E. hatte sich 1900 zum Studium des lokalen Arbeitersekretariats und der Gewerkschaftsorganisationen länger in Ffm. aufgehalten. Als Reichspräsident besuchte er dreimal die Stadt: im Oktober 1919, im Februar 1922 und im Mai 1923. Am 3.10.1919 kam er zur Eröffnung der ersten Einfuhrmesse. In einer Rede vor internationalem Publikum warb er für die Wiederaufnahme der im Ersten Weltkrieg abgerissenen Handelsbeziehungen und Rohstofflieferungen als unerlässliche Vorbedingungen für den wirtschaftlichen Aufbau des republikanischen Staates.
Ende Februar 1922 nahm E. an der Ffter Goethewoche teil, zu der er zwei Ansprachen (am 26. und 28.2.1922) hielt. Hier traf er wiederholt mit
Gerhart Hauptmann und
Thomas Mann zusammen, nicht nur bei den öffentlichen Vorträgen der beiden Schriftsteller, sondern auch im geselligen Kreis in der Ffter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft und bei einer Privateinladung im Haus von
Heinrich Simon, dem Herausgeber der Ffter Zeitung.
Simon war einer der ganz wenigen Pressevertreter, die E. in Berlin mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu Hintergrundgesprächen empfing. Die Goethewoche hatte eine nachhaltige kulturelle Wirkung. Als
Thomas Mann im gleichen Jahr mit seiner Rede „Von deutscher Republik“ den Wandel vom Monarchisten zum Vernunftrepublikaner vollzog, erinnerte er ausdrücklich an die Ffter Begegnung mit dem „Vater Ebert“ als Gründer der Republik.
Ein letztes Mal kam E. am 18.5.1923 anlässlich der 75-Jahr-Feier der Ffter Nationalversammlung in der Paulskirche nach Ffm. Zunächst sprach er im Kaisersaal des Römers, wo sich die politische Prominenz versammelt hatte, Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden und des Provinziallandtags, Delegationen aus allen deutschen Ländern (außer Bayern) sowie eine zehnköpfige Abordnung des österreichischen Parlaments mit dem Präsidenten des Nationalrats Karl Seitz und dem ehemaligen Staatskanzler Karl Renner. E. feierte die Nationalversammlung von 1848 als Vorkämpfer für eine demokratische Staatsordnung der Einheit, der Freiheit und der rechtsstaatlichen Verfassung. Auf dem Römerberg und beim Festzug hinüber in die Paulskirche herrschte, wie zeitgenössische Presseberichte und Fotos belegen, in einer dicht gedrängten Menschenmenge eine „Begeisterung ohnegleichen“. Die Festansprache in der Paulskirche hielt der Heidelberger Professor Alfred Weber. Am Abend gab es in der Oper eine festliche Aufführung von Beethovens „Fidelio“. Auf dem Opernplatz versammelte sich mit schwarz-rot-goldenen Fahnen eine „schier endlose Menschenmenge“. Ein Fackelzug konnte nur langsam durch ein Spalier von etwa 60.000 Zuschauern vorrücken. E. musste vom Balkon der Oper noch einmal sprechen. Der von politischen Gegnern rechts und links, von Deutschnationalen und Kommunisten, viel geschmähte und verunglimpfte E. hatte eine solche Demonstration für die Demokratie noch nicht erlebt. Seine Weggefährten bezeichneten sie als „Höhepunkt in E.s politischem Wirken“. Oberbürgermeister
Landmann äußerte den Wunsch, der Reichspräsident möge alljährlich für eine bestimmte Zeit „im Ffter Bundespalais, dem Symbol der inneren Einheit der deutschen Stämme,“ seine Residenz nehmen. Dieser Plan kam wegen E.s frühem Tod nicht zur Ausführung.
Als Nachruf auf E. druckte die FZ am 6.3.1925
Thomas Manns „Brief über Ebert“ in einer gekürzten und redigierten Fassung. Die Stadt Ffm. machte E. zur Zentralfigur der demokratischen Traditionspflege. Bei der Verfassungsfeier am 11.8.1926, dem Jahrestag der Weimarer Reichsverfassung, wurde an der Paulskirche ein Friedrich-E.-Denkmal angebracht, die Bronzeplastik eines Jünglings von
Richard Scheibe und eine Inschrift: „Die Stadt Frankfurt a M/ Friedrich Ebert/ dem Präsidenten des Deutschen Reiches/ 1919–1925 zum ehrenden Gedächtnis“ [zunächst als Gravur in der Außenwand, seit Oktober 1926 unter Korrektur der anfangs falsch („1919–1924“) angegebenen Jahreszahlen, dann in Bronzelettern von
Richard Scheibe]. Das Denkmal wurde im April 1933 entfernt; die Plastik wurde zunächst im Keller des Völkerkundemuseums, danach im Depot des Städelschen Kunstinstituts aufbewahrt und ist seit 1989 im HMF zu sehen, zunächst im Innenhof, seit Eröffnung des Museumsneubaus 2017 in der Dauerausstellung. Ein von Bildhauer
Richard Scheibe gefertigter Neuguss befindet sich inzwischen an der alten Stelle an der Paulskirche mit der Inschrift: „Zum Gedächtnis an den/ ersten Reichspräsidenten/ Friedrich Ebert/ wiedererrichtet zu seinem 25 Todestag/ dem 28 Febr 1950. Die Stadt Frankfurt a M.“
[sic!].
Friedrich-E.-Anlage zwischen Westend und Messegelände, zugleich Beginn des Ffter Alleenrings, benannt 1955, nachdem sich die Umbenennung der Kaiserstraße nach E. nicht durchgesetzt hatte. Friedrich-E.-Siedlung im Gallusviertel, erbaut 1930-32 (zerstört 1944, wiederaufgebaut 1947-50) und 1950-56, basierend auf Planungen der Architekten des „Neuen Fft.“ um
Ernst May. Friedrich-E.-Schule, reformpädagogische Schule 1930-33 und wieder seit 1954, früher am Bornheimer Hang, seit 1977 in Seckbach; dort Porträtbüste E.s (von
Knud Knudsen, 1958). Das 1930 von
Max Beckmann exklusiv für die Schule gefertigte Gemälde wurde 1933 entfernt und ist seitdem verschollen.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 169,
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