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Oswalt, Henry

Henry Oswalt
Henry Oswalt
Fotografie.
© Privatarchiv der Familie Oswalt, Ffm.
Henry Oswalt (Porträt von Jakob Nussbaum, 1929)

Henry Oswalt
Ölgemälde von Jakob Nussbaum (1929).
Eigentümer: Dr. Senckenbergische Stiftung.

© Dr. Senckenbergische Stiftung, Ffm.
Oswalt, Ludwig Henry. Eigentl. Nachname (bis 1857): Ochs. Geheimer Justizrat. Dr. jur. Dr. rer. pol. h. c. Handelsrechtler. Nationalökonom. Fachschriftsteller. Kommunalpolitiker. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 20.3.1849 Ffm., Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 18.1.1934 Ffm.
O. stammte aus einer jüdischen Ffter Familie, deren Wurzeln in der Stadt sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Sein Vater war der Seidenhändler Samuel Ochs (1802-1888); seine Mutter, Ester Emilie Ochs, geb. Heine (1818-1892), war eine Cousine von Heinrich Heine. Das Haus der Familie Ochs stand in der Eschenheimer Anlage 31. Im Februar 1857 erhielt die Familie Ochs per Senatsdekret der Stadt Ffm. die Erlaubnis, den Nachnamen Oswalt zu führen.
O. heiratete am 30.11.1886 Marie Louise Clara von Hergenhahn (1863-1932). Ihr Vater war Carl Friedrich August (von) Hergenhahn, Polizeipräsident in Ffm., ihr Großvater der nassauische Politiker August Hergenhahn (1804-1874), der als Mitglied der Casino-Fraktion in der Ffter Nationalversammlung gesessen hatte. Kurz vor der Hochzeit ließ sich O. taufen und wurde Mitglied in der evangelisch-reformierten Gemeinde in Ffm. Henry und Marie O. hatten fünf Kinder, darunter August O. (1892-1983) und Anne Marie O. (später verh. Hauck, 1897-1993), Mutter von Michael Hauck (1927-2018).
Besuch des Ffter Gymnasiums, abgeschlossen mit dem Abitur 1867. Ab 1867 Jura- und Volkswirtschaftsstudium in Heidelberg, Göttingen und Berlin. 1871 Promotion zum Dr. jur. an der Universität Heidelberg mit summa cum laude. 1872 einjähriger Militärdienst beim 5. Rheinischen Dragoner-Regiment in Ffm. 1873 Offiziersexamen. Seit 1877 arbeitete O. als niedergelassener Rechtsanwalt und Notar in Ffm. Von 1879 bis 1897 hatte er die Zulassung als Rechtsanwalt beim Königlichen Landgericht in Ffm., ab Februar 1887 auch am Königlichen Oberlandesgericht. Als Ehrenbezeichnungen erhielt er im Februar 1897 den Titel „Justizrat“, im Juli 1912 den Titel „Geheimer Justizrat“.
O. war Mitglied der Nationalliberalen Partei und gehörte dem Ffter Wahlverein der Nationalliberalen an. Von 1889 bis 1900 war er Stadtverordneter in Ffm. und u. a. Mitglied im Finanz- und Tiefbauausschuss sowie im 1894 gebildeten sozialpolitischen Ausschuss. Von 1894 bis 1898 vertrat er Ffm. im Preußischen Abgeordnetenhaus.
1890 Mitbegründer der Deutschen Treuhand-Gesellschaft (DTG), deren Aufsichtsrat er bis zu seinem Tod angehörte. Stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat der Metallgesellschaft (1906-33) und der Berg- und Metallbank(1906-10). Weitere Aufsichtsratsmandate: Meininger Hypothekenbank, „Söhnlein Rheingold Sektkellerei AG“ in Wiesbaden, Ffter Hypothekenbank, Ffter Pfandbrief-Bank, „Hoch- und Tiefbau AG“, „Moenus AG“ in Ffm. u. a. Vorstandsmitglied des Vaterländischen Frauenvereins.
O. gehörte zu den Gründervätern der Ffter Universität. Seit Jugendtagen war er mit dem Unternehmer und Mäzen Wilhelm Merton befreundet. Oberbürgermeister Franz Adickes war ein Vertrauter und Freund. Bereits 1897 trafen sich die drei im Wohnhaus von Wilhelm Merton und führten ein Gespräch, das schließlich in der Gründung der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften (eröffnet am 21.10.1901) mündete. In der Folgezeit vermittelte O. zwischen Merton und Adickes, die unterschiedliche Vorstellungen zum Charakter und zur Ausformung der zu gründenden Universität hatten. Für die Stadtverordnetenversammlung war O. Mitglied im Großen Rat der Akademie, die schließlich in der 1914 eröffneten Universität aufging; als von der Stadtverordnetenversammlung gewählter Vertreter der Bürgerschaft gehörte er dann (ab 1914) auch dem Großen Rat der Universität an. Zur Bedeutung von O. bei der Gründung der Ffter Universität schreibt Franz Adickes in seinen Erinnerungen: „Bei der Überwindung der vielen Schwierigkeiten, namentlich rechtlicher und verwaltungstechnischer Natur, die dem nunmehr glücklich erreichten Ziel entgegengetreten waren, hatte sich Dr. Oswalt besonders verdient gemacht.“
