Boehle, Karl Friedrich, gen. Fritz. Maler, Radierer und Bildhauer. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 7.2.1873 Emmendingen, Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 20.10.1916 Ffm.
Seit 1880 in Ffm. Bis 1889 Schüler der Klingerschule. Bereits in den letzten Schuljahren (seit 1886) Ausbildung am Städelschen Kunstinstitut unter
Hasselhorst und
Kirchbach (bis 1892). Gemeinsames Atelier mit
Wilhelm Altheim, mit dem B. befreundet war. Nach Studienjahren in München und einer Italienreise lebte B. seit 1897 wieder in Ffm., wo er sein Atelier im Deutschordenshaus in Sachsenhausen hatte (bis 1910). Seine Gemälde und Radierungen, mit denen er bewusst an den Stil der
Dürerzeit anknüpfte und die derb-charaktervoll das Leben der Mainschiffer, Bauern und Handwerker darstellen, brachten ihm frühen Ruhm vonseiten der Kunstkritik ein. 1898 Entwurf für die Ausmalung der Römerhallen. Weil ihm die alte Statue
Karls des Großen von
Wendelstadt auf der Alten Brücke missfiel, begann B. um 1900, bildhauerisch zu arbeiten. Er wollte ein würdigeres Denkmal für den
Kaiser schaffen. Es entstanden Entwürfe und Modelle für eine überlebensgroße Reiterstatue
Karls des Großen, ohne dass B. einen Auftrag dafür gehabt hätte. Oberbürgermeister
Adickes zeigte jedoch Interesse für dieses Projekt, und es kam 1907 zu einem Vorvertrag mit der Stadt, der aber nicht rechtskräftig wurde. Schließlich kaufte die Stadt die Galvanoplastik „Schreitender Stier“ von B. (ausgezeichnet mit dem Grand Prix auf der Brüsseler Weltausstellung, 1901; aufgestellt zunächst im Städelgarten, dann im Wasserwerkspark auf dem Sachsenhäuser Berg, heute im Günthersburgpark), so dass B. wenigstens die Kosten für die Vorarbeiten decken konnte. 1907 Kleine Goldmedaille für zwölf Radierungen auf der Großen Berliner Kunstausstellung. 1908 Ausstellung im Städel. Die Stadt erwarb daraufhin 20 Gemälde B.s zum Preis von 80.000 Goldmark. Von diesem Geld kaufte B. ein Anwesen im I. Wartegäßchen am Sachsenhäuser Berg und errichtete dort ein eigenwilliges Haus („B.haus“), in das er 1910 sein Atelier verlegte. Auch das Modell für die Reiterstatue
Karls des Großen wurde dorthin transportiert, wurde aber nie fertiggestellt und ausgeführt. B., der inzwischen wegen seiner rauen, abweisenden Natur zum Ffter Original geworden war, fand in
Conrad Binding einen Mäzen. Die Binding-Brauerei verwendete Radierungen des Künstlers von 1910 bis 1916 für ihre Kalender, nachdem B. schon 1908 einen „Ffter Kalender“ und seit 1909 die Wandkalender der Druckerei Klimsch gestaltet hatte. Diese Kalenderblätter, besonders die charakteristischen Pferdebilder B.s, wurden rasch volkstümlich. Ein Entwurf für das Reiterstandbild
Karls des Großen wurde zur Schutzmarke für das Binding-Starkbier Carolus. 1916 Ausstellung im Ffter Kunstverein.
Erwähnenswert sind die von B. geschaffenen Porträts seines Freundes
Altheim (1893), seiner Mutter (1896) und des Oberbürgermeisters
Adickes (1907). „Laufender Jüngling mit Pferd“ (Gemälde, 1908) im Besitz des Städelschen Kunstinstituts.
Die Binding-Brauerei ließ nach einem erhalten gebliebenen kleinen Plastilinmodell der Reiterstatue
Karls des Großen eine Bronzeplastik anfertigen, die 1965 zunächst vor dem Verwaltungsgebäude der Brauerei in der Darmstädter Landstraße aufgestellt wurde und seit 1976 den Carolus-Brunnen am Wendelsplatz schmückt.
Einige Selbstbildnisse. Porträtiert von
Rudolf Gudden,
Lino Salini und
Gustav Schraegle. Totenmaske B.s von
Augusto Varnesi.
2017 Ausstellung „Fritz Böhle 1873-1916“ der Gesellschaft zur Förderung Ffter Malerei im Untergeschoss der Paulskirche in Ffm.
Fritz-B.-Straße in Sachsenhausen. B.park („Wasserpark“ um einen Hochbehälter) in der Nachbarschaft des „B.hauses“ in Sachsenhausen. B.schule, eine Grundschule, in Griesheim.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 83f.,
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