1970-74.Dietz: Handelsgesch. IV.1, S. 320-324, 361; IV.2, S. 680. | Geschichte der Handelskammer zu Ffm. 1707-1908. Beiträge zur Ffter Handelsgeschichte. Hg. v. der Handelskammer zu Ffm. Ffm. 1908.Über Jacob Friedrich Gontard-Wichelhausen (1761-1843): Gesch. d. Handelskammer 1908, S. 1059. | Kern, Ursula (Hg.): Blickwechsel. Ffter Frauenzimmer um 1800. Historisches Museum, Ffm. Ffm. 2007.Kern (Hg.): Blickwechsel 2007, S. 254-257, 262f.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/1.

GND: 118696386 (Eintrag der Deutschen Nationalbibliothek).
2 herausragende Vertreter der Familie in Ffm.

Gontard, Alexander

Gontard, Alexander. Bankier. Stadtpolitiker. * 1.11.1788 Ffm., † 23.6.1854 Ffm.
Sohn von Jacob Friedrich G. (1761-1843) und dessen Ehefrau Amalie Sophie, geb. Wichelhausen (1769-1831). Verheiratet (seit 1819) mit Amalie Luise G., geb. G. (1799-1878), einer Schwester von Marianne Lutteroth, geb. G., und Clotilde Koch, geb. G.
Von 1830 bis 1854 Mitglied der Ständigen Bürgerrepräsentation. Von 1834 bis 1837 und 1842 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung.
Förderer der Künste und Wissenschaften. Stifter auf sozialem Gebiet: G. hinterließ 20.000 Gulden für Arme, Kranke und Waisen (Alexander-G.-Stiftung, 1854). Mit einem Legat von 500 Gulden gründete er die Witwen- und Waisenkasse des städtischen Theaterorchesters.

Lexika: Lengemann, Jochen: MdL Hessen 1808-1996. Biographischer Index. Hg. im Auftrag d. Hessischen Landtags. Mitarbeit: Andrea Mitteldorf und Roland Schmidt. Marburg 1996. [Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 48,7; Politische und Parlamentarische Geschichte des Landes Hessen (vormals Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen) 14].Lengemann: MdL, S. 149.
Literatur:
                        
Geschichte der Handelskammer zu Ffm. 1707-1908. Beiträge zur Ffter Handelsgeschichte. Hg. v. der Handelskammer zu Ffm. Ffm. 1908.Gesch. d. Handelskammer 1908, S. 1061.
Internet: Hessische Biografie, ein Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/1104395630Hess. Biografie, 27.7.2023.

Gontard, Susette

Hölderlins „Diotima“.
Gontard, Susette, geb. Borkenstein. Bankiersgattin. * 9.2.1769 Hamburg, † 22.6.1802 Ffm.
Vermögende Tochter des Kommerzienrats Hinrich Borkenstein (1705-1777), Kaufmann und Lustspieldichter in Hamburg, und dessen Ehefrau Susanne, geb. Bruguier (1741-1793), einer Freundin Klopstocks.
Susette heiratete 1786 in Ottensen bei Altona, dem Wohnsitz Klopstocks, den Ffter Bankier Jacob Friedrich, gen. Cobus, G. (1764-1843), der von ihr als „vollendete(r) Schönheit von edler griechischer Gestalt“ entzückt war. „Ihr langes schwarzes Haar und ihr sprechendes Auge von gleicher Farbe erhöhten nur um so mehr die blendende Weiße ihres Teints, und je länger man die wundervollen Formen dieser Gesichtsbildung betrachtete, je mehr steigerte sich der bezaubernde Eindruck, den das Imponierende dieser Erscheinung auf einen jeden machte.“ (Carl Jügel). Im Januar 1796 kam Friedrich Hölderlin als Erzieher („Hofmeister“) des Sohnes Friedrich Heinrich, gen. Henry (* 1787), in das G.’sche Haus zum Weißen Hirsch (Großer Hirschgraben 3; abgebrochen 1872, heute zwischen Berliner Straße und Kaiserplatz zu denken); die Töchter Henriette (* 1789), Johanna Helene (* 1790) und Friederike Amalie (* 1791) waren Marie Rätzer aus Bern anvertraut. Bald verliebte sich Hölderlin in die nur ein Jahr ältere und schöngeistig veranlagte Hausfrau. Seine schwärmerische Liebe fand Ausdruck in seinem (bereits 1792 begonnenen) Briefroman „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“ (2 Bände, 1797/99), worin Hölderlin Susette G. in der Gestalt der „Diotima“ ein Denkmal setzte. Vom Hausherrn zur Rede gestellt, verließ Hölderlin im September 1798 fluchtartig das Haus G., wechselte aber weiterhin heimlich Briefe mit der Verehrten. Bald nachdem Susette G. 1802, durch Schwindsucht geschwächt, während einer Rötelnepidemie gestorben war, fiel Hölderlin in lebenslange geistige Verwirrung.
Eine kleine Alabasterbüste Susettes (von Landolin Ohmacht, um 1795) befindet sich als Geschenk der Familie de Bary seit 1999 im Liebieghaus.

Literatur:
                        
Frankfurt – Lebendige Stadt. Vierteljahreshefte für Kultur, Wirtschaft und Verkehr. Hg. v. Ernst A. Ihle unter Mitwirkung des Verkehrs- und Wirtschaftsamtes der Stadt Ffm. 34 Jahrgänge. Ffm. 1956-90.Schröder, William Freiherr von: Auf Hölderlins Ffter Spuren. In: FLS 1957, H. 2, S. 25-29. | Kern, Ursula (Hg.): Blickwechsel. Ffter Frauenzimmer um 1800. Historisches Museum, Ffm. Ffm. 2007.Kern (Hg.): Blickwechsel 2007, S. 243-245, 306. | Safranski, Rüdiger: Hölderlin. Komm! ins Offene, Freund! Biographie. München 2019.Safranski: Hölderlin 2019. | Wustmann, Silke: Ffter Liebespaare. Romantisches und Tragisches aus 1.200 Jahren Stadtgeschichte. Ffm. 2008.Wustmann: Ffter Liebespaare 2008, S. 72-82.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/2.012. | Presse- und Informationsamt (PIA), ab 2017 Hauptamt und Stadtmarketing der Stadt Ffm. (Hg.): Pressedienste (Tages- und Wochendienst), dann Service PRESSE.INFO und später Pressenewsletter.Hock, Sabine: Zum 200. Todestag von Susette Gontard. Die Ffter Bankiersgattin war Hölderlins „Diotima“. In: PIA (ab 2017: Hauptamt u. Stadtmarketing) d. Stadt Ffm., Wochendienst, Nr. 21 vom 4.6.2002.

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Empfohlene Zitierweise: Klötzer, Wolfgang: Gontard, Familie. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2654
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Stand des Artikels: 30.9.1994