Zweites Kind des Versicherungsagenten William Frank (um 1837-39 bis 1907) und seiner Ehefrau Rosa, geb. Cohen (auch: Kohn; 1851/53-1906). Der Vater war 1862/65 von Klötze/Altmark im heutigen Sachsen-Anhalt, die Mutter 1868 von Böhmen (heute Tschechien) in die USA ausgewandert. Sie heirateten dort 1876. Nichte des Berliner Chemikers Adolph Frank (1834-1916) und von Berta (auch: Bertha) Glazier, geb. Kohn (1846-1910). Ein Bruder: Rudolf William Frank (1876-1944). Verheiratet (seit 1911) mit Rafael
Rudolf B. (1881-1929).
Die Familie Frank überlebte am 18.4.1906 das Erdbeben in San Francisco. Kurze Zeit später starb B.s Mutter, dann ihr Vater. Sein Vermögen vermachte er testamentarisch den beiden Kindern zu gleichen Teilen. Von dem Geld reiste B. im September 1907 nach Ffm. zu Berta Glazier, einer Schwester ihrer Mutter.
Am 11.4.1911 heiratete Elsa Frank den Privatbankier Rudolf B. Zumindest kurz vorher scheint sie im Hotel gewohnt zu haben, denn auf der Heiratsurkunde ist für sie als Wohnadresse Steinweg 12 (die Anschrift des „Hotels zum Schwanen“) angegeben. Das Paar lebte nach der Eheschließung in der Bürgerstraße (heute: Wilhelm-Leuschner-Straße) 83, in einem im Eigentum des Instituts für Gemeinwohl befindlichen Haus, in dem zuvor
Wilhelm Merton gewohnt hatte (abgerissen 1966). B. nutzte ihre privilegierte Stellung als Bankiersgattin, verschiedene Fürsorgeeinrichtungen zu unterstützen und sich in der Jugendwohlfahrt zu engagieren. Möglicherweise hatte sie Anteil daran oder wurde davon beeinflusst, dass um diese Zeit die Isaak-und-Berta-Glazier-Stiftung gegründet wurde, die jüdische Bedürftige fördern sollte und bevorzugt Frauen z. B. Ausbildungsbeihilfen gewährte. Bereits 1909 war B. in die Heimkommission für das Heim des Jüdischen Frauenbundes eingetreten, das
Bertha Pappenheim zunächst für jüdische ledige Mütter gegründet und 1907 in Neu-Isenburg eröffnet hatte. B. machte sich besonders für ledige Mütter und deren Kinder stark, forderte ausdrücklich gleiche Rechte für unehelich geborene Kinder.
Während des Ersten Weltkriegs trat B. im Namen des Nationalen Frauendienstes für die Ffter Kriegsfürsorge ein. Der Nationale Frauendienst, der führende Frauenorganisationen zur Kriegsunterstützung als „Heimatfront“ zusammenschloss, war im Sommer 1914 von Gertrud Bäumer (1873-1954), der Vorsitzenden des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF), und Hedwig Heyl (1850-1934), der Vorsitzenden des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft, gegründet worden.
Jenny Apolant, die Vorsitzende der dem BDF angegliederten Ffter Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF), hatte den lokalen Anschluss an den Nationalen Frauendienst in die Wege geleitet. B. spendete für die Kriegsfürsorge und unterstützte den Frauendienst auch ideell. Zusammen mit anderen Frauen, u. a. Gertrude Simon, geb. Epstein (1873-1943), bot sie in Zeiten der Not eine Suppenküche in der Ffter Annaschule an. Im September 1917 erhielt B. das Verdienstkreuz für Kriegshilfe. Zu jener Zeit wurde B. auch Vorsitzende der Ffter Ortsgruppe des Bundes für Mutterschutz. In dieser Funktion plädierte sie für eine intensive Schwangerenfürsorge und die Einrichtung einer Zentrale für erwerbslose Schwangere. Hochschwangeren stand bereits das Mutterschutzheim an der Eschersheimer Landstraße 80 zur Verfügung, das mit Geldern der Stiftung ihrer Schwiegereltern (Moritz-und-Dorothea-Bauer-Stiftung) neu eröffnet werden konnte. Zum Mutterschutz hielt B. bis Ende der 1920er Jahre wiederholt Reden und Vorträge in Ffm. und Umgebung. Wegen ihres sozialen Engagements wurde sie – wie z. B. ebenso
Meta Quarck-Hammerschlag – schon vor der Einführung des Frauenwahlrechts für eine beratende Tätigkeit in städtischen Ämtern vorgeschlagen. So wurde B. im Dezember 1916 Beisitzerin im Jugendamt.
