Zweiter Sohn des aus Regensburg kommenden Fürstlich
Thurn und Taxis’schen General-Postdirektions-Sekretärs
Ulrich Friedrich H. (1804-1862) und dessen Ehefrau Therese Julie Albertine, geb. Kaiser († 1863). Aus der Ehe stammten insgesamt sechs Söhne (von denen einer als Säugling starb) und eine Tochter.
Der Vater, Kartograf, Kunstliebhaber und Hobbymaler, brachte ab 1844 einen „Eisenbahn-Atlas von Deutschland, Belgien und dem Elsass“ heraus, das erste deutsche Eisenbahnkursbuch, dem er wahrscheinlich ab 1847 den Titel „H.’s Telegraph“ gab, und kam damit zu Ansehen und Wohlstand. Der Sohn
Emil Heinrich Ulrich H. (1835-1909), ein jüngerer Bruder von Albert H., setzte nach dem Tod des Vaters 1862 das Reisekursbuch unter dem eingeführten Titel fort, das dann bis 1930 – zuletzt allerdings nicht mehr unter familiärer Beteiligung – regelmäßig erschien. Der jüngste Bruder von Albert H.,
Ottmar Ulrich H. (1845-1925), wurde nach anfänglicher kaufmännischer Tätigkeit auch zum Kunstmaler; er wurde an der Düsseldorfer Akademie ausgebildet (1876/77) und schuf vor allem Genrebilder und Landschaften.
Albert H. besuchte das städtische Gymnasium und daneben (seit 1847) die Elementarklasse bei
Jakob Becker am Städelschen Kunstinstitut, wo er ersten Zeichenunterricht erhielt. Danach (seit 1851) absolvierte er den üblichen Kursus der Kunstschule am Städel, u. a. in den Klassen im Zeichnen nach der Antike, der Natur und dem lebenden Modell bei
Passavant,
Schäffer,
Steinle und
Zwerger, um schließlich als Meisterschüler bei
Jakob Becker weiter in der Malerei ausgebildet zu werden (bis 1865). Zu seinen Mitschülern gehörte Julius Hamel, der auch ein Porträt von H. malte. H. wohnte zeit seines Lebens – lediglich von Reisen (u. a. Dresden, 1854, München, 1857, Paris, 1861, Italien, 1869-70 mit Hamel und 1882) unterbrochen – in Ffm. und blieb ledig, angeblich – so die Familienüberlieferung – aufgrund der unerfüllten Liebe zu Marie Becker (1840-1912), der Tochter seines Lehrers
Jakob Becker, die 1861 den Kaufmann (und späteren Mitbegründer der Höchster Farbwerke)
Wilhelm Meister geheiratet hatte.
Im Auftrag von
Friedrich Stoltze schuf H. 1860 den Erscheinungskopf für die neu gegründete Wochenschrift „Ffter Latern“. Mit seiner Titelgestaltung setzte sich der Zeichner, der die Empfehlung an
Stoltze möglicherweise seinem Studienkollegen
Heinrich Hasselhorst verdankte, gegen einen früheren Vorschlag von
Ernst Schalck und zwei weitere Entwürfe von
Victor Müller durch. Der von H. stammende Schriftzug wurde für sämtliche Ausgaben der „Ffter Latern“, bis 1893, verwendet. Zu Markenzeichen der Zeitschrift wurden auch die ebenfalls von H. gezeichneten Figuren des Herrn Hampelmann, des Bürgerkapitäns und seines Leibschützen „Millerche“, die zum festen Personal der „Latern“ gehörten. Dennoch wurde H. nicht zum regelmäßigen Mitarbeiter des satirischen Blatts, da er sich nicht als Karikaturist, sondern mehr als Humorist verstand. Nur gelegentlich brachte
Stoltze in der „Ffter Latern“ einmal eine Zeichnung oder Radierung von H., etwa die Porträts der Ffter Originale „Kannix“ (erstmals 1874 in der „Ffter Latern“) und „Davidsburg“ (u. a. 1880 in der „Ffter Latern“). H.s Darstellungen vom „Kannix“ und vom „Davidsburg“ sollen später als Vorbild für die entsprechenden Sandsteinfiguren auf den Schlusssteinen im Durchgang (ehem. Römergasse) des Neuen Rathauses gedient haben.
Seit 1857 Mitglied, zeitweise Vorstandsmitglied der Ffter Künstlergesellschaft. Für die Künstlergesellschaft schuf H. 1866 je einen farbigen Karton zum 25. Jubiläum von
Jakob Becker als Lehrer am Städel und zum Abschied von
Johann Nepomuk Zwerger aus Ffm. Kuratoriumsmitglied der Kunstgewerbeschule.
