Sohn des jüdischen Kaufmanns und Bankiers Wolf H. (1823-1894) und dessen Ehefrau Mina, geb. Seckel (1822-1884).
Die Familie zog um 1872 nach Ffm. Schulbesuch am Philanthropin. Ausbildung zum Bankkaufmann in Ffm., Berlin (seit 1885) und Paris (1886-87). Von 1893 bis 1902 Tätigkeit als Bankier mit eigenem Geschäft in Ffm., das er gemeinsam mit seinem Partner Zacharias Lorch führte. Dann Privatier in Ffm. Wegen Vermögensverfall in der Inflationszeit Wiederaufnahme der kaufmännischen Tätigkeit.
Nach dem Tod des Vaters 1894 hatte H. begonnen, Kunst zu sammeln, was bald zu seiner Leidenschaft wurde. Seine umfangreiche und sorgfältig komponierte Sammlung, bestehend aus Einrichtungsgegenständen, kunsthandwerklichen Objekten, Plastiken und Gemälden, integrierte er völlig in sein Wohnhaus in der Palmstraße 16 und machte es so zu einer stimmungsvollen Stätte der Kunst (vgl. dazu auch seine Schrift „Gotik und Renaissance in meinem Hause Palmstraße 16“, 1905). Er hatte dort – inspiriert von den „alten Zimmern“ im Schweizer Landesmuseum in Zürich – ein „Gotisches Zimmer“, eine „Gotische Bibliothek“, ein Zimmer in rheinischer Renaissance, ein „Schweizer Zimmer“ des 17. Jahrhunderts, zwei Zimmer des 16. Jahrhunderts und ein Zimmer im Stil von Louis XVI. mit Gemälden von Ffter Malern des 18. Jahrhunderts (
Schütz,
Seekatz,
Tischbein u. a.) eingerichtet. Über die Räume verteilte sich eine wertvolle Fayencen-Sammlung. Alle Fenster waren in kostbarer Schweizer Glasmalerei gearbeitet. In einem zeitgemäß eingerichteten Zimmer und der Galerie auf dem Hausflur waren Werke der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts zu bewundern (Marées,
Boehle,
Burger,
Gudden,
Reiffenstein,
Scholderer, Spitzweg,
Steinhausen,
Thoma,
Trübner u. a.). Im Garten war der gotische Kreuzgang aus der abgebrochenen St. Severinskirche in Köln wieder aufgebaut worden. Das Haus war als Privatmuseum täglich von 14 bis 15 Uhr für Besucher geöffnet.
Dank seiner hervorragenden Sammlung, die vom hohen Kunstverständnis und geschmacksicheren Urteil ihres Besitzers zeugte, genoss H. bald öffentliches Ansehen, nicht nur in Sammlerkreisen. Er nahm am Kunst- und Kulturleben der Stadt teil, gehörte von 1906 bis 1920 der städtischen Kommission für Kunst- und Altertumsgegenstände an und verlieh Stücke aus seinem Besitz für bedeutende Ausstellungen in Ffm. in den Jahren von 1912 bis 1925. Auch war er Mitglied in verschiedenen kulturellen und sozialen Vereinigungen, u. a. als Gründungsmitglied in der Ortsgruppe Ffm. des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (1907) sowie als Vorstandsmitglied in der Gesellschaft zur Erforschung jüdischer Kunstdenkmäler, der Israelitischen Frauenkrankenkasse, dem Almosenkasten der Israelitischen Gemeinde, dem Verein zur Verteilung von Heizmaterial an israelitische Arme „Rodfe Zedakah“ und dem Verein zur Beförderung der Handwerke unter den israelitischen Glaubensgenossen.
Durch Testamente vom 28.8.1924 und vom 29.5.1925 vermachte H. sein Haus mit der Sammlung der Stadt, und zwar unter den Bedingungen, dass die Sammlung in der von ihm selbst geschaffenen Form mindestens 100 Jahre erhalten bleiben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müsse und dass die Palmstraße fortan „Julius-H.-Straße“ heiße, ferner dass die Stadt seiner Lebensgefährtin und Kuratorin Maria H.-Wagner (1894-1981), die er adoptiert hatte, dort Wohnrecht und eine Leibrente gewähre.
Das „Julius-H.-Haus“ als gesonderte Abteilung des Historischen Museums wurde im Oktober 1928 eröffnet. Entgegen den testamentarischen Bestimmungen H.s wurden in der NS-Zeit das Haus geschlossen und der Auszug von Maria H.-Wagner erzwungen (1938), die Kunstsammlung mit Billigung fast aller verantwortlichen Amtsleiter, Museumsdirektoren und Kuratoren aufgelöst und teilweise an die städtischen Museen verteilt, teilweise aber auch verkauft (1939-40; Verkäufe von Stücken aus der Sammlung H. sind bis in die 1950er Jahre nachgewiesen). Das Wohnhaus H.s wurde bei einem Luftangriff 1944 zerstört.
Sammlerraum für Julius H. in der 2012 eröffneten Dauerausstellung „Ffter Sammler und Stifter“ des HMF. Dort Porträtzeichnung H.s (von
Jakob Nussbaum, 1922).
Infolge von H.s testamentarischer Bedingung war allerdings nicht die Palmstraße selbst, sondern deren Fortsetzung, das Stück des Hermeswegs bis zum Baumweg, nach dem Stifter benannt worden. In der NS-Zeit wurde diese Umbenennung rückgängig gemacht (1938); die Straße hieß bis 1948 ebenfalls „Palmstraße“, seitdem trägt sie wieder den Namen „Julius-H.-Straße“.
Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 331,
).