Im demokratisierenden Bruch vom Kaiserreich zur Republik ärgerte sich B. über ein unabgestimmtes Vorgehen des Ffter ADF und trat aus dem Vorstand aus (19.11.1918). Weiterhin engagierte sie sich jedoch auf sozialem Gebiet, u. a. als Vorstandsmitglied der Arbeiterwohlfahrt in Ffm. Nachdem der Krieg vorbei und das Frauenwahlrecht errungen war, begann B., sich für eine friedlichere Welt einzusetzen. Anfang Oktober 1919 hielt B.s Bremer Kollegin, die Frauenrechtlerin Auguste Kirchhoff (1867-1940), für den frisch gegründeten deutschen Zweig der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit Vorträge in der Umgebung von Ffm., und B. und ihr Ehemann nahmen sie als Gast in ihrem Haus auf. Nicht nur national, sondern auch international pflegte B. ihr Netzwerk: Als im Mai 1920 zwei verwaiste Ffter Kinder zu einem angeblichen Verwandten in den USA geschickt werden sollten, regte sie an, den US-amerikanischen Bewerber sicherheitshalber über eine Anfrage bei der Chicagoer Sozialreformerin und Friedensaktivistin Jane Addams (1860-1935), die B. seit Langem kannte, zu überprüfen; dementsprechend bezog sich Oberinspektor Rudolf Jentzsch vom Ffter Wohlfahrts- und Jugendamt in seinem Anschreiben an Jane Addams auf B. als Amtsmitglied.
B. trat der SPD bei, deren Ffter Vorstand sie dann zeitweise angehörte, und kandidierte bei den Gemeindewahlen vom 4.5.1924 für das Ffter Stadtparlament. Nach ihrer Wahl wurde sie am 20.5.1924 in das Amt als Stadtverordnete eingeführt; bei den Wahlen am 20.5.1928 und am 17.11.1929 wurde sie im Amt bestätigt. Sie gehörte dem Sozial- und Wirtschaftspolitischen Ausschuss, der Deputation für das Gesundheitswesen, der Wohlfahrtsdeputation, der Theaterdeputation sowie der Deputation für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an; zudem saß sie im Aufsichtsrat der Städtischen Bühnen AG. Sie war außerdem von 1927 bis 1929 Abgeordnete im Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden und im Provinziallandtag der preußischen Provinz Hessen-Nassau für den Stadtkreis Ffm., dort als Mitglied des Finanz- und des Sozialausschusses. In der Ffter Stadtverordnetenversammlung war B. 1929 eine der wenigen, die sich über ein „Konzentrationslager“ für Sinti und Roma an der Ffter Stadtgrenze empörten, das der Magistrat hatte einrichten lassen. In ihrer Frauenpolitik setzte B. sich für eine moderne Wohnungsausstattung ein, um Frauen die Hausarbeit zu erleichtern. Auch wollte sie gezielt bezahlbaren Wohnraum für unverheiratete Frauen errichten lassen. So beantragte B. erfolgreich, alle nötigen Einrichtungen zur Rationalisierung der Hausarbeit in neuen Wohnungen einzubauen, und verhalf zusammen mit dem Stadtplaner
Ernst May der Architektin
Margarete Schütte-Lihotzky zu einer Reihe von Aufträgen, die sich allerdings nicht mehr alle umsetzen ließen. Nach einem Finanzdebakel infolge der Weltwirtschaftskrise nahm B.s Ehemann Rudolf sich am 21.11.1929 das Leben. Wenige Tage zuvor war B. als Stadtverordnete wiedergewählt worden. Während das Israelitische Familienblatt B. als „bekannte Vorkämpferin“ unter den „Jüdischen Köpfen“ in der neuen Stadtverordnetenversammlung hervorhob, trat B. das zweite Mandat für den Kommunallandtag unter dem Eindruck der Ereignisse nicht mehr an.
Wenige Monate später, im Sommer 1930, zog B. in eine Wohnung in der Klüberstraße 11 im Westend. Um diese Zeit soll sie in Ffm. einen Salon geführt haben, in dem Künstler und Intellektuelle, aber auch Politiker – wie der Stadtkämmerer
Bruno Asch – verkehrten. Sie engagierte sich inzwischen verstärkt für die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF), für deren Ffter Ortsgruppe sie im Vorstand war: Im Februar 1931 gehörte B. zu der deutschen Delegation, die mit der polnischen Sektion eine Friedensresolution beschließen sollte. Zusammen mit anderen Vorständlerinnen, u. a. Auguste Kirchhoff, Anita Augspurg (1857-1943), Lida Gustava Heymann (1868-1943) und Gertrud Baer (1890-1981), unterzeichnete sie eine Petition an den Reichstag, die die Abgeordneten aufforderte, alle Beschlüsse abzulehnen, die den Frieden gefährdeten. Die notwendigen Millionen für den Bau von Panzerkreuzern in den Jahren 1931-36 sollten unter allen Umständen verweigert werden. Zur 10. Jahresversammlung im Oktober 1931 wurde auch B. in die Exekutive der IFFF gewählt und nahm im März 1932 an der Tagung der Frauenliga im südfranzösischen Grenoble teil. Auf der Zweiten Internationalen Konferenz für soziale Arbeit vom 10. bis 14.7.1932 in Ffm. trat B. in ihrem Redebeitrag für empfängnisverhütende Mittel ein, die verhindern könnten, dass Frauen Opfer lebensgefährlicher Abtreibungen würden. Zusätzlich forderte sie, Ehe- und Sexualberatungsstellen einzurichten. Zur gleichen Zeit erstarkten auch in Ffm. nationalsozialistische Gruppen, deren Verhalten in antisemitischen, antikommunistischen und antidemokratischen Übergriffen gipfelte. Bei einem konspirativen Treffen in B.s Wohnung sollten die ortsansässige KPD und SPD zu einer Einheitsfront gegen die Nazis verschmelzen, aber es kam zu keiner Einigung. Noch am 26.7.1932 trat B. zusammen mit dem Journalisten
Alfons Paquet bei einer Friedenskundgebung im Saal des alten Gewerkschaftshauses in der Allerheiligenstraße auf.
