Die aus Siegen stammende Familie M. ist seit 1728 in Ffm. nachgewiesen. In diesem Jahr trat Wilhelm Heinrich M. (1704-1772) in die Handlung von Johann Georg Leerse (1691-1762) auf dem Römerberg ein, deren Geschäfte in englischen Wollwaren er ab 1.1.1741 selbstständig übernahm, während Leerse sich künftig ausschließlich dem Bankgeschäft widmete. Durch Einheirat in die
Familie de Neufville (1743) kam M. in Verbindung zu anderen französisch-reformierten Familien und damit zu führenden Kreisen der Ffter Wirtschaft und Gesellschaft. Der Kurfürst von der Pfalz ernannte ihn zum Konsul und zum Kommerzienrat.
Aus der Ehe von Wilhelm Heinrich und Johanna Maria M., geb. de Neufville (1712-1787), stammten die drei Söhne Johann Heinrich M. (1746-1804), Johann
Nicolaus (auch: Nikolas) M. (1749-1810) und Jacob Wilhelm M. (1751-1815), die in die Familien
Gontard und Sarasin einheirateten. Ab 1770 setzten die drei Söhne die väterliche Wollwarenhandlung unter der Firma „Gebrüder Manskopf“ fort. Der älteste Bruder, Johann Heinrich M., der wie der Vater zum kurpfälzischer Agenten eingesetzt war, schloss dem Unternehmen eine eigene Wolltuchfabrik an. Die Firma „Gebrüder Manskopf“, seit 1743 im Haus zum Horneck in der Saalgasse 38 (früher: Lit. J 69; nicht erhalten) ansässig, bestand bis 1822.
Der mittlere der Gebrüder M., Johann
Nicolaus M., bewohnte nach seiner Heirat mit Johanna Philippine Sarasin (1753-1797) im Jahr 1773 das Leerse’sche Haus Lichtenstein auf dem Römerberg 11; später (1840) ging dieses Haus aus dem Leerse’schen Familienfideikommiss in den Besitz der M. über (Haus bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt 1944, abgebrochen 1948). Im Haus Lichtenstein war König Friedrich Wilhelm II. von Preußen mit seinen Söhnen anlässlich eines Festballs im März 1793 (wahrscheinlich am 14. oder 19.3.1793) zu Gast bei der Familie M. (Auf diesem Ball, so will es die Familienüberlieferung der M., soll die Verlobung zwischen dem späteren König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz besiegelt worden sein.) Allgemein wurden die prunkvollen Feierlichkeiten bestaunt, mit denen die Familie M. ihren materiellen Wohlstand zum Ausdruck brachte.
Bereits seit 1795 betrieb Johann
Nicolaus M., mittlerweile zum kurpfälzischen Hofrat (1790) und zum preußischen Geheimrat (1795) ernannt, einen Weinhandel, den er – wohl angesichts schlecht laufender Geschäfte der angestammten Wollwarenhandlung (u. a. aufgrund der Behinderung des Imports englischer Waren durch die Franzosen) – kontinuierlich ausbaute. 1802 trat er endgültig aus der Firma „Gebrüder Manskopf“ aus; zugleich ließ er die Weinhandlung unter dem Namen „Manskopf-Sarasin“ in das Handelsregister eintragen und nahm seinen älteren Sohn, Jacob Philipp M. (seit 1840: Leerse gen. M.; 1777-1859), als Teilhaber auf. Das Unternehmen entwickelte sich im Lauf des 19. Jahrhunderts zu einem führenden Ffter Weinhandelshaus. Es handelte bevorzugt mit Rheinweinen (wie Rüdesheimer, Johannisberger und Hochheimer) sowie mit rheinhessischen und rheinpfälzischen Weinen (wie Niersteiner und Deidesheimer), hatte aber auch die Ffter Lagen Röderberger und Mühlberger im Angebot. Noch zu Lebzeiten von Johann
Nicolaus M. hatte sich die Firma weite Kundenkreise in ganz Süd- und Norddeutschland, in England, Holland, Belgien, Lothringen, der Schweiz, Österreich und Norditalien erschlossen; auch viele Fürsten kauften ihren Wein bei „Manskopf-Sarasin“. 1808 zog die Ffter Firma vom Römerberg in einen Neubau im Großen Hirschgraben 12/Ecke Goldfedergasse; später (seit etwa 1860) hatte sie ihren Sitz in der Junghofstraße 15 (beide Gebäude nicht erhalten). Als Johann
Nicolaus M., der Gründer des Weinhauses, 1810 starb, hinterließ er das beträchtliche Vermögen von 204.678 Reichstalern.
Der Sohn Jacob Philipp M. führte zusammen mit seinem Bruder Jacob
Wilhelm M. [1788-1851; verheiratet mit Henriette M., geb. Gontard (1789-1830), einer Tochter von Jacob Friedrich und
Susette Gontard] die Weinhandlung „Manskopf-Sarasin“ weiter. Die Firma stieg in den 1830er Jahren zum Welthaus auf und hatte ausländische Konsignationslager in Europa (Amsterdam, Kopenhagen, Liverpool, London, Manchester, Moskau und Stockholm), in Nordamerika (Baltimore, New Orleans und New York) und Asien (Batavia, Bombay und Kalkutta).