Nach dem Tod von Franz Adickes (1915) und Wilhelm Merton (1916) war O. einer der Wenigen, der das Entstehen der Stiftungsuniversität von den ersten Überlegungen bis hin zur Gründung begleitet hatte und mit allen Details der Konstruktion vertraut war. Schnell wurde ihm klar, dass die neue Ffter Universität weitere Unterstützer und Mäzene brauchte, um sich neben den etablierten Hochschulen in Deutschland zu behaupten. Gemeinsam mit Leo Gans, Rudolf de Neufville (1867-1937) und Ludwig Heilbrunn gründete er 1918 einen Freundesverein für die Universität, die heutige „Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main e. V.“. Als Nachfolger von Walther vom Rath war O. von 1921 bis 1928 Vorsitzender der Vereinigung. Es gelang ihm, einen gut vernetzten Freundeskreis aufzubauen und so die Ffter Universität fest im Ffter Bürgertum zu verankern. Auf dieser Basis konnte sein Nachfolger, Arthur von Weinberg, die Freundesvereinigung der Universität weiter ausbauen.
Auf O. geht die Gründung der „Oswalt-Stiftung, Institut für physikalische Grundlagen der Medizin“ (1921) zurück, mit der u. a. die Arbeiten den Physikers Friedrich Dessauer ermöglicht wurden. O. gehörte der Geschäftsführung der Stiftung an und war Vorstand auf Lebenszeit. Bald nach der Machtübernahme der NSDAP 1933 erklärte O. seinen Austritt aus dem Vorstand, offiziell aus Altersgründen, eventuell aber auch, weil ihn der Umgang der Nationalsozialisten mit Dessauer empörte oder weil er durch seine jüdische Herkunft die Existenz der Stiftung nicht gefährden wollte.
O. publizierte als liberaler Wirtschaftsökonom und Wirtschaftstheoretiker. Ihm ging es dabei um die Verknüpfung von theoretischen Überlegungen mit dem praktischen Wirtschaftsleben. Bekannt wurde seine Kontroverse mit Franz Oppenheimer in „Falsche Rechnungen“ (1919) und „Keine falschen Rechnungen“ (1920). In seinen weiteren Veröffentlichungen ging es um das Verständnis wirtschaftlicher Grundbegriffe („Vorträge über wirtschaftliche Grundbegriffe“, 1905, und „Grundzüge der Geldtheorie. Ein Nachtrag zu den Vorträgen über wirtschaftliche Grundbegriffe“, 1929).
Zahlreiche Ehrenmitgliedschaften und weitere Ehrungen bezeugen das Netzwerk, das O. in Ffm. geknüpft hatte und auf das er bei seinen Aktivitäten auf den verschiedenen Tätigkeitsfeldern zurückgreifen konnte. An der Ffter Universität wurde er zum Ehrenbürger (20.3.1924), Ehrensenator (Oktober 1924), ersten Ehrendoktor der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät sowie Ehrenmitglied des Instituts für Wirtschaftswissenschaft ernannt. Ehrenmitglied des Ffter Anwaltsvereins. Verwaltungsrat und Ehrenmitglied der Juristischen Gesellschaft Ffm. Ehrenmitglied der Deutschen Volkspartei Ffm.
Ein Porträt (von Jakob Nussbaum, 1929) befindet sich im Besitz der Dr. Senckenbergischen Stiftung.
O. wohnte mit seiner Familie von 1887 bis 1936 in der Leerbachstraße 23 (nicht erhalten).
Ehrengrab auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann A 433/434).
Dokumente, Briefe und Fotos von O. und seiner Familie befinden sich im privaten Familienarchiv. Dazu gehört auch der komplette und datierte Briefwechsel von Henry und Marie O. mit August O. aus den Jahren 1910 bis 1934.
Die O.straße in Niederursel wurde nach Henry O. und seiner Frau Marie benannt.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Reinhard Oswalt.
Artikel in: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 113, verfasst von: Reinhard Frost.

