S. war das jüngste von 13 Kindern. Sein Vater Johann Christian S. (1745-1805), Sohn des Bibeldruckers Elias S., war aus Erfurt nach Ffm. übergesiedelt und hatte hier durch die Eheschließung mit Christine Sophie Scheper 1771 in eine Buchdruckerei eingeheiratet, die wahrscheinlich 1613 von dem Buchdrucker und Verleger Caspar Rötel gegründet und seitdem meist von Schwiegersohn zu Schwiegersohn (über Balthasar Christoph Wust zu Christian Friedrich Waldow bis zuletzt zu Johann David Scheper, dem Großvater mütterlicherseits von S.) weitergeführt worden war.
S. kam 1804 in die Lehre bei der Flick’schen Buchhandlung in Basel, die sein Bruder Heinrich Remigius S. erworben hatte und zu einem bedeutenden Geschäft mit Verlag ausbaute. 1806 siedelte S. mit seinem Bruder und dessen Verlag nach Aarau über, das sich in jenen Jahren zu einem geistigen Zentrum der Schweiz entwickelte. Nach einer vorübergehenden Tätigkeit für Mohr & Zimmer in Heidelberg (seit 1815) kehrte S. 1816 nach Ffm. zurück, wo er, zunächst (1816-18) zusammen mit seinem Bruder Philipp Friedrich S., die elterliche Buchdruckerei in der Ziegelgasse 29 übernahm. 1818 gliederte S., inzwischen Alleininhaber, der Firma ein Verlags- und Sortimentsgeschäft an. In „J. D. Sauerländers Verlag”, der von 1822 bis 1869 in der Großen Sandgasse 8 ansässig war, erschien künftig ein vielseitiges Programm belletristischer, wissenschaftlicher, populärer, politischer und religiöser Schriften.
Bald erwarb S. von Leske in Darmstadt den „Hessischen Hofkalender”, den er künftig unter dem Titel „Rheinisches Jahrbuch” verlegte. Im ersten Jahrgang brachte er als Novität die Erzählung „Der Narr des 19. Jahrhunderts” von Heinrich Zschokke, dem bedeutendsten Verlagsautor seines Bruders in Aarau. Das Ministerium du Thil kündigte daraufhin die seither unter dem Separattitel „Hessischer Hofkalender” vom hessen-darmstädtischen Hof bezogenen 75 Exemplare und verfügte, dass das Jahrbuch künftig nicht mehr „Hessischer Hofkalender” zu nennen und die Genealogie des hessischen Hofes, die früher dem Buch vorangestellt worden war, nach der Rangordnung der regierenden Häuser einzuordnen sei. Das Ministerium fühlte sich zu dieser Maßnahme, die für S. einen schmerzlichen Verlust bedeutete, veranlasst, weil der „Hessische Hofkalender” nunmehr im „Ausland” erscheine und offenbar „destructive Tendenzen” verfolge, wie aus der Erzählung eines „gewissen” Zschokke hervorgehe.
Einen frühen verlegerischen Erfolg erzielte S., als er erstmals Romane und Erzählungen von englischsprachigen Autoren (James Fenimore Cooper, Washington Irving, Walter Scott u. a.) in guten Übersetzungen dem deutschen Publikum zugänglich machte. Später wurde der Verlag ein geistiges Zentrum für das Junge Deutschland, dessen wichtigste Zeitschrift „Phönix. Frühlingszeitung für Deutschland”, herausgegeben von Eduard Duller mit einem Literaturblatt von
Karl Gutzkow, bei S. erschien (bis 1838). Zu den Verlagsautoren gehörten seit den 1830er Jahren Bechstein,
Büchner, Freiligrath, Gerstäcker,
Gutzkow, Gottfried Keller u. a. Bedeutend waren auch die bei S. erschienenen Werkausgaben von Johanna Schopenhauer (verlegt zusammen mit Brockhaus, 1831),
Victor Hugo (1835) und
Clemens Brentano (1852). Der eigentliche Erfolgsautor des Verlags aber war Friedrich Rückert, dessen „Liebesfrühling” (1844) äußerst populär und auch in einer Prachtausgabe mit Illustrationen von Franziska Schultze herausgebracht wurde. Weitere Künstler, die für S. als Illustratoren wirkten, waren etwa
Jakob Becker, Begas,
Cornelius,
Dielmann,
Hendschel, Kaulbach, Klimsch,
Lessing, Overbeck,
Rethel, Ludwig Richter, Schnorr von Carolsfeld,
Schwind,
Steinle und
Veit. Außerdem verlegte S. die Fachzeitschriften „Allgemeine Forst- und Jagdzeitung” (seit 1832) und „Rheinisches Museum für Philologie” (seit 1841).
1848 bekam S. den Auftrag, die „Stenographischen Berichte über die Verhandlungen der deutschen konstituierenden Nationalversammlung” in einer Auflage von 15.000 Exemplaren zu drucken und zu verlegen. Während der Arbeit an dem von 1848 bis 1850 in zehn Bänden erschienenen Werk war S.s Verlag, der ja ganz in der Nähe der Paulskirche ansässig war, der Treffpunkt hervorragender Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens. S. war auch befreundet mit
Carl Christian Jügel.
Die Sortimentsbuchhandlung gab S. bereits 1855 auf. 1864 zog er sich aus dem Verlagsgeschäft zurück und kümmerte sich nur noch um die Druckerei, die 1867 an Mahlau & Waldschmidt verkauft wurde.
Den Verlag führte bis 1893 sein Sohn Heinrich Remigius S. (1821-1896), dann bis 1936 dessen Sohn Robert David S. (1866-1962). 1937 wurde das seit 1899 in der Finkenhofstraße 21 angesiedelte Unternehmen von Albrecht Gruber übernommen, der das Verlagsprogramm auf Volkswirtschaft, Handels- und Forstwissenschaft spezialisierte. Mit diesem Schwerpunkt besteht „J. D. Sauerländers Verlag”, inzwischen in Bad Orb, bis heute. Seit den Fünfzigerjahren pflegte der Ffter Verlag wieder Verbindungen mit der „Sauerländer AG-Verlage“ in Aarau, die ihrerseits in Ffm. eine eigene Gesellschaft für Vertrieb und Kinder- und Jugendbuchverlage unterhielt. Der Schweizer Verlag befand sich bis 2001 in Familienbesitz und gehört seit 2013 zu den S. Fischer Verlagen in Ffm.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 242-244,
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