Neuerscheinungen vom 10. November 2019

Einleitung: 

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

das „Neue Frankfurt“ kam nicht erst 1925 mit Ernst May. Das entscheidende Konzept zur Stadtentwicklung hatte bereits seit 1917 Ludwig Landmann ausgearbeitet und umgesetzt, zunächst als Wirtschaftsdezernent, seit 1924 als Oberbürgermeister. Am Anfang stand 1919 die Neugründung der Frankfurter Internationalen Messe. Zu deren Mitarbeitern gehörte bald eine bemerkenswerte Frau, von deren kurzer und doch so wichtiger Frankfurter Zeit der diesmalige Artikel des Monats handelt.

Artikel des Monats November 2019:
Eine Frau für die Moderne

Sie zeigte Frankfurt und der Welt die Moderne: Lilly Reich. Als Mitglied der Jury für das „Haus Werkbund“ auf dem Frankfurter Messegelände kam die 38-jährige Berliner Innenarchitektin und Modedesignerin um 1923 nach Frankfurt. Im Auftrag des Messamts war sie etwa für die Ausstellung „Die Form“ im städtischen Kunstgewerbemuseum 1924 mitverantwortlich, die den Übergang vom Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit in Frankfurt markiert. Nebenbei betrieb Lilly Reich, die schon früh für eine Reform in Modefragen eingetreten war, ein Atelier für Wäsche, Blusen und Kleider in der Fahrgasse. Dort bot sie auch Lehrkurse im Nähen, Schnittzeichnen und Sticken an. Doch scheinen sich ihre Hoffnungen auf eine berufliche Laufbahn in der Mainstadt nicht erfüllt zu haben. Mit der von ihr geschaffenen Ausstellung „Von der Faser zum Gewebe“ in der Festhalle verabschiedete sich Lilly Reich zur Herbstmesse 1926 von Frankfurt. An der Seite des Architekten Ludwig Mies van der Rohe, den sie während ihrer Frankfurter Jahre kennengelernt hatte, sollte sie nun so richtig durchstarten – in eine internationale Karriere als Ausstellungsgestalterin und Innenarchitektin der Moderne.
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Schluss: 

Neben Lilly Reich gehörten zu dem Kreis, der seit Beginn der 1920er Jahre in Kooperation und manchmal auch in Konkurrenz das „Neue Frankfurt“ vorbereitete, etwa die Messedirektoren Otto Ernst Sutter und Josef Modlinger, die zudem als Presse- und Werbefachleute eine wichtige Rolle spielten, der Kunsthistoriker Fritz Wichert, der seit 1923 die städtische Kunstgewerbeschule leitete, und der Architekt Ferdinand Kramer, der, damals ganz am Beginn seiner Karriere, zunächst zusammen mit Lilly Reich im Sinne des Deutschen Werkbunds arbeitete und später in das Team von Ernst May am Hochbauamt wechselte.
Weitere Biographien von diesen und anderen prägenden Persönlichkeiten der frühen Moderne am Main werden im Frankfurter Personenlexikon nach und nach folgen. Manche der Protagonisten sind erst in jüngerer Zeit wieder in den Blickpunkt der Forschung und das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Auch Lilly Reich war nach ihrem Tod 1947 jahrzehntelang vergessen. Nach einer ersten Monographie von Sonja Günther (1988) wurde sie wieder wahrgenommen, zunächst meist nur als Partnerin von Mies van der Rohe, heute als eigenständige Architektin und Designerin. Der Artikel im Frankfurter Personenlexikon bietet auch neue Recherchenergebnisse aus den Quellen zur Frankfurter Zeit von Lilly Reich.
Auf dem aktuellsten Stand der Forschung präsentiert sich diesmal außerdem der Artikel über den Kunsthistoriker Ernstotto Graf zu Solms-Laubach, verfasst von Ulrike Schmiegelt-Rietig, Spezialistin für Provenienzforschung, die in ihrem Beitrag auch Solms’ Rolle als Museumsleiter in der NS-Zeit und während des Krieges behandelt. Ebenfalls auf grundlegenden eigenen Recherchen basiert der Beitrag über den Psychologen Maximilian Schubart, geschrieben von Michael Heymel, einem bewährten Autor des Frankfurter Personenlexikons, der einmal hinter den schillernden Schein von Schubarts Leben als „Deutschlands erster Headhunter“ in den 1960er Jahren schaut.

Zum Schluss dieses Editorials möchte ich Sie herzlich um Entschuldigung bitten, dass Sie diesmal aus redaktionellen Gründen länger warten mussten, bis die aktuelle Monatslieferung endlich ganz komplett online zu lesen war. Ich würde mich freuen, wenn Sie dem Frankfurter Personenlexikon dennoch treu und gewogen blieben.
Sollten Sie etwa an grauen Tagen, wie es sie im November und auch im Dezember noch geben kann, eine bunte Abwechslung und einen interessanten Zeitvertreib suchen, denken Sie bitte wieder einmal an das Frankfurter Personenlexikon. Es lässt sich darin immer etwas Lesenswertes entdecken.

Mit den besten Grüßen
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons

P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Dezember 2019.