Jacob Philipp M. war in erster Ehe mit Maria Jacobea, geb. Fuchs (1783-1819), verheiratet. Der Ehe entstammten fünf Kinder. Der älteste Sohn aus dieser Verbindung, Jacob Philipp
Nicolaus M. (1807-1892), übernahm die eingeführte Weinhandlung. Sein Bruder war der spätere preußische Geheime Kommerzienrat
Wilhelm Heinrich M. (1812-1891), der mit seinen drei Söhnen Robert (1838-1897),
Gustav (1841-1900) und Wilhelm M. (1845-1921) 1875 die bald ebenfalls geschäftlich sehr erfolgreiche Weinhandlung „Manskopf & Söhne“ gründete. Die Söhne, insbesondere
Gustav M., traten auch als Mäzene und Stifter für ihre Heimatstadt Ffm. hervor.
Der verwitwete Jacob Philipp M. hatte 1821 eine zweite Ehe geschlossen, und zwar mit Luise von Scheibler (1795-1867), wodurch er in rheinländische Industriefamilien wie Stumm und Krupp einheiratete. Auch aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, darunter Jakob Nicolaus
Alexander M. (1837-1902) als einziger Sohn. Alexander M. war spätestens seit dem Tod seines Halbbruders Nicolaus M. 1892 als Teilhaber in der Weinhandlung „Manskopf-Sarasin“ tätig. Nach dem Tod von Alexander M. wurde die Firma infolge von Konflikten zwischen den verbliebenen Teilhabern unter dem eingeführten Namen zum Jahresende 1905 eingestellt und unter „Wilhelmi, Hock & Co.“ seit 1906 fortgesetzt.
Alexander M. war der Vater des Musikaliensammlers und Museumsgründers
Friedrich Nicolas M. (1869-1928). Dessen bedeutende Sammlung zur Musik- und Theatergeschichte mit Programmheften, Plakaten, Opernlibretti, Ölgemälden, Memorabilien, Musikhandschriften, Musikdrucken und Briefautographen, die er von 1901 bis 1928 in einem privaten Museum präsentierte, ging 1929 in den Besitz der Stadt Ffm. über und wurde 1946 in die Musik- und Theaterabteilung der heutigen UB Ffm eingegliedert. Mit
Nicolas M. erlosch 1928 die männliche Linie der Ffter Familie M.
Die M. gehörten zu den 67 Ffter Familien, die 1869 mit ihren Spenden den finanziellen Grundstock für die Errichtung eines Opernhauses, der heutigen „Alten Oper“, legten.
Da viele Mitglieder der Familie – Männer wie Frauen – von besonderer Körpergröße waren, wurden die M. in Ffm. auch scherzhaft „das Riesengeschlecht“ genannt, wozu einige Anekdoten überliefert sind.
Zum weiteren Immobilienbesitz der Familie M. in Ffm. gehörte die Villa M. am Untermainkai 54, ursprünglich von Jacob Wilhelm M. (1788-1851) aus dem Besitz seines Schwiegervaters Jacob Friedrich Gontard (1764-1843) übernommen und als Sommersitz unter Umbau des barocken Gartenhauses neu gestaltet (Architekt:
Rudolf Burnitz, um 1845); dort befand sich später zeitweise (1923-28) das Musikhistorische Museum von
Nicolas M. (Villa abgebrochen für das Hotel „Intercontinental“ 1960). Die Villa „Waldeck“ in Niederrad, ein schlossähnliches Anwesen an der heutigen Flughafenstraße 4/Ecke Schwarzwaldstraße gegenüber dem Oberforsthaus, wurde für Wilhelm M. (1845-1921) erbaut (Architekt:
Franz von Hoven, 1894; nach wechselnder Nutzung, u. a. als Lazarett im Zweiten Weltkrieg und als Sitz der Firma „Biotest“ von 1956 bis 1990, erworben vom Bildungszentrum des Hessischen Handels 2011 als Veranstaltungsort und Sitz verschiedener Organisationen des hessischen Handels).
Familiengruft Behrends-M. (Gruftenhalle, Gruft 56-57) und Familiengrabstätte M.-Jäger (Gewann D 293-295) auf dem Ffter Hauptfriedhof. Die repräsentative Gruft 57 im südlichen Eckpavillon der Gruftenhalle ließ die Familie M. von dem Bildhauer
Friedrich Hausmann in Zusammenarbeit mit dem Baugeschäft „Gebr. Seeger“ 1901/02 neu gestalten, wohl veranlasst durch den Tod von
Gustav M., der testamentarisch eine Figur für die Familiengruft gestiftet hatte (realisiert als Auferstehungsengel von
Friedrich Hausmann, 1902).
M.straße in der Kuhwaldsiedlung in Bockenheim.
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Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 13f.,
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