Ursprünglicher Name: Lersenmecher (in der Bedeutung von Lederhosen-/Lederstiefelmacher). Auch: Lerssner, Lerssener, Lersener, Lersenner, Lerschner.
Seit der Erhebung in den Adelsstand durch Kaiser Leopold I. 1681: von L.; seit 1881: Freiherren von L.
Eine ebenso wie die
Familie Günderrode in der landgräflich-hessischen Verwaltung aufgestiegene, seit dem 16. Jahrhundert in Ffm. ansässige und noch in jüngster Zeit in höchsten Verwaltungspositionen präsente ehemalige Ffter Patrizierfamilie. Erstmals in Felsberg/Hessen genannt, dann im 15. Jahrhundert aus der Marburger Führungsschicht über die hessische Verwaltung in die Kanzlei und die Kammer der Landgrafschaft Hessen aufgestiegen, als Professoren in die Juristische Fakultät der Universität Marburg und in das Marburger Hofgericht berufen, unterhielt die Familie von L. enge verwandtschaftliche Bindungen an die diese Ämter besetzenden Familien Feige, Heinzenberg, Nusspicker, Scheffer, Blankenheim, Meckbach sowie die auch in Ffm. angesessene Familie Schrendeisen, die schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Familien
von Humbracht,
zum Jungen und L. verknüpfte. Auf dem Hintergrund der die Landgrafschaft und Ffm. gemeinsam erfassenden Reformation und der infolge der Verrechtlichung der Reichverfassung sich gegenüber der gelehrten Jurisprudenz zunehmend öffnenden Haltung des städtischen Patriziats heiratete 1566 der Marburger Professor der Rechte und Richter am dortigen Hofgericht Hermann L. (1535-1613) über die aus Schlüchtern/Kinzig stammende und sowohl in Leipzig als auch in Ffm. tätige Kaufmannsfamilie Rauscher in das Ffter Patriziat ein. Damit war auch die Aufnahme in das Haus Alten-Limpurg verbunden. Die Familie Rauscher war zusammen mit der Ffter Patrizierfamilie
Bromm im für die Finanzen der Reichsstadt ruinösen und deshalb noch während des
Fettmilch-Aufstands nachwirkenden Mansfelder Saigerhandel aktiv. Ihrer Herkunft gemäß entwickelte sich innerhalb der Familie von L. über die Jahrhunderte eine Tradition im Verwaltungs- und insbesondere im Militärdienst. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts standen Familienmitglieder in dänischen, dann kaiserlich-österreichischen und großherzoglich-hessischen Diensten, mit der Angliederung der Stadt an Preußen und schließlich der Reichsgründung traten sie bevorzugt in die preußische und die deutsche Armee bis 1945 ein.
Im Unterschied zu anderen Ffter Patrizierfamilien suchte die Familie von L. ihre wirtschaftliche Basis nicht vornehmlich innerhalb der Stadt, sondern konnte sich ihrer Tradition entsprechend auf Lehen hessischer Provenienz und eigene Erwerbungen stützen. Der Senior des Hauses erhielt von Hessen-Kassel Lehen in Reizberg bei Marburg (seit 1534) und Grebenstein bei Hofgeismar (seit 1569). Zu den Eigenerwerbungen gehörten das Rittergut Nieder-Erlenbach (1648-1953) mit 360 Morgen Land um das Jahr 1720, das Gut Nordenstadt bei Wiesbaden, das aus dem Besitz einer Mainzer Familie (Gelthaus-Zum Jungen-Abend) durch Heirat im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts an die Familie Raiss und von dieser Ende des 16. Jahrhunderts über die Rauscher an die von L. kam, sowie das von Marie Antonie Löffler von Neidlingen, Ehefrau von Heinrich Ludwig von L. (1629-1696) geerbte Gut Hohenstein bei Besigheim (1658-78). Hermann L. kaufte im Jahr 1581 das Haus zum Rebstock, das zusammen mit den späteren Erwerbungen zum Weißen Haus, zum Alten Wedel, zum Baum und dem L.’schen Garten an der Windmühle von Johann Heinrich (1658-1713) und Johann Maximilian von L. (1648-1702) infolge der dem hessen-darmstädtischen Landgrafen gewährten und nicht zurückgezahlten Kredite schon seit den 1690er Jahren zwangsverkauft werden musste. Um 1760 besaß die Familie von L. noch fünf Liegenschaften im innerstädtischen Bereich: auf der Zeil, Hinter der Rose und in der Döppengasse nahe der Hauptwache sowie zwei Häuser neben dem Schweikardtshof in Sachsenhausen.
L.straße im Nordend. Bis 1933 L.schule, eine Volksschule, in Bornheim (dann umbenannt in Günthersburgschule, in deren früheres Gebäude die L.schule zugleich verlegt worden war).
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 453,
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