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Vogel, Carl Friedrich, gen. Fritz

Bedeutender Porträtfotograf in den 1840er Jahren in Ffm.

Vogel, Carl Friedrich, gen. Fritz. Lithograf. Fotograf. Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.* 20.3.1806 (Ffm.-)Niederrad, Diese Angaben konnten anhand von Dokumenten zweifelsfrei bestätigt werden.† 18.8.1865 Venedig.
Sohn eines Ffter Handelsmanns.
V. erlernte den Beruf des Zeichners und Lithografen und schloss seine Lehre mit einem Zeugnis des Malers Anton Radl ab. 1827 gründete er unter der Firma „F. C. Vogel“ eine lithografische Anstalt in Ffm. 1830 heiratete er die aus dem Elsass stammende Pfarrerstochter Julie Thérèse Schmidt (1806-?). 1833 erweiterte er sein Atelier um ein Geschäft für Lithografien und Kunstprodukte und gab selbst Mappenwerke heraus, z. B. das „Panorama des Rheins, Ansichten des rechten und linken Rheinufers von Mainz bis Coblenz“ mit 88 Lithografien (1833). Später spezialisierte er sich auf die fabrikmäßige Herstellung von Tapeten und Bordüren.
Im Herbst 1839 griff V. als einer der ersten in Ffm. die gerade in Paris bekannt gegebene Erfindung der Fotografie auf. Er experimentierte mit den Anwendungsmöglichkeiten des neuen Verfahrens und benutzte dabei einen aus Paris erworbenen „Originalapparat“. Es gelang ihm, Daguerreotypien (Fotografien auf versilberten Kupferplatten) herzustellen, z. B. eine Ansicht des Mainufers und Reproduktionen von Gemälden. Die Ergebnisse stellte er in seinen Geschäftsräumen aus, was auf großes Interesse stieß. Zwei Aufnahmen schickte er am 8.10.1839 an den Senat der Stadt Ffm. mit der Bitte, „diesen Versuch mit gütiger Nachsicht aufzunehmen“. Der Senat bedankte sich und drückte sein „besonderes Wohlgefallen“ aus. Auch beim Physikalischen Verein führte V. seinen Apparat und seine Daguerreotypien vor. Seine Aktivitäten fanden überregionale Beachtung, so dass nicht nur in der Ffter Didaskalia, sondern auch z. B. in der Hannoverschen Zeitung und im Mannheimer Abendblatt darüber berichtet wurde. Allerdings sah V. – zu Recht – in der Fotografie zunächst keinen finanziellen Erfolg und beschäftigte sich nicht mehr damit. In den Folgejahren gingen seine Geschäfte schlechter. Offenbar musste er sich auch gegen Nachahmer schützen, denn 1842 deponierte er einige Lithografien zum Schutz vor Nachdruck beim Senat der Stadt. 1843 hatte er seine lithografische Ansicht nach eigenen Worten „fast gänzlich eingestellt“ und beantragte die Aufnahme in den Handelsstand und die Zusammenarbeit mit einem anderen Kaufmann, was genehmigt wurde. Bereits am 4.10.1843 musste er jedoch Konkurs anmelden. Seine Geräte, seine Handelswaren und auch sein „Daguerreotyp-Apparat“ wurden 1844 versteigert.
V. zog nach Offenbach und musste sich nach einer neuen beruflichen Tätigkeit umsehen. Er beschäftigte sich wieder mit der Fotografie. Am 15.5.1845 schrieb er an William Henry Fox Talbot in England, der zwei Jahre zuvor ein Patent für Fotografien auf Papier erhalten hatte, und bat um Detailinformationen und um Hinweise, wo er entsprechendes Fotopapier kaufen könne. Am 5.1.1846 inserierte V. im Ffter Journal, dass er das Atelier von Sigismund Gerothwohl, der Ffm. verlassen hatte, weiterführen werde. Infolge seines Konkurses firmierte er zunächst unter „Gerothwohl’sches Atelier unter Leitung von Herrn Vogel“. Während die anderen Fotografen in Ffm. noch auf Daguerreotypien spezialisiert waren, bot V. Porträts als Lichtbilder auf Papier an. Er gab Hinweise zur Wahl der Kleidung für die Aufnahmen und bat um frühzeitige Anmeldung, da „ein großer Teil der nächsten Zeit (…) bereits vergeben“ sei. Bald darauf nahm er seine Frau als Geschäftspartnerin auf und versah die Passepartouts seiner Fotografien mit dem Aufdruck „Fritz und Julie Vogel“. Über eine aktive Mitarbeit seiner Frau ist allerdings nichts bekannt. Sie wird von Ludwig Uhland in einem Brief an V. lediglich als „verehrte Mitwisserin der Lichtbilder“ bezeichnet, und V. selbst spricht von „der Hilfe meiner lieben Frau“.
