Sohn des Schuhfabrikanten Robert D. und dessen Ehefrau Amalie, geb. Kopp. Verheiratet (seit 1919) mit Dr. phil. Elisabethe Adelheide, gen. Elsbeth, D., geb. Arndt (1893-1948). Zwei Kinder: Albrecht D. (1924-1999) und Eva D. (später verh. Cahn, 1926-2015), Musikpädagogin.
D. besuchte das humanistische Gymnasium in Zweibrücken und studierte von 1910 bis 1913 Kunstgeschichte, Archäologie und Musikgeschichte an der Universität München. Von 1914 bis 1917 leistete er Kriegsdienst. 1918 setzte er das Studium an den Universitäten Würzburg und Ffm. fort. Am 4.8.1920 wurde D. mit einer Arbeit über den Würzburger Barockbildhauer Balthasar Esterbauer (um 1672 bis 1728) bei Rudolf Kautzsch (1868-1945) am Institut für Kunstgeschichte der Ffter Universität promoviert; der Doktortitel wurde ihm mit Veröffentlichung der Arbeit am 4.12.1924 verliehen. Seit 2.7.1921 war D. an der Ffter Kunstgewerbebibliothek tätig, zunächst als Assistent, seit 1926 als außerplanmäßiger Bibliotheksinspektor. Er betreute deren zur Förderung des Ffter Kunstgewerbes bestimmte umfangreiche Vorlagensammlung (ca. 230.000 Blätter), die er weiter ausbaute. Mit der Übernahme der Kunstgewerbebibliothek als „Bibliothek für Kunst und Technik“ durch die Ffter Stadtbibliothek (1930) kam auch D. an dieses Haus. Im Oktober 1933 übernahm er in der Nachfolge von
Arthur Richel die Leitung der Francofurtensien-Abteilung an der Stadtbibliothek. 1935 wurde er zum angestellten Bibliotheksrat befördert. Neben seinem Beruf als Bibliothekar war D. für verschiedene Zeitungen (Deutsche Allgemeine Zeitung, Ffter Nachrichten und Didaskalia, Düsseldorfer Nachrichten) publizistisch tätig, was er jedoch 1933 einstellte. Weiterhin veröffentlichte er wissenschaftliche und lokalhistorische Schriften.
Im April 1933 trat D. in die NSDAP ein. Er betätigte sich als Blockwart in der NS-Volkswohlfahrt und hat sich zumindest in den ersten Jahren des NS-Regimes teilweise mit der nationalsozialistischen Ideologie identifiziert. Aufgrund seiner Parteimitgliedschaft wurde D. im Juni 1945 durch die amerikanische Militärregierung entlassen. Im Zuge der Entnazifizierung kam der städtische Untersuchungsausschuss unter Vorsitz von
Hellmut Reinert am 8.8.1945 zu dem Schluss, dass D.s Weiterbeschäftigung politisch „bedenkenfrei“ sei. Entlastende Zeugnisse hatten u. a.
Fried Lübbecke und
Gustav Mori ausgestellt. Dennoch blieb D. bis zu einer weiteren Überprüfung durch die Spruchkammer ohne Bezüge vom Dienst suspendiert. Am 1.4.1948 wurde er schließlich als Mitläufer ohne Beschäftigungsverbot eingestuft und zu einem Sühnegeld von 800 Reichsmark verurteilt. In den Jahren der Dienstunterbrechung von 1946 bis 1949 war D. an der Bibliothek des Städelschen Kunstinstituts tätig.
Auf Betreiben von
Hanns Wilhelm Eppelsheimer wurde D. ab 1.11.1949 aufgrund seiner besonderen Kenntnis der Francofurtensien-Sammlung als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Stadt- und Universitätsbibliothek wieder eingestellt. Die etwa zur Hälfte im Krieg zerstörte Sammlung, die D. einst hatte aufbauen helfen, lagerte seinerzeit noch in Bunkern und musste neu aufgestellt, verzeichnet und ergänzt werden. Sein Dienstzimmer am Sitz der Stadt- und Universitätsbibliothek, Untermainkai 14, beherbergte das
Schopenhauer-Archiv, das dort bis zum Umzug der Bibliothek in den 1965 eröffneten Neubau in der Bockenheimer Landstraße 134-138 blieb. Im August 1956 erfolgte D.s Wiederernennung zum Bibliotheksrat. Als er mit Erreichen der Altersgrenze am 1.11.1956 in den Ruhestand versetzt wurde, verwaltete D. als wissenschaftlicher Referent an der Stadt- und Universitätsbibliothek Ffm. das
Schopenhauer-Archiv, die Abteilungen Judaica, Kunstgeschichte und 1848 sowie die Sonderabteilung Fft. Zur Einarbeitung einer Nachfolgerin wurde er bis März 1957 auf Stundenbasis weiterbeschäftigt. Als D. kaum ein Jahr später starb, hielt
Eppelsheimer, der D.s Verdienste als Bibliothekar sehr schätzte, bei der Trauerfeier eine Ansprache.
Mitgliedschaften: Ffter Verein für Geschichte und Landeskunde, Bund tätiger Altstadtfreunde, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft (1922-26), Verband der Kommunalbeamten (1926-33), Verein Deutscher Bibliothekare (1935-45),
Schopenhauer-Gesellschaft (ab 1955).
Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte des Buchdrucks, der Buchkunst, des Ffter Buchwesens und der Ffter Kulturgeschichte, u. a. „Beaumarchais als Nachfolger Baskervilles. Entstehungsgeschichte der Kehler
Voltaire-Ausgabe in Baskerville-Typen“ (1925), „Deutsche Buchkünstler und Gebrauchsgraphiker der Gegenwart“ (Aufsatz, 1926), „Erhard Ratdolt. Ein Meisterdrucker des 15. und 16. Jahrhunderts“ (1933), „Philipp Otto Runge und
Clemens Brentano. Ein Beitrag zur Buchillustration der Romantik“ (Aufsatz, 1935), „Ffm. im Spiegel alter Reisebeschreibungen vom 15. bis zum 19. Jahrhundert“ (1939), „Schulstuben aus alter Zeit“ (erschienen zum 50. Jubiläum des Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums in Ffm., 1939), „Märchen der Brüder Grimm“ in Fassungen von
Friedrich Stoltze (als Herausgeber, 1941), „Figurensatz in Ffter Drucken der Renaissance und des Barock“ (1951), „Das große Spiel. Eine Erinnerung“ (1953) und „Das
Schopenhauer-Archiv. Eine Bestandsaufnahme“ (bearb. v. Irene Schneider, in:
Schopenhauer-Jahrbuch 1959), sowie Mitarbeit am „Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte“. Außerdem erstellte D. das Verzeichnis des neu erschienenen Ffter Schrifttums für die Jahre 1928-1938 und 1938-1956 [in: Archiv für Fft.s Geschichte und Kunst IV,5 (1938), S. 115-164 und 45 (1957), S. 49-146].
D. lebte ab den 1930er Jahren bis zu seinem Tod in der Fontanestraße 60 im Dichterviertel.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 155,
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