In seinem künstlerischen Schaffen widmete sich H. anfangs der Ölmalerei, wofür er bevorzugt Motive aus Märchen, Legende und Geschichte sowie aus volksliedhaften Balladen (wie „Der Wirtin Töchterlein“ von
Uhland und „Der Geiger zu Gmünd“ von Kerner) wählte. Sein Gemälde „Das Urteil des Paris“ (1860) und eine Vorzeichnung dazu befinden sich im Bestand des HMF, das Städel Museum besitzt das Ölbild „Das Atelier des Künstlers“ von H., und H.s Ölstudie „Zwei Künstler bei der Arbeit“ ist in Privatbesitz erhalten. Später konzentrierte sich H. wieder auf das grafische Arbeiten, insbesondere das Zeichnen, das er von Jugend an pflegte. „Nulla dies sine linea“ (Kein Tag ohne Zeichnung) galt ihm als Motto für seine tagebuchartig geführten Skizzenbücher. Zur weiteren Verbreitung fertigte H., der nicht auf regelmäßige eigene Einnahmen angewiesen war, gelegentlich Illustrationen zu klassischen Werken (
Goethe, Shakespeare) und Märchen (
Hauff, Grimm) an. Im Besitz von Marie Meister befanden sich etwa seine Abbildungen zu
Goethes „Götz von Berlichingen“, und das Märchen vom „Aschenbrödel“ in den Versen von Wolfgang Müller von Königswinter (dem Schwager von H.s Lehrer
Jakob Becker) erschien im Verlag von
Bernhard Dondorf 1863 illustriert mit sechs auf Holz gezeichneten „Compositionen“ von H.
Bekannt wurde H. ab 1871 durch die Herausgabe der Mappenwerke „Aus A. Hendschel’s Skizzenbuch“, die seine Zeichnungen in fotografischer Reproduktion, später dann in Lichtdruck weit verbreiteten. Die „Skizzenbücher“ ebenso wie die späteren Sammlungen „Ernst und Scherz“ (1879) und „Lose Blätter“ (1882) enthalten liebenswürdige und humorvolle Darstellungen aus dem Alltagsleben und der Kinderwelt, die – unterstützt durch die gleichzeitige Vermarktung auf Postkarten – äußerst populär wurden. Auch nach H.s frühem Tod wurden seine Zeichnungen noch lange (bis 1940) vielfach nachgedruckt, u. a. in Sammelwerken wie „Allerlei aus A. Hendschel’s Skizzenmappen“ (1886), „Kunterbunt“ [1917], „Kinder und Käuze“ (1917) und „Allerlei Scherz“ (1923), die anfangs teilweise im Verlag des Bruders
Max Carl Julius H. (1839-1906) in Ffm., später meist bei Julius Hoffmann in Stuttgart erschienen. Der Kinder- und Jugendschriftsteller
Georg Lang, der einst erst von H. dazu angeregt worden war, seine Kinderlieder und -gedichte überhaupt zu veröffentlichen, hatte zu Lebzeiten des Künstlers zwar wohl nur den Gedichtband „Hausschwalben“ (1881) mit zwei Abbildungen von H. herausgebracht, nutzte aber später dessen Zeichnungen zur Illustration seines Sammelbands „Kinderlieder, mit der Jugend und für die Jugend verfaßt“ (1906) und seiner Schrift „Poesie der Jugend und Jugendpoesie“ (1910). Drei Zeichnungen und zahlreiche druckgrafische Arbeiten (Holzschnitte, Radierungen, Lithografien) von H. befinden sich im Besitz des Städel Museums, und beim Freien Deutschen Hochstift ist eine Zeichnung H.s zu
Goethes „Götz von Berlichingen“ aus dem Nachlass des Künstlers überliefert.
1864 Medaille auf der Ffter Kunst- und Industrieausstellung.
Porträtzeichnung (von
Heinrich Hasselhorst) im Besitz des Städelschen Kunstinstituts.
H. wuchs in der Ffter Altstadt ganz in der Nähe des Doms auf, im Haus Garküchenplatz 8 (kriegszerstört), wo der Vater von dem Eigentümer, dem Tuchhändler und Senator
David Hermann Domer (* 1815), eine Wohnung im zweiten Stock gemietet hatte. Die Kinder aus den Familien Domer und H. freundeten sich an, und 1867 heirateten Emil H. (1835-1909), Alberts jüngerer Bruder, und Emilie Domer (1845-1930), eine von vier Töchtern des Hauses. Im Sommer und zu Weihnachten trafen sich die Mitglieder der Familien Domer und H. in (Alzenau-)Michelbach im Kahlgrund, im „Michelbacher Schlösschen“, das David Domer 1862 als Landsitz erworben hatte. Bei den Aufenthalten in Michelbach stand H. sogar ein Atelier zur Verfügung, das er gemeinsam mit dem aus Darmstadt stammenden Landschaftsmaler August Becker (1821-1887), der seit 1869 mit der ältesten Domer-Tochter Pauline (1841-1928) verheiratet war, nutzte. Das Michelbacher Schlösschen, seit 1930 im Besitz der Gemeinde Michelbach, beherbergt seit 2006 das Museum der Stadt Alzenau, worin ein Kapitel der Familie Domer-H. gewidmet ist und auch an Albert H. erinnert.
1977 Ausstellung „Albert Hendschel 1834-1883 – Zeichnungen“ in der Galerie Joseph Fach in Ffm. 2013/14 Ausstellung „Albert Hendschel – ein Humorist in Bildern und Gestalter des Titels der ‚Ffter Latern‘“ im Stoltze-Museum der Ffter Sparkasse in Ffm.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 316f.,
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