S., der als Baumeister u. a. im Dienste Ludwigs XVI. gestanden hatte, kam infolge der Französischen Revolution als Emigrant nach Ffm. Seit etwa 1791/92 wirkte er hier als Architekt und soll zunächst vor allem als Ratgeber der beiden reformierten Gemeinden beim Bau von deren Bethäusern tätig gewesen sein. Bald wurde er von Mitgliedern dieser Gemeinden wie auch von anderen Ffter Bürgern mit der Planung, Errichtung und Ausstattung von Wohn-, Geschäfts- und Landhäusern sowie Gartenbauten betraut. 1806 trat S. in Dalbergs Dienste, wurde zum Major befördert und war 1807 als Gutachter bei der Errichtung der Schönen Aussicht sowie der Anlagen am Gallustor tätig. Im Auftrag des Großherzogs zeichnete er außerdem Entwürfe für ein Projekt zur Anlage von Stadttoren und Barrieren (1807). Wahrscheinlich wurde S. auch von Dalberg geadelt.
Noch 1807 ging S. dann als Hofbaudirektor im Dienste des Großherzogs Ferdinand von Toscana nach Würzburg. Von dort aus reiste er jedoch oft nach Ffm., um seine hier begonnenen Bauten zu kontrollieren und seinen früheren Mitarbeitern Aufträge, insbesondere für Mobiliar, für die Würzburger Residenz zu übermitteln. 1814 als Hofbauamtsdirektor in königlich-bayerische Dienste übernommen, wurde S. 1818 pensioniert und lebte spätestens seitdem wieder in Ffm. Hier blieb er bis etwa 1823. Das letzte Zeugnis seiner hiesigen Anwesenheit stammt aus den Jahren 1821/24: Dem Permissionisten S. wurde damals (1821) gestattet, das Grundstück der Witwe Susanna Moreaux (mit einem von ihm errichteten Gartenhaus) auf dem Gailsweg (heute Grüneburgweg) zu erwerben, und er hat das Anwesen 1824 grundbuchmäßig wieder veräußert. Über S.’ weiteren Lebensweg ist nur bekannt, dass er möglicherweise nach Würzburg und später nach Frankreich zurückging.
S., dessen Baustil sich vom klassizistisch gestrafften Louis Seize zu dem seit 1800 modern gewordenen Empire wandelte, ließ den französischen Geschmack in die deutsche Baukunst einfließen und schuf somit einen spezifischen Ffter Stil für das Bürgerhaus. Bauten von S. in Ffm. und Umgebung: Haus
Leonhardi (später Rothschild) auf der Zeil (1795-96), „Englischer Hof” am Roßmarkt (1797-98), Pavillon
Metzler (Garten- und Badehaus, errichtet an der Stätte der Begegnung von
Goethe und
Lili Schönemann) in Offenbach (1798), Haus
de Neufville am Roßmarkt (1799), Gartenhaus
Gontard an der Bockenheimer Landstraße (1799), Haus Sarasin am Großen Kornmarkt (1799), Haus Sinzheim am Goetheplatz (1801), Haus Rittershausen am Domplatz (1801),
Gogel’sches Landhaus am Gutleuthof (1803), Haus Mülhens (später Bürgerverein) in der Großen Eschenheimer Straße (1803-06), Haus Koester in der Neuen Mainzer Straße (1816-17), Haus
Lutteroth am Roßmarkt (1816-19), Haus St. George in der Neuen Mainzer Straße (1818-19). Für
Simon Moritz von Bethmann entwarf und errichtete S. den Neubau des Riedhofs (um 1815; Pläne für eine nicht ausgeführte Orangerie im maurischen Stil, 1808, in Bethmann’schem Familienbesitz). Darüber hinaus schrieb ihm die Nachwelt weitere Bauten zu (Vorläuferbau des Rothschildpalais an der Bockenheimer Landstraße, Landhaus Gontard-de Bary am Untermainkai,
Nebbien’sches Gartenhaus an der Bockenheimer Anlage, Gartentempel d’Orville-Barckhaus-Wiesenhütten am Schönhof – jetzt im Grüneburgpark – u. a.), für die S.’ Mitwirkung aber nicht nachzuweisen ist.
Abgesehen von dem zumindest bruchstückhaft erhaltenen Pavillon
Metzler („Lilitempel”) in Offenbach, wurden inzwischen sämtliche genannten Bauten von S. entweder, meist zu Beginn des 20. Jahrhunderts, abgerissen oder im Krieg zerstört. Das einzige – wenn auch nur im Fragment original – erhaltene Bauwerk von S. in Ffm. ist die Villa
Leonhardi, erbaut 1806/07 als Gartenhaus der Patrizierfamilie an der Bockenheimer Anlage. Von 1825 bis 1833 im Besitz des Gastwirts Rosenbach, der darin ein vielbesuchtes Vergnügungslokal für die bessere bürgerliche Gesellschaft betrieb, gehörte das Gartenhaus nach mehreren Eigentümerwechseln (1835 Bankier Wilhelm Friedrich Jaeger, 1843 Marquis Eliacin de Beaumont) seit 1852 dem Bankier
Raphael Erlanger. Als das „Erlanger’sche Gartenhaus” 1907 abgebrochen wurde, kaufte J. Eduard Goldschmidt den Portikus und schenkte ihn dem Palmengarten mit der Maßgabe, dass dieser eine dortige Baulichkeit schmücken sollte. Zuletzt bildete der S.’sche Portikus den Mittelpavillon des Tennisclub-Hauses im Palmengarten. Als krönender Abschluss für die umfassenden Verschönerungsmaßnahmen des Palmengartens wurde 1987 beschlossen, das
Leonhardi’sche Gartenhaus nach den im HMF überlieferten Originalplänen an der Zeppelinallee zu rekonstruieren. Die unter Verwendung des originalen Portikus wiederaufgebaute Villa
Leonhardi wurde am 14.7.1989, dem 200. Jahrestag des Sturms auf die Bastille, eröffnet.
Julius Hülsen entdeckte 1909 in einem Münchener Antiquariat S.’ Nachlass und vermittelte, dass dieser ca. 600 Blatt umfassende Bestand für das HMF erworben wurde. Zwei Briefe von S. an
Simon Moritz von Bethmann (1812) sind im Bethmannarchiv (im ISG) erhalten.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 236f.,
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