Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
dieser Sommer meint es gut mit dem Frankfurter Personenlexikon und liefert vielfältige Themen für neue Beiträge. Der diesmalige Artikel des Monats befasst sich mit einem der prominentesten Architekten der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik, dessen Werke in Frankfurt durch das aktuelle Baugeschehen wieder in den Blick gerückt sind.
Artikel des Monats Juli 2022:
Ikonen für Frankfurt
Er schuf ikonische Bauten der bundesdeutschen Nachkriegsarchitektur für Frankfurt: Egon Eiermann. Seit 1947 Professor für Architektur in Karlsruhe, hatte er sich mit vorbildlichen Industrie- und Verwaltungsbauten einen Namen gemacht. Die von ihm errichtete Matthäuskirche in Pforzheim (1951-53) gilt als einer der wichtigsten Kirchenneubauten der Nachkriegsmoderne, und 1956 gewann er den Wettbewerb für den Wiederaufbau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin (1959-63). Ein internationales Zeichen für eine neue, frische und elegante deutsche Architektur der Nachkriegszeit setzten er und Sep Ruf (1908-1982) mit dem Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel 1958. Unbestritten war Egon Eiermann einer der prominentesten bundesdeutschen Architekten, als er – ebenfalls 1958 – vom Versandhauskonzern Neckermann mit dem Bau einer neuen Firmenzentrale in Frankfurt beauftragt wurde. Im September 1960 wurde die Neckermann-Zentrale an der Hanauer Landstraße eröffnet.
Rund ein Jahrzehnt später entstand in Frankfurt ein weiteres bedeutendes Werk des berühmten Architekten, das Olivetti-Haus in der Bürostadt Niederrad (1968-72), das erst nach dem Tod seines Schöpfers vollendet wurde. Während ein dritter Frankfurter Bau von Egon Eiermann, das Hochtief-Haus in der Bockenheimer Landstraße (1966-68), trotz heftiger Diskussionen 2004 abgerissen wurde, steht bei den Gebäudekomplexen der ehemaligen Neckermann-Firmenzentrale und des früheren Olivetti-Hauses gerade eine denkmalgerechte Sanierung und Revitalisierung an.
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Auch diesmal gibt es wieder einige Jubiläen und Gedenktage, die willkommener Anlass für neue Artikel im Frankfurter Personenlexikon sind. Im nächsten Jahr, am 18. Mai 2023, wird das 175. Jubiläum der Eröffnung der Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche gefeiert. Im Ausblick darauf erscheint in der aktuellen Lieferung ein Artikel über einen der wichtigsten Paulskirchenabgeordneten in vollständig neuer Bearbeitung: der Beitrag über Heinrich von Gagern, den ersten Präsidenten der Nationalversammlung. Einige andere Artikel über Personen aus dem Paulskirchenparlament und dessen Umfeld sind bereits im Frankfurter Personenlexikon zu finden, etwa über den zweiten Präsidenten Eduard Simson, den prominenten Abgeordneten Jacob Grimm, den Reichverweser Erzherzog Johann von Österreich, den Reichsministerpräsidenten Anton von Schmerling und die Revolutionärin Henriette Zobel, und weitere werden folgen.
Gerade rechtzeitig vor dem 150. Geburtstag am 17. Juli 2022 erinnert ein Artikel an den Psychiater Julius Raecke, der zeitweise an der Frankfurter „Anstalt für Irre und Epileptische“ unter Emil Sioli arbeitete, bei Gründung der Frankfurter Universität 1914 ein Extraordinariat erhielt und in den 1920er Jahren die städtische „Fürsorgestelle für Gemüts- und Nervenkranke“ leitete. Zwei weitere neue Artikel befassen sich mit Leitern von Universitätsinstituten in den 1920er Jahren. Der Beitrag über den Anatomen Hans Bluntschli, von 1919 bis 1933 Direktor der Dr. Senckenbergischen Anatomie, gibt nebenbei auch einen Einblick in die Situation von Forschung und Lehre in den Zeiten der Hyperinflation vor ziemlich genau 100 Jahren. Und der Artikel über Richard Wilhelm weist wieder auf ein interessantes Jubiläum voraus, das in gut drei Jahren bevorsteht: Wilhelm gründete im November 1925 das China-Institut an der Universität Frankfurt. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass die Fotografenserie im Frankfurter Personenlexikon diesmal mit dem Artikel über Kurt Röhrig fortgesetzt wird, dessen Fotos zu den wichtigsten Bildquellen für die 1950er und 1960er Jahre in Frankfurt zählen. Röhrig wurde am 24. Juli vor 110 Jahren in Frankfurt geboren, zwar ein nicht ganz so „runder“ Anlass, aber dennoch ein guter Grund, einen Beitrag über ihn zu bringen.
Außerdem laden immer zahlreiche aktuelle Anlässe und Gelegenheiten zum Nachschlagen in bestehenden Beiträgen des Frankfurter Personenlexikons ein. Stellvertretend seien hier zwei bedeutende Frankfurter Frauen erwähnt, denen schon seit einiger Zeit Artikel im Frankfurter Personenlexikon und nun Ausstellungen in Frankfurt gewidmet sind. Zu ihrem 100. Geburtstag am 12. Juli 2022 wird die Bildhauerin Christa von Schnitzler mit der Ausstellung „Mit Köpfen und Körpern“ des Instituts für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster geehrt. Wenige Tage später, am 20. Juli 2022, eröffnet das Städel Museum eine umfassende Retrospektive mit 75 Gemälden und Zeichnungen der Künstlerin Ottilie W. Roederstein. „Roederstein“, so heißt es in der Vorankündigung des Museums zur Ausstellung, „war als freischaffende Porträtmalerin eine feste Größe im männlich dominierten Kunstbetrieb und setzte sich selbstbewusst über die vorherrschenden gesellschaftlichen Normen hinweg.“ Sie lebte seit 1891 in einer Beziehung mit der Ärztin Elisabeth Winterhalter in Frankfurt. Winterhalter, die sich ihr Studium und ihren Beruf hart hatte erkämpfen müssen, als Frauen in Deutschland noch gar nicht an den Universitäten zugelassen waren und im deutschsprachigen Raum nur in der Schweiz studieren konnten, engagierte sich für die Frauenbildung und gehörte 1901 zu den Gründerinnen von Frankfurts erstem Mädchengymnasium.
Wie dieses lange Editorial mit den zahlreichen und dennoch längst nicht allumfassenden aktuellen Hinweisen zu historischen Themen zeigt, scheint es die sprichwörtlichen „sauren Gurken“ in diesem Sommer nicht zu geben. Zu den verschiedensten Gelegenheiten sind Sie jedoch mit dem Frankfurter Personenlexikon auch in den kommenden Wochen gut informiert.
Beste Wünsche für eine schöne Sommerzeit – und bleiben Sie gesund!
Ihre Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons
P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. August 2022.