Neuerscheinungen vom 10. September 2024

Einleitung: 

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

die Ferien sind vorbei, der Urlaub ist zur Erinnerung geworden, die Kinder gehen wieder zur Schule, die Zeitungen füllen sich mit Nachrichten, die Theater beginnen die Spielzeit – und plötzlich ist der Herbst da. Wie zu jeder Jahreszeit bietet das Frankfurter Personenlexikon auch jetzt wieder einen neuen Artikel des Monats, der diesmal unter dem Vorzeichen eines der berühmtesten Frankfurter Namen steht.

Artikel des Monats September 2024:
Getreu in der Tradition der Familie Rothschild

Er trat die Nachfolge der Familie Rothschild in Frankfurt an: Maximilian von Goldschmidt-Rothschild. Der wohlhabende Bankier, der aus der alteingesessenen und weitverzweigten jüdischen Frankfurter Familie Goldschmidt stammte, hatte in den 1860er Jahren im väterlichen Bankhaus „B. H. Goldschmidt“ begonnen, das er später zusammen mit seinem Bruder leitete.
Als sich Max Goldschmidt, wie er damals noch hieß, und Minka von Rothschild ineinander verliebten, wollte Minkas Vater Wilhelm Carl von Rothschild jedoch einer Heirat zunächst nicht zustimmen, denn Rothschild lebte orthodox jüdisch, während Goldschmidt religiös indifferent erzogen worden war. Um seine Tochter nicht zu verlieren, lenkte Rothschild schließlich ein. Das Paar heiratete 1878 und bekam drei Söhne und zwei Töchter. Die Familie wohnte im Rothschildpalais in der Bockenheimer Landstraße 10. Am Bankhaus Rothschild hatte Goldschmidt allerdings keinen Anteil, da nach Rothschild’schem Brauch die angeheirateten Familienmitglieder vom Geschäft ausgeschlossen waren. Seit der Aufgabe des eigenen Bankhauses um die Mitte der 1890er Jahre widmete sich Goldschmidt als Privatier intensiv seiner Kunstsammlung.
Mit dem Tod des Schwiegervaters Wilhelm Carl von Rothschild als des letzten männlichen Namensträgers in Frankfurt 1901 endete die Geschichte des Bankhauses Rothschild in der Mainstadt. Im Zuge der Nobilitierung 1903/07 nahm daraufhin Goldschmidt den Nachnamen Rothschild zusätzlich an – und damit die Verpflichtung, die Familie seiner (bereits 1903 verstorbenen) Frau in Frankfurt gesellschaftlich zu vertreten. Er pflegte die Tradition des Hauses Rothschild in der Stadt auch, indem er sich etwa in einigen der zahlreichen Familienstiftungen engagierte und, zusammen mit seiner Schwiegermutter Hannah Mathilde von Rothschild, eine Million Mark für die Gründung der Frankfurter Universität spendete.
Unter dem Druck der nationalsozialistischen Herrschaft verkaufte Max von Goldschmidt-Rothschild seine Immobilien und seine bedeutende Kunstsammlung 1937/38 an die Stadt, die im Rothschildpalais in der Bockenheimer Landstraße umgehend eine Dependance des Museums für Kunsthandwerk eröffnete. Der ehemalige Hausherr fristete derweil sein Dasein als Mieter in beengten Verhältnissen im obersten Stockwerk des Palais, bis er im 97. Lebensjahr 1940 starb. Seine Kunstsammlung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg an die Erben restituiert und in alle Winde verstreut. Einzelne Stücke blieben in Frankfurter Museen, z. B. der bronzene Apoll von Belvedere im Liebieghaus. In einem Projekt vor dem Hintergrund der Provenienzforschung hat das Museum Angewandte Kunst inzwischen die Sammlung und deren Schicksal rekonstruiert, so dass eine Ausstellung im vergangenen Jahr einen anschaulichen Gesamteindruck von der herausragenden Leistung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild als Kunstsammler geben konnte.
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Schluss: 