Bei den Kommunalwahlen im März 1933 wurde B. erneut wiedergewählt, erschien aber nicht zur konstituierenden Sitzung und entzog sich somit der Amtseinführung durch den nationalsozialistischen kommissarischen Oberbürgermeister
Krebs. Sie legte ihr Mandat am 5.4.1933 nieder und floh im Sommer 1933 auf dem Seeweg nach New York. Bei ihrem Bemühen, auch anderen Verfolgten die Flucht zu ermöglichen, wurde sie von Rechtsanwalt Hermann E. Simon (1900-1990) unterstützt, dem Sohn von Gertrude Simon, den sie aus Ffm. kannte. Bald kehrte B. nach Europa zurück, um von dort aus besser Fluchthilfe leisten zu können. Wie ihre Ffter Freunde
Hugo Sinzheimer und
Bruno Asch kam sie zeitweise in den Niederlanden unter. Gemeinsam mit
Asch vermittelte sie von Amsterdam aus dem promovierten Juristen
Wolfgang Abendroth eine Stelle bei einer kleinen jüdischen Bank in Berlin, wo er allerdings nur von Oktober 1936 bis Mai 1937 bleiben konnte.
Abendroth war seit etwa Weihnachten 1936 mit Berta, gen. Bertel, Pitschner (1915-1937) verlobt, die er seit 1931 durch die Ffter Rote Studentengruppe (RSG) kannte. Bertel Pitschner, die in Münster Medizin studierte, war die Tochter von B.s früherer Haushälterin Helene Pitschner, geb. Nass (1885-?). Bertel war nach dem Wegzug der Mutter 1918 zu B.s Pflegetochter geworden und teilweise bei B. in Ffm. aufgewachsen, wo sie an der Viktoriaschule ihr Abitur ablegte (22.2.1933). Als aktiver Widerstandskämpfer wurde
Wolfgang Abendroth im Februar 1937 verraten und von der Gestapo verhaftet. Noch vor seiner Verurteilung zu vier Jahren Zuchthaus wegen Hochverrats nahm sich Bertel Pitschner am 22.7.1937 in Halle/Saale das Leben. Zu diesem Zeitpunkt war B. erneut in die USA abgereist, wo sie einen Vortrag über deutsche Kinder hielt, die nach Palästina geflohen waren. Sie kehrte jedoch noch einmal nach Europa zurück, in die Niederlande, wo sie bei ihrer Freundin Veronika Nass (vermutlich einer Schwester von Helene Pitschner) lebte. Beim Einmarsch deutscher Truppen in den Niederlanden im Mai 1940 nahm
Bruno Asch sich das Leben. Wenige Tage später verfasste B. ein Testament, in dem sie ihre gesamte Habe der Freundin Veronika Nass vermachte, und floh erneut in die USA, wo sie, gesundheitlich angeschlagen, im August 1940 eintraf. Inmitten von Vorbereitungen zur Rettung von Verfolgten starb B. am 15.11.1941 in der Hotelwohnung ihres Cousins Albert R. Frank (1872-1965) in New York. Hermann E. Simon hielt für sie die Trauerrede im Fresh Pond Crematory auf Long Island. Die Urne mit ihrer Asche wurde 1942 im Familiengrab auf dem Home of Peace Cemetery in Colma/Kalifornien beigesetzt. Ida Goldstein, geb. Zuckermann (1881-?), die geschiedene Frau des Neurologen und Psychiaters
Kurt Goldstein, verfasste für die in den USA erscheinende deutsch-jüdische Zeitung „Aufbau“ einen Nachruf auf die Freundin.
Porträt (von
Mathilde Battenberg, 1933), früher im Besitz des HMF, verschollen seit 1944.
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