Jüngster Sohn des Fürstlich Nassau-Idsteinischen Amtmanns Simon Moritz B. (1687-1725) und dessen aus Ffm. stammender Ehefrau Elisabeth, geb. Thielen (1680-1757), deren Vater Gerhard Thielen (?-1690) Gastwirt im Schwarzen Bock am Paradeplatz (heute: Hauptwache) gewesen war. Drei Geschwister:
Johann Philipp B. (1715-1793),
Johann Jacob (von) B. (1717-1792) und Katharina Elisabeth B. (1719-1768). Verheiratet (seit 1752) mit Elisabeth B., geb. Rummel (1733-1771), Tochter des Leipziger Handelsherrn, Ratsmitglieds und Stadthauptmanns Balthasar Rummel (1684-1763). Der einzige Sohn aus dieser Ehe, Johann Balthasar Philipp B. (1758-1759), starb im Säuglingsalter.
Im Alter von etwa acht Jahren kam B. nach Ffm. Die Mutter Elisabeth B. hatte sich nach dem Tod ihres Mannes entschlossen, mit ihren vier Kindern in ihre Heimatstadt zurückzugehen, um künftig im Haus ihres Schwagers Jacob Adami (1670-1745) zu leben und ihre kränkliche Schwester Katharina Adami, geb. Thielen (1677-1734), zu pflegen. Alle elf Kinder des Ehepaars Adami starben früh. Daher nahm sich Jacob Adami, ein vermögender und angesehener Kaufmann, der seine Handlung in Spezerei- und Farbwaren erfolgreich u. a. auf das Darlehens- und Wechselgeschäft ausdehnte, besonders seiner drei Neffen an und bestimmte sie zu Kaufleuten. Simon Moritz B. wurde 1742 zur kaufmännischen Ausbildung nach Amsterdam gegeben, von wo er im Herbst 1744 nach Ffm. zurückkehrte. Inzwischen hatte sich sein ältester Bruder
Johann Philipp B. in der hiesigen Handlung des Onkels bewährt, so dass Adami ihn testamentarisch zu seinem Geschäftsnachfolger bestimmte. Nach Adamis Tod 1745 musste
Johann Philipp B. als Nachlassverwalter zunächst die Erbangelegenheiten ordnen und führte in dieser Zeit die Adami’sche Handlung allein weiter, obwohl der Bruder Simon Moritz B. vermutlich schon in der Firma mitgearbeitet haben dürfte. Bei der Erbteilung erhielten die vier Geschwister B., denen laut testamentarischer Verfügung die Hälfte des Vermögens von Adami zufiel, jeweils 10.705 Reichstaler (= 16.000 Gulden). Am 6.3.1746 erwarben die Geschwister
Johann Philipp, Katharina Elisabeth und Simon Moritz B. das Ffter Bürgerrecht. Einen Monat später (3.4.1746) wurden die drei Brüder
Johann Philipp,
Johann Jacob und Simon Moritz B. aufgrund ihrer Verwandtschaft mit der Familie Thielen in die Niederländische Gemeinde Augsburger Confession aufgenommen.
Aus der Handlung des Oheims Jacob Adami ging das Bankhaus Gebrüder Bethmann hervor, das
Johann Philipp und Simon Moritz B. am 2.1.1748 gründeten. Geschäftssitz der „Gebrüder B.“ war anfangs das von Adami übernommene Haus Flörsheim in der Bleidenstraße (Lit. K 37, später Nr. 5; nicht erhalten), wo
Johann Philipp und Simon Moritz B. auch wohnten. Im Mai 1762, einige Monate vor der Heirat von
Johann Philipp B., der bisher im Haushalt von Bruder und Schwägerin gelebt hatte, erwarben die Brüder den Basler Hof in der Buchgasse (Lit. J 121-125, später Nr. 11-13), der, bald (1763-66) im barocken Stil ausgebaut, zum neuen Wohn- und Geschäftshaus wurde. Bis zu seinem Tod 1782 blieb Simon Moritz B. als Teilhaber in der Firma „Gebrüder B.“ tätig. Unter der Führung der beiden Brüder stieg die bisherige Handlung, die neben dem herkömmlichen Warenhandel auch Speditions-, Kommissions- und Wechselgeschäfte betrieb, zu einem über Ffm. hinaus bedeutenden Bankhaus auf, das sich insbesondere durch die Emission von Staatsanleihen auf dem europäischen Markt etablierte. Dabei gilt Simon Moritz B. allerdings als „der vorsichtigere Finanzstratege“ der beiden Brüder, dem zugeschrieben wird, dass das österreichische Darlehensgeschäft des Bankhauses nach 1779 vorübergehend ins Stocken geriet und erst ab 1783 (also nach B.s Tod) in verstärktem Umfang wieder einsetzte [vgl.
