Neuerscheinungen vom 10. Juli 2021

Einleitung: 

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

die Reihe der Gedenktage reißt in diesem merkwürdigen Sommer nicht ab. Vor 100 Jahren wurde Arthur Schoenflies zum Rektor der damals noch jungen Frankfurter Universität gewählt. Er war reichsweit nicht nur der erste Mathematiker, sondern auch der erste Jude in dieser Position. Der Artikel des Monats erinnert an den bedeutenden Wissenschaftler und Mitbegründer der Universität.

Artikel des Monats Juli 2021:
Kristalline und universitäre Strukturen

Er baute die Naturwissenschaftliche Fakultät der neuen Frankfurter Universität auf: Arthur Schoenflies. Als der 58-jährige Mathematiker 1911 als Professor an die Akademie der Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt kam, hatte er schon einen Namen. Er hatte die nach ihm benannte „Schoenflies-Symbolik“ entwickelt, die zur Beschreibung von Kristallstrukturen jahrzehntelang international verwendet wurde und in der physikalischen Spektroskopie noch in Gebrauch ist. Beim Übergang der Frankfurter Akademie zur Universität übernahm Schoenflies die Aufgabe, eine selbstständige Naturwissenschaftliche Fakultät – die erste an einer deutschen Universität überhaupt – einzurichten. Auf den Lehrstuhl für Theoretische Physik etwa holte er Max von Laue, der im Eröffnungsjahr der Frankfurter Universität 1914 den Nobelpreis erhielt. Seine eigene Karriere schloss Schoenflies mit dem Rektorat ab, das er 1921/22 an der Frankfurter Universität innehatte. Aus Altersgründen als Ordinarius emeritiert, ging er mit Ablauf des Wintersemesters 1922 endgültig in den Ruhestand. Als sein Großneffe sich in Frankfurt habilitieren wollte, nahm er ihn als Gast auf: Im Sommersemester 1923 wohnte Walter Benjamin im Haus Schoenflies im Frankfurter Dichterviertel.
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Schluss: 

Ein anderer „Jubiläumsartikel“ erscheint zum 100. Geburtstag der Schauspielerin, Sängerin und Kunstpfeiferin Ilse Werner am 11. Juli 2021. Zu ihren Frankfurter Jugendjahren wurden für den Beitrag grundlegende Quellen ausfindig gemacht und ausgewertet, u. a. die Heiratsurkunde der Eltern aus dem Standesregister von Offenbach und die Einträge zu ihrem Vater in den Frankfurter Adressbüchern, die inzwischen online einsehbar sind, aber vor allem auch die Schülerinnenakte von Ilse Still (so der bürgerliche Name von Ilse Werner) im Archiv der Frankfurter Schillerschule. Zum Idol der jungen Ilse wurde, wie sie selbst in ihren Memoiren schreibt, der Schauspieler Joachim Gottschalk, den sie 1934 als Melchtal in „Wilhelm Tell“ im Frankfurter Schauspielhaus erlebte.
Ob Ilse Werner irgendwann einmal auch Lea Manti auf der Bühne sah, ließ sich leider nicht belegen. Über Lea Manti, die schon lange vor Ilses Frankfurter Schulzeit zu einem Weltstar des Varietés aufgestiegen und zwischen 1916 und 1926 häufig auch in Frankfurt aufgetreten war, ist im vergangenen Monat ein Artikel im Frankfurter Personenlexikon erschienen. Sie war Kunstpfeiferin, und ihre Karriere ging allmählich zu Ende, als Ilse Werner im selben Metier begann. Während von Lea Manti keine Ton- und Filmaufnahmen bekannt sind, kann man Ilse Werner noch pfeifen hören, etwa in ihrem frühen Erfolgsfilm „Wir machen Musik“ von 1942. Darin tritt die pfeifende Ilse Werner im Frack auf – wie einst Lea Manti, die in dieser Bühnengarderobe etwa auf den Fotos zu ihrem Artikel im FP zu bewundern ist.

Auch das Frankfurter Personenlexikon feiert in diesem Monat ein kleines Jubiläum: Vor sieben Jahren erschien die erste Lieferung online, damals mit 30 Artikeln. Heute sind 650 Artikel, die neu für das FP verfasst wurden, sowie fast 950 weitere Beiträge, die in vorläufig aktualisierter und ergänzter Fassung aus dem Bestand der Buchausgabe „Frankfurter Biographie“ übernommen wurden, veröffentlicht. Damit bietet das Frankfurter Personenlexikon seinen Leserinnen und Lesern inzwischen fundierte Informationen zu rund 1.600 Frankfurter Biographien im Internet.

So gehen wir motiviert ins nächste Jahr dieses lohnenden Projekts, um Ihnen weiterhin Monat für Monat online Neues aus der Frankfurter Geschichte zu präsentieren.

Mit den besten Wünschen für den Sommer
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons

P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. August 2021.