Das Atelier entwickelte sich zum angesehensten in Ffm. V. erhielt Aufträge von Ffter Bürgern und Prominenten, Besuchern der Stadt und von Abgeordneten der Nationalversammlung. Er ging als erster Fotograf dazu über, die Papierabzüge (Kalotypien), die unscharf und oft dunkel getönt waren, zu kolorieren, d. h. den Abgebildeten und den Hintergrund durch „Retoucheure“ farbig bemalen zu lassen. Die Porträts wurden so für das Publikum attraktiver und Aquarellen gleichgestellt. Dieser Typ von Bildern wurde auch überregional geschätzt und als „Frankfurter Manier“ bezeichnet. V. signierte und datierte viele seiner Porträts im Bild. 1848 beantragte V. bei der Stadt Ffm. ein Patent für Fotomontage. Bei Gruppenfotos war häufig der eine oder andere Abgebildete wegen der langen Belichtungszeit verwackelt dargestellt. Daher war es Praxis geworden, ein Gruppenfoto aus mehreren Fotos zusammenzustellen oder eine einzelne Person durch ein besseres Bild aus einem anderen Foto zu ersetzen. Der Senat sah dieses Verfahren als Verbesserung an und erteilte V. ein Patent für drei Jahre, das am 28.7.1848 bekannt gegeben wurde. Dies löste heftigen Widerspruch bei seinen Kollegen Jacob Seib und Steinberger & Bauer aus, die in Zeitungsanzeigen dagegen protestierten. V. musste sich rechtfertigen und durfte Beispiele seiner Fotomontagen im Städel’schen Kunstinstitut ausstellen. In dieser Zeit veröffentlichte er bereits kleine fachbezogene Artikel über Auswirkungen von hellem Sonnenlicht auf das Fotografieren und über Jodbilder. Im Physikalischen Verein hielt er einen Vortrag über ein Lichtbild vom Mond, das er aufgenommen hatte.
Der Ärger mit seinen Kollegen und eine Auswirkung seines früheren Konkursverfahrens waren offenbar Anlass für Überlegungen, aus Ffm. wegzuziehen. Anfang Juni 1850 inserierte V., dass er für drei Monate nach Mailand reise und sein Atelier in dieser Zeit geschlossen bleibe. 1851 verließ er Ffm. endgültig. Sein Glaspavillon wurde per Zeitungsanzeige zum Kauf angeboten und ab November 1851 von dem Fotografen Friedrich Hartmann (1822-1903) weitergeführt. V. zog nach Mailand und ließ sich dann in Venedig nieder, wo er ein Atelier eröffnete und seinen Neffen C. Reichardt als Partner aufnahm. Auch hier veröffentlichte er in den 1850er Jahren mehrere fachbezogene Artikel im Photographischen Journal. 1864 beteiligte er sich von Venedig aus mit neun Porträts aus seiner Ffter Zeit an der Kunst- und Industrieausstellung in Ffm, u. a. mit Aufnahmen von Ludwig Uhland, Erzherzog Johann von Österreich und Carl Theodor Reiffenstein. Das zeigt, dass seine Verbindung zu Ffm. nicht abgerissen war und er eigene Exemplare seiner Porträts aufbewahrt hatte. Er starb 1865 in Venedig.
