Aus jüdischer Familie. Die Eltern stammten aus Österreich-Ungarn, vermutlich aus Böhmen. Daher war M. österreichisch-ungarischer, nach 1918 wahrscheinlich tschechoslowakischer Staatsbürger. Verheiratet (seit 1924) mit der aus (Chemnitz-)Hilbersdorf gebürtigen Schauspielerin und Sängerin Alma
Margarete M., geb. Müller (1897-1979), die am Schumanntheater in Ffm. engagiert war. Keine Kinder.
Schulbesuch in Berlin bis zum Einjährig-Freiwilligen-Zeugnis bzw. zur Matura für Preußen und Österreich-Ungarn. Kaufmännische Ausbildung. Ab ca. 1905/06 Assistent an den Berliner Ausstellungshallen. Reisen nach Großbritannien.
Ab 1.2.1909 Geschäftsführer (Direktor) der Ausstellungs- und Festhallen-Gesellschaft in Ffm. neben Stadtkämmereidirektor Wilhelm von Loewenstein (1907-11) und Georg Benkard (1907-21). M. bezog eine Drei-Zimmer-Dienstwohnung in der Festhalle und erhielt 6.000 Mark Jahresgehalt. Er verantwortete bis 1914 vor allem das Vermietungsgeschäft und die Anwerbung neuer Veranstaltungen. Bedeutende Veranstaltungen bis 1914 waren der 3. Wettstreit Deutscher Männergesangvereine zur Eröffnung der Festhalle 1909, die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung 1909, die Internationale Ausstellung für Sport und Spiel 1910, das 28. Bundesfest des Deutschen Radfahrerbunds und das erste Ffter Sechs-Tage-Rennen 1911, Gastspiele des Zirkus Sarrasani 1912 und des Deutschen Theaters 1913. Im Ersten Weltkrieg kämpfte M. als Zugführer im österreichisch-ungarischen Heer von 1914 bis Frühjahr 1915 in Galizien, wo er in russische Gefangenschaft geriet. Nach der Oktoberrevolution 1917 floh er aus Sibirien nach Reval, wo er Ende Februar 1918 eintraf. Nach zweifacher Quarantäne war er im Juni 1918 zu Besuch bei Oberbürgermeister
Voigt in Ffm., und nach Kriegsende und Aufhebung der militärischen Beschlagnahme der Festhalle im Februar 1919 kehrte er in sein Amt als Geschäftsführer der Ffter Ausstellungs- und Festhallen-Gesellschaft (seit 1920: Messe- und Ausstellungs-Gesellschaft) zurück. Zusammen mit dem damaligen Wirtschaftsdezernenten und späteren Oberbürgermeister
Ludwig Landmann initiierte M. die erste Internationale Einfuhrmesse 1919 und die folgenden Ffter Internationalen Messen, die bis 1929 jeweils im Frühjahr und Herbst stattfanden. Unterstützt von
Landmann trieb M. den zügigen Ausbau des Messegeländes voran: Es entstanden 1921 das „Haus Werkbund“ (Architekt:
Fritz Voggenberger; kriegszerstört 1942/43, Trümmer abgetragen bis 1947), 1920/21 das „Haus Offenbach“ als Verwaltungs- und Ausstellungsgebäude (Architekten:
Friedrich von Thiersch und Karl von Loehr; kriegszerstört 1943/44, abgetragen bis 1948) und 1922 das „Haus der Technik“ (Architekt:
Ludwig Bernoully; kriegsbeschädigt 1943/44, wiederaufgebaut bis 1948, erweitert 1957, abgerissen 1982); das „Haus der Moden“ (Architekten: Karl von Loehr, Robert Wollmann und
Peter Behrens; kriegsbeschädigt 1943/44, provisorisch wiederaufgebaut 1947/48, abgetragen 1950) schloss 1924/25 das erste Ausbauprogramm des Messegeländes ab. Besonderes Augenmerk legten die beiden Messedirektoren M. und
Otto Ernst Sutter (1920-29) auf eine ästhetisch und grafisch qualitätvolle Werbung und Ausstellungsgestaltung; letztere wurde von 1922 bis 1926 insbesondere von
Lilly Reich verantwortet. Die internationalen Verbindungen von Stadt und Messegesellschaft wurden durch die Veranstaltung regelmäßiger Journalistenreisen sowie den Einsatz einer gezielten Presseberichterstattung und einer Vielzahl von Werbemitteln in allen europäischen Sprachen ausgebaut. Bei der Gründung der „Union des Foires International“ (Internationale Messe-Union, UFI) 1925 in Mailand war M. einer der Wegbereiter. 1927 unterhielt die Ffter Messegesellschaft Vertretungen in 36 Staaten in Europa, Amerika, Asien und Afrika. Seit 1928 sah sich M. wegen der defizitären Geschäftsergebnisse verstärkter Kritik in der Öffentlichkeit und in der Stadtverordnetenversammlung ausgesetzt, die bis zur Forderung nach Auflösung der Gesellschaft reichten. Am 15.2.1930 übergab M. die Geschäftsführung der Messe- und Ausstellungs-Gesellschaft an
Julius Karl Schnorr.
Von 1930 bis 1935 war M. kaufmännischer Direktor der Staatlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) in Berlin. Ab 1933 wohnte er in einer von dem Architekten Otto Rauter (1903-1986) entworfenen Villa in Wannsee, Am Sandwerder 48, in Berlin. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde M. Ende 1935 bei der KPM entlassen. Seine Frau, die vom evangelischen zum jüdischen Glauben konvertiert war, war bereits seit 1933 ohne Engagement. Infolge des Novemberpogroms 1938 war M. für einige Wochen (bis Mitte Dezember 1938) im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Um diese Zeit trat Margarete M. aus der Jüdischen Gemeinde aus (27.12.1938), wohl zum Schutz ihres Mannes, da das Paar dadurch in einer „Mischehe“ lebte; nach 1945 trat Margarete M. wieder in die Jüdische Gemeinde ein. Aus dem eigenen Haus in Wannsee musste das Ehepaar 1941 ausziehen; seitdem wohnten die beiden in einer Einzimmerwohnung in Berlin-Charlottenburg, Schlüterstraße 53. Im Februar/März 1943 war M. im Sammellager der Gestapo („Abwanderungslager“) in der Großen Hamburger Straße bzw. in der Rosenstraße in Berlin interniert. Von 1943 bis 1944 musste er Zwangsarbeit bei der Reichsbahn leisten. Bei Kriegsende 1945 wurde er aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen befreit. Im Juni 1945 konnten M. und seine Frau ihr Haus Am Sandwerder 48 wieder beziehen. Später (1951) wurden sie als „rassisch Verfolgte“ anerkannt.
Im April 1946 und von 1959 bis 1964 stand M. in losem Briefkontakt mit
Fried Lübbecke, dessen „Bund tätiger Altstadtfreunde“ in Ffm. er angehörte.
Veröffentlichungen von M. zur Ffter Messe: „Neue Mustermessen. Aus der Geschichte der ersten Jahre der wiedererstandenen Ffter Messen“ (in der Reihe „Schriften des Ffter Messamts“, 1924), „Dienst an Ffm. Ein Arbeitsbericht der Messe- und Ausstellungs-Gesellschaft über das Jahr 1928“ (1929), „Das Ffter Messe- und Ausstellungswesen im Jahre 1929. Ein Jahresbericht“ (in: Der Bund, Verkehrs- und Wirtschaftszeitschrift, 1929) u. a.
Porträtzeichnung (von
Lino Salini) im HMF.
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