Ein weiterer neuer Artikel in diesem Monat befasst sich mit Leben und Werk der Buchbinderin und Typografin Gudrun Zapf-von Hesse, die ihre erste eigene Schrift, die später so genannte „Hesse Antiqua“, 1946/47 für die Bauersche Gießerei in Frankfurt entwickelte. Ihre erfolgreichste Schrift, die „Diotima“, entstanden von 1948 bis 1951 für die Frankfurter „D. Stempel AG“, ist etwa auf den grünen Bleistiften einer bekannten Marke zu sehen. Trotz späterer internationaler Aufträge und Anerkennung wurde Gudrun Zapf-von Hesse in Deutschland kaum als Schriftgestalterin wahrgenommen, zumal ihr Tätigkeitsfeld der Typografie noch lange von Männern dominiert war. Auf die „Schriftgestaltung von Frauen und Queers im 20. und 21 Jahrhundert“ macht derzeit die Ausstellung „Same Bold Stories?“ aufmerksam, die noch bis zum 24. November 2024 im Klingspor-Museum in Offenbach zu sehen ist. Eine der Protagonistinnen in der Ausstellung ist Gudrun Zapf-von Hesse.

Anlässlich zweier aktueller Gedenktage sei noch auf die passenden Artikel im Frankfurter Personenlexikon hingewiesen, auch wenn sie schon länger zu dessen Bestand gehören. Vor 100 Jahren, am 28. September 1924, wurde Siegfried Unseld geboren, der von 1959 bis zu seinem Tod 2002 den Suhrkamp Verlag in Frankfurt leitete. Er gilt als einer der bedeutendsten und prägendsten Verleger in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Frankfurter Bürgerstiftung, die von Unseld mitbegründet wurde, widmet ihm die in Kooperation mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und dem Suhrkamp Verlag entstandene Ausstellung „Siegfried Unseld, der Verleger. Ein Porträt in Briefen“, die am 26. September 2024 im Holzhausenschlösschen eröffnet wird.

Schon zu Jahresbeginn konnte der Hessische Rundfunk (HR) seinen 75. Geburtstag feiern: Am 28. Januar 1949 wurde dem Intendanten Eberhard Beckmann feierlich die Sendelizenz übergeben, womit der Sender endgültig von der amerikanischen Besatzungsmacht in deutsche Verantwortung überging. Zu den beliebtesten Sendungen der frühen Radiojahre beim HR gehörten die „Öffentlichen Bunten Nachmittage“. Bei einem dieser „Bunten Nachmittage“ vor 75 Jahren stellte sich eine hessische Familie dem Publikum vor: „Die Familie Hesselbach“, die schnell sehr beliebt wurde und heute Kultstatus genießt. Die erste Folge der Hörfunkserie mit den „Hesselbachs“ wurde am 17. September 1949 gesendet. Es sprachen der Autor Wolf Schmidt als Babba, die Frankfurter Schauspielerinnen Anny Hannewald als Mamma und Lia Wöhr als Tochter Anneliese sowie der junge Schauspieler Joost-Jürgen Siedhoff als Sohn Willi. Wenn man dem Kalender von Lia Wöhr glauben darf, wurde die Folge etwa 14 Tage vor der Sendung live aufgezeichnet, so dass der eigentliche Geburtstag der „Hesselbachs“ bereits am 31. August oder spätestens am 3. September gewesen wäre…
Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass Lia Wöhr ab der zweiten Folge zur Mamma Hesselbach aufstieg, während die Rolle der Tochter von der Schauspielerin Sofie Engelke übernommen wurde. Liesel Christ kam als „neue“ Mamma erst in der ab 1960 laufenden Fernsehserie „Die Firma Hesselbach“ ins Spiel. Von den Helden der „Hesselbachs“ fehlt im FP übrigens noch Joost Siedhoff, „der Willi“, der erst vor zwei Jahren im Alter von 96 Jahren starb. Ein Artikel über ihn ist geplant.

Nach diesem bunten Mix von Hinweisen auf Artikel zu ernsten wie auch zu unterhaltsamen Themen schließt das septemberliche Editorial
mit den besten Grüßen und Wünschen
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons

P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. Oktober 2024.