Wolfgang Klötzer in: Bethmann (Hg.): Bankiers sind auch Menschen 1973, S. 98]. Nichtsdestotrotz war B. ein erfolgreicher Kaufmann und gehörte – wie auch sein Bruder
Johann Philipp B. – zu den ersten Guldenmillionären in der Stadt Ffm. Bei seinem Tod soll er ein Vermögen in Höhe von schätzungsweise 1,2 bis knapp 1,4 Millionen Gulden hinterlassen haben. Sein Geschäftsanteil fiel an den Bruder
Johann Philipp B., der zudem den Hausrat und zwölf Stück Wein aus seinem Besitz erbte. Auch im Sinne des verstorbenen Bruders bestimmte
Johann Philipp B. in seinem Testament vom 20.1.1783 den Basler Hof zum Bestandteil eines Fideikommisses, wodurch dieser als „B.isches Familien- und Handlungs-Haus“ von Generation zu Generation in der Familie „ohnentgeltlich“ weitergegeben werden sollte (Anwesen erweitert 1787/88, 1793 und 1818, zur neobarocken Dreifügelanlage unter Erhaltung älterer Bauteile umgestaltet beim Durchbruch der Schüppengasse zur B.straße 1895-97, kriegszerstört 1944, vereinfacht wiederaufgebaut 1951-53). Erst 2019 gab die B. Bank den Basler Hof, inzwischen auch „B.hof“ genannt, als Firmensitz auf.
Seit 1767 Mitglied des 51er-Kollegs.
1755 Diakon, von 1769 bis 1771 Senior der Niederländischen Gemeinde Augsburger Confession. Aus Anlass seines 50. Geburtstags 1771 übergab B. der Niederländischen Gemeinde 2.500 Gulden zur Verteilung an bedürftige Mitglieder. Seine kurz darauf verstorbene Ehefrau Elisabeth B. stiftete testamentarisch aus ihrem Vermögen in Höhe von 35.885 Gulden, das sie zum größten Teil den acht Kindern ihres Bruders Balthasar Friedrich Rummel (1734-1789) vermachte, der Niederländischen Gemeinde eine Summe, deren Zinsen zur Anschaffung von Gesangbüchern verwendet werden sollten. Vor allem aber unterstützte B. den Bau des von seinem Freund und Hausarzt
Johann Christian Senckenberg gestifteten Bürgerhospitals: Als dessen Errichtung nach
Senckenbergs Tod 1772 nicht mehr vorankam, sandte B. als anonymer Spender zwischen 1775 und 1779 zweimal je 1.800 Gulden und fünfmal je 6.000 Gulden (also insgesamt 33.600 Gulden) zum Weiterbau des Hospitals, wofür die Dr. Senckenbergische Stiftungsadministration dem „Bürgerfreund“ und „unbekannten Wohlthäter“ in den Ffter Frag- und Anzeigungsnachrichten öffentlich dankte. In seinem Testament vom 8.7.1782 vermachte B. dem Bürgerhospital weitere 50.000 Gulden mit der Auflage, dass das Hospital in Armut geratene Nachkommen B.s mit 1.000 Gulden im Jahr zu unterstützen habe; außerdem setzte er Legate an weitere wohltätige Anstalten der Stadt aus und bedachte u. a. seine Patenkinder. Ein Patensohn von B. war sein Neffe
Simon Moritz (von) B., den er schon früh in der kaufmännischen Ausbildung gefördert hatte, wohl um ihn langfristig zur Nachfolge in der Unternehmensführung heranzuziehen.
B.s Nichte Katharina Elisabeth, gen. Elise (1753-1813), Tochter seines in Bordeaux lebenden Bruders
Johann Jacob (von) B., wurde seit 1758 in seinem Haus in Ffm. erzogen. Infolge der Freundschaft B.s mit dem Kaiserlichen Rat
Johann Caspar Goethe verkehrte sie im Hause Goethe als Spielgefährtin der Kinder, insbesondere der Tochter
Cornelia. 1769 heiratete Elise B. den Fft.-Bordelaiser Kaufmann Peter Heinrich Metzler (1744-1800), der den Namen B. annahm und als Teilhaber (1769-99) von „Gebrüder B.“ in Ffm. blieb. In späteren Jahren wurde Elise (von) B.-Metzler zur vertrauten Freundin der
Frau Rat Goethe, mit der sie sich die Theaterloge Nr. 3 teilte.
Porträt (von Friedrich Weidig, 1891, in Kopie eines Gemäldes von Friedrich Ludwig Hauck, 1782) im Besitz der Dr. Senckenbergischen Stiftung.
Bestattet in der Familiengrabstätte auf dem Petersfriedhof (Teilbereich 1/1, Westwand, Grabstätte Nr. 2; erhalten), die B. und sein Bruder
Johann Philipp B. 1747 erworben hatten. Mit der Anfertigung des Grabmals wurde 1751 der Bildhauer Johann Michael Aufmuth (1709/10-1756) beauftragt.
Gedenkstein aus schwarzem Marmor, errichtet 1786 im Bürgerhospital und übernommen 1907 in dessen Neubau an der Nibelungenallee. Die lateinische Inschrift, verfasst von Rektor
Johann Georg Purmann, rühmt B. als zweiten Gründer des Hospitals.
Nachlass im B.archiv, das sich als Depositum im ISG befindet.
.