Die ersten M. lassen sich 1584 in Metz nachweisen. Nach der Familientradition soll die eigentliche Herkunft in dem moselaufwärts gelegenen Städtchen Pont-à-Mousson liegen. Um 1700 kamen die als Hugenotten verfolgten M. nach Berlin, wo sie als Gärtner und Beuteltuchmacher tätig waren. Paul M. (1734-1808) wurde Ofenmeister in der von Friedrich II. 1763 gegründeten königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin. Da das staatliche Interesse an der Manufaktur nach dem Tod Friedrichs II. nachließ, wandte sich Paul M.s Sohn
August Friedrich einer anderen Profession, der Seifen- und Lichterproduktion, zu. Durch ihn kamen die M. nach Ffm. Am 5.12.1798 erhielt er das Bürgerrecht. Dieses Datum gilt als Gründungsdatum der späteren Firma „J. G. Mouson & Co. Das Haus der Postkutsche“.
Das Ffter Stammhaus der Firma M. befand sich in der Breiten Gasse 43 und musste wegen des wachsenden Geschäftsumfangs mehrfach durch umliegende Gebäude erweitert werden. Bis 1879 war die Produktion so groß geworden, dass im Bergweg (der späteren Gwinner-, heutigen M.straße im Ostend) bis 1881 eine neue Fabrik errichtet wurde. Mit der Herstellung von Feinseifen, Hautcremes, vor allem der von
August Friedrich M. entwickelten Creme Mouson, Lavendelwasser und Parfüms wurde M. weltweit bekannt. 1935 kam das von Hans M. (1904-1943) komponierte Mouson Alt-Englisch Lavendel auf den Markt, das um 1940 in Mouson Lavendel „Mit der Postkutsche“ umbenannt wurde. Der Zusatz „Mit der Postkutsche“, zunächst nur für die Lavendelprodukte verwendet, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Markenzeichen des Unternehmens. Man bezog sich damit auf die Ffter Tradition der Thurn und Taxis’schen Poststation auf der Zeil.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde im Rahmen der „Kugellager-Schnellaktion“ 1944 die Aufbereitung von Wälzlagern aus der zerstörten Kugellagerfabrik Schweinfurt in das M.’sche Werk verlegt. Trotz eigenen Kriegsschadens, die Fabrikanlagen und Maschinen wurden bis zu 70 Prozent zerstört, konnte M. im erhaltenen M.turm Seifen, -pulver und Hautcremes für Wehrmacht und zivilen Sektor weiterproduzieren.
Der Wiederaufbau des Unternehmens, das seit 1952 unter „J. G. Mouson & Co. Das Haus der Postkutsche“ firmierte, war bis 1958 abgeschlossen. Um 1961 wurde auf dem Firmengelände eine Fabrik für Produkte des führenden amerikanischen Haarkosmetik-Unternehmens Helen Curtis aus Chicago errichtet, für deren Vertrieb bereits seit Mitte der 1950er Jahre das Tochterunternehmen „ENGADINA, Meles & Co. GmbH“ in Hanau, später in Ffm., bestand.
Noch bis Mitte der 1960er Jahre war die Firma M. ausgesprochen erfolgreich. Kurz danach setzten wirtschaftliche Schwierigkeiten ein, die 1972 zum Verkauf des Unternehmens führten. Hans Albrecht M. (1944-2020), der Sohn von Hans M., gründete noch 1972 die „Mouson Cosmetic GmbH“, die 1973 als Tochtergesellschaft in den Besitz der Varta AG überging. Ab 1979 gehörte die „Mouson Cosmetic GmbH“ als Tochterunternehmen der „Curta und Co. GmbH – Das Jade-Haus“ über deren Mutter „Cassella Farbwerke Mainkur AG“ zur Hoechst AG. Der Firmensitz wurde in das Jade-Haus in der Hanauer Landstraße 523 in Fechenheim verlegt. Die beiden Gesellschaften Curta und M. wurden 1983 zur „Jade Cosmetic GmbH“ verschmolzen. Damit endet die Firmengeschichte unter dem Namen M. Dieser lebt noch als Produktname für einige Cremes, heute unter dem Dach der Marke Garnier von L’Oréal Deutschland, fort.
Um die Nutzung des Fabrikgeländes im Ostend entstand ein jahrelanger politischer Konflikt. 1979 erwarb die Stadt das Gelände. Auf einem Teil davon befindet sich heute ein Seniorenwohnstift. Als einziger Rest der alten Fabrikanlage im Ostend blieb der 1925-26 errichtete und seit 1976 denkmalgeschützte M.turm erhalten, der seit 1988 als Kulturzentrum („Künstlerhaus M.turm“) dient.
Firmenarchiv im ISG. Pult der historischen Ladeneinrichtung und Modell des Stammhauses (von
Hermann und
Robert Treuner) im HMF.
Nach der Familie M. wurde 1910 eine neu entstandene Straße im Seckbacher Industriegebiet benannt. Diese Straße heißt heute Gwinnerstraße. Die ursprüngliche Gwinnerstraße, die direkt am Firmengelände M. entlang verlief, wurde aus Anlass des 150. Firmenjubiläums 1948 in M.straße umbenannt.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 67,
).