Neuerscheinungen vom 10. August 2024

Einleitung: 

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

lesen Sie jetzt im Sommer, zur besten Ferienzeit, auch gerne einmal einen Krimi?
Dann finden Sie in der aktuellen Artikellieferung des Frankfurter Personenlexikons sicher die passende Lektüre. Neu sind in diesem Monat einige spannende Lebensgeschichten, auch wenn darin Mord und Totschlag höchstens indirekt vorkommen, etwa in den Bildern, Büchern und Filmen, mit denen sich die dargestellten Personen befasst haben. Echten detektivischen Spürsinn der Autorin erforderte die Rekonstruktion einer Frankfurter Künstlerbiographie aus dem beginnenden 16. Jahrhundert, die wir Ihnen diesmal als Artikel des Monats präsentieren.

Artikel des Monats August 2024:
Ein Kunstkrimi aus der frühen Neuzeit

Er ist nicht Matthias Grünewald: Mathis Grün. Beide Künstler wohnten in den 1520er Jahren in Frankfurt. Mathis Grün aus Eisenach besaß von 1512 bis 1527 ein Haus in der Kannengießergasse und war zu dieser Zeit vor allem als Bildhauer gesucht. Die Namensähnlichkeit und einige biographische Parallelen hatten einst die Kunstwissenschaft dazu verführt, die Identitäten von Grün und Grünewald zu vermischen und gar zu verschmelzen. Zu diesem Irrtum trug bei, dass keine Werke von Grün bekannt waren, auch wenn dessen Lebensgeschichte in archivalischen Quellen relativ gut dokumentiert ist. Dass Mathis Grün jetzt als eigenständige Künstlerpersönlichkeit vor uns erscheint, liegt auch daran, dass ihm in jüngster Zeit zwei überlieferte Werke mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden konnten. Eines davon ist das „Allerheiligenretabel“, das ursprünglich für die St. Leonhardskirche entstand. Goethe hat es 1814 im Dominikanerkloster gesehen und beschrieben. Heute werden die verbliebenen Flügel im Depot des Historischen Museums verwahrt.
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Schluss: 

Der gebürtige Sachsenhäuser Gerhard Thomas, der 1816 in den Frankfurter Senat gewählt wurde und 1838 während seiner dritten Amtszeit als Älterer Bürgermeister starb, war ein wichtiger Mann im Stadtstaat des freien Frankfurts. Seine städtische Karriere hatte der Jurist noch zu großherzoglicher Zeit im Archiv begonnen. Zusammen mit seinen ebenso historisch interessierten Jugendfreunden Georg Kloß und Benedict Römer-Büchner suchte Thomas seit den frühen 1810er Jahren in und um Frankfurt nach mittelalterlichen Handschriften und alten Drucken. Zu den wertvollen Objekten, die die drei Freunde entdeckten und retteten, gehört die „Schwanritter“-Handschrift, die sich heute im Besitz der Frankfurter Universitätsbibliothek befindet. Im Zuge der Erforschung der Handschriftenfunde nahm Thomas 1812 brieflichen Kontakt zu Jacob und Wilhelm Grimm auf, womit seine lebenslange Freundschaft mit den Brüdern begann. Aber nicht nur die Grimms waren zu Gast bei Thomas in Frankfurt. Die freitäglichen Salonabende, zu denen der Senator und seine Frau Rosette, eine geborene Willemer, ab den 1820er Jahren einluden, wurden zum Mittelpunkt eines Frankfurter Romantikerkreises, in dem dezidiert literarische, historische und germanistische Interessen gepflegt wurden. Die Rolle, die Thomas als Protagonist und „Netzwerker“ in der Frühgermanistik spielte, ist bisher weitgehend unerforscht. Die grundlegende Neufassung des Artikels über Gerhard Thomas im Frankfurter Personenlexikon macht einen ersten Schritt in diese Richtung.

Einen echten Hitchcock gab es öfter in Frankfurt. Der weltberühmte Filmregisseur kam zwischen 1959 und 1972 mindestens neunmal in die Stadt. Er machte hier Werbung für seine neuesten Filme, traf sich zu Arbeitsbesprechungen mit seinem Filmdesigner Hein Heckroth, stellte sich in zwei Fernsehsendungen des Hessischen Rundfunks vor oder war auch einmal mit Gattin Alma ganz privat da. Am liebsten wohnte „Hitch“ dann im Hotel „Intercontinental“ in einem Appartement mit Mainblick. Als er „sein“ Zimmer 300 bei einem Besuch 1966 einmal nicht bekam, soll er den Direktionsassistenten des Hotels angefaucht haben: „Sie werden meine nächste Filmleiche sein.“ Der junge Mann sei tatsächlich ein bisschen blass um die Nase geworden, berichtete die Journalistin Jutta W. Thomasius, die Zeugin der Szene war. Der Meister habe den Mann dann doch beruhigt, indem er ihm ins Ohr flüsterte, dass sein nächster Film zwar im Hotelmilieu spiele, die Rolle der Leiche aber schon besetzt sei. Anlässlich des 125. Geburtstags von Alfred Hitchcock am 13. August 2024 erinnert ein Artikel im FP an die Besuche des Starregisseurs in Frankfurt.

Ich würde mich freuen, wenn Sie mit diesen und anderen Artikeln eine spannende und doch entspannende Sommerlektüre im Frankfurter Personenlexikon finden würden.

Herzliche Grüße und beste Wünsche aus dem sonnigen Frankfurt
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons

P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. September 2024.