Lexika: Bergmann, E. (Hg.): Ffter Gelehrten-Handbuch. Ffm. [1930].Bergmann: Ffter Gelehrten-Hdb. 1930, S. 115f. | Bibliographie zur Geschichte der Ffter Juden 1781-1945. Hg. v. der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Ffter Juden. Bearb. v. Hans-Otto Schembs mit Verwendung der Vorarbeiten von Ernst Loewy u. Rosel Andernacht. Ffm. 1978.Bibliogr. z. Gesch. d. Ffter Juden, S. 554. | Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. Hg. v. Joseph Kürschner u. a. Berlin/Leipzig 1905-1973.Kürschner: Lit. 1917, Sp. 1240. | Kutz, Corinna: Die Porträtsammlung der Dr. Senckenbergischen Stiftung. Ffter Bildnisse aus fünf Jahrhunderten. Bestandsverzeichnis und Ausstellungskatalog. Ffm. 2000.Kutz: Senck. Portr., S. 102f. (m. Abb.); S. 136, Nr. 154. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 428.
Literatur:
                        
Adickes, Franz: Persönliche Erinnerungen zur Vorgeschichte der Universität Ffm. Zum 18. Oktober 1914. Ffm. 1914.Adickes: Persönliche Erinnerungen zur Vorgeschichte d. Universität Ffm. 1914, S. 34, 55. | Arnsberg, Paul: Die Geschichte der Ffter Juden seit der Französischen Revolution. Hg. v. Kuratorium für Jüdische Geschichte e. V., Ffm. Bearb. u. vollendet durch Hans-Otto Schembs. 3 Bde. Darmstadt 1983.Arnsberg: Gesch. d. Ffter Juden 1983, Bd. III, S. 340-342. | Maaser, Michael: Stifter werden Freunde. Die Geschichte der Freundesvereinigung der Goethe-Universität Fft. Hg.: Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität Ffm. Ffm. 2018.Maaser: Stifter werden Freunde 2018, S. 20-23, 48-50. | Maly, Karl: Die Macht der Honoratioren. Geschichte der Ffter Stadtverordnetenversammlung, Bd. I: 1867-1900. Ffm. 1992. (Veröffentlichungen der Ffter Historischen Kommission, Bd. XVIII/1).Maly: Stvv. I 1992, S. 256, 265-267, 291f., 310, 316, 329-331 (m. Abb. auf S. 331), 341, 357, 361, 427 Anm. 116 u. 143, 432 Anm. 332, 471-475. | Maly, Karl: Das Regiment der Parteien. Geschichte der Ffter Stadtverordnetenversammlung, Bd. II: 1901-1933. Ffm. 1995. (Veröffentlichungen der Ffter Historischen Kommission, Bd. XVIII/2).Maly: Stvv. II 1995, S. 22, 47, 222, 555 Anm. 11. | Reimann, Hans: Das Buch von Fft., Mainz, Wiesbaden. München 1930. (Was nicht im Baedeker steht 9).Reimann: Was nicht im Baedeker steht 1930, S. 154. | Schembs, Hans-Otto: Jüdische Mäzene und Stifter in Ffm. Hg. v. d. Moses Jachiel Kirchheim’schen Stiftung. Mit einer Einführung von Hilmar Hoffmann. Ffm. [Copyright 2007].Schembs: Jüd. Mäzene u. Stifter 2007, S. 105f. | Stemmler, Gunter: Die Vermessung der Ehre. Zur Geschichte der Ehrenbürger, Ehrensenatoren sowie Ehrenmitglieder an deutschen Hochschulen und an der Universität Ffm. Ffm. [u. a.] 2012.Stemmler: Ehrenbürger u. Ehrensenatoren an der Univ. Ffm. 2012, S. 159, 164. | Wachsmuth, Richard: Die Gründung der Universität Fft. Ffm. 1929.Wachsmuth: Gründung d. Universität Fft. 1929, S. 15. | Wörner, Birgit/Köster, Roman: Henry Oswalt. Bildungsbürger und Mäzen. Ffm. 2013. (Gründer, Gönner und Gelehrte, Biographienreihe der Goethe-Universität Ffm., hg. v. d. Goethe-Universität Ffm., [Bd. 8]).Wörner/Köster: Henry Oswalt 2013.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/3.062. | Privatarchiv der Familie Oswalt, Ffm.Privatarchiv der Familie Oswalt.
Internet: Berühmte Köpfe. Ffter Porträtsammlungen, Hg.: Corinna Gannon und Jochen Sander, Ffm. https://beruehmte-koepfe.net/search/#?name=oswalt&modal-db=sb&modal-work-id=6926Berühmte Köpfe. Ffter Porträtsammlungen, 30.8.2023. | Hessische Biografie, ein Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/126730458Hess. Biografie, 30.3.2023. | Oswalt-Stiftung, Institut für physikalische Grundlagen der Medizin, Ffm. https://www.oswalt-stiftung.de/
Hinweis: Mit einem Beitrag zur Geschichte der Oswalt-Stiftung.
Oswalt-Stiftung, 30.8.2023.
| Dr. Senckenbergische Stiftung, Senckenbergische Portraitsammlung, Ffm. https://www.senckenbergische-portraitsammlung.de/portraits/portrait/160Senckenbergische Portraitsammlung, 30.8.2023. | Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_OswaltWikipedia, 30.8.2023.

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Empfohlene Zitierweise: Oswalt, Reinhard: Oswalt, Henry. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/710

Stand des Artikels: 5.9.2023
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 09.2023.