Von seinen Porträts, alles Ganzkörper-Aufnahmen, sind eine Reihe von Originalen erhalten. Ludwig Uhland und seine Frau, die im September 1846 anlässlich der Ersten Germanistenversammlung in Ffm. waren, ließen sich von V. fotografieren. Nach Fertigstellung schickte er drei Aufnahmen nach Tübingen, wofür sich Uhland am 1.11.1846 bedankte und dabei den Ausblick auf Ffm. als eingemalten Hintergrund besonders erwähnte. Von 1847 stammt ein Album mit zwölf Porträts von Mitgliedern der Familie des russischen Großfürsten von Sacha aus der Region Jakutien und deren Hofstaat, die vermutlich zu einer Kur in Homburg v. d. H. weilten und auf eine Empfehlung hin nach Ffm. kamen. Alle Porträts sind signiert und datiert. Außerdem bekannt sind ein Album der Familie der Ffter Tapezierermeister Ludwig und Johann Schmidt mit sechs Porträts von 1846/47 sowie eine Serie von sechs Bildnissen aus der Ffter Kaufmannsfamilie Giar. 1848 porträtierte V. etwa 15 Abgeordnete des Paulskirchenparlaments, und zwar als Vorlage für Stahlstiche im Verlag des Bibliographischen Instituts Hildburghausen, u. a. Heinrich von Gagern und Ernst Moritz Arndt. 1848 und 1849 nahm er Erzherzog Johann von Österreich, der als Reichsverweser in Ffm. wirkte, und andere bekannte Persönlichkeiten auf, wie Johann David Passavant, Moritz von Schwind und Detmar Wilhelm Sömmerring. Ferner hielt er im August 1849 die Goethefeier im Bild fest; hiervon sind zehn Salzpapier-Negative mit Außenaufnahmen aufgefunden worden. Im Jahr 1851 fotografierte er in Mailand den Kaufmann und Ffter Mäzen Heinrich Mylius sowie das Ehepaar Vigoni mit Kindern. Aus seiner Zeit in Venedig haben sich ebenfalls einige Porträts erhalten. Originale von Aufnahmen V.s befinden sich vor allem im HMF, ferner einzelne Abzüge insbesondere im Steiermärkischen Landesarchiv Graz, in der Städtischen Sammlung Tübingen und in Privatbesitz.
Einzelne Porträtaufnahmen von V. wurden bei historischen Fotoausstellungen gezeigt, in Ffm. 1982 im HMF und 2003 im Haus Giersch sowie in Graz 1982.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Eberhard Mayer-Wegelin.
Artikel in: Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 514f., verfasst von: Reinhard Frost.

Lexika: Dessoff, Albert: Kunst und Künstler in Ffm. im 19. Jahrhundert. 2. Bd.: Biographisches Lexikon der Ffter Künstler im 19. Jahrhundert. Ffm. 1909.Dessoff, S. 165. | Richel, Arthur: Katalog der Abteilung Fft. [der Ffter Stadtbibliothek]. Bd. 2: Literatur zur Familien- und Personengeschichte. Ffm. 1929.Richel, S. 616. | Thieme, Ulrich/Becker, Felix: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bde. Leipzig 1907-50.Thieme/Becker 34 (1940), S. 481.
Literatur:
                        
Aura. Jahresgabe [des Historischen Museums Fft.; mit wechselndem Untertitel.] Bisher 17 Ausgaben. Ffm. 2005/06-2021/22.Grande, Verena: Auf Spurensuche in der Restaurierung. Das Fotoalbum von Julie und Carl Friedrich Vogel. In: Aura 2023/24, S. 40. | Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Bisher 39 Jahrgänge (154 Hefte). Marburg 1981-2019.Mayer-Wegelin, Eberhard: Die Kalotypie in Ffm. In: Fotogeschichte 1 (1981), H. 2, S. 3-12. | Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Bisher 39 Jahrgänge (154 Hefte). Marburg 1981-2019.Rau, Petra: Die Goethefeier 1849. „Photographiert aufgenommen zur Stunde der Geburt nach 100 Jahren von F. Vogel“. In: Fotogeschichte 18 (1998), H. 67, S. 3-12. | Frühe Photographie im Rhein-Main-Gebiet 1839-1885. Katalog zur Ausstellung im Haus Giersch – Museum Regionaler Kunst. Redaktion: Manfred Großkinsky, Birgit Sander. Ffm. 2003.Kat. Frühe Photographie im Rhein-Main-Gebiet 2003, S. 13, 19f., 44, 284f. | Lichtbilder. Fotografie im Städel Museum von den Anfängen bis 1960. Katalog zur Ausstellung im Städel Museum. Hg.: Felix Krämer u. a. Ffm. 2014.Eberhard Mayer-Wegelin in: Kat. Lichtbilder. Fotografie im Städel Museum 2014, S. XLII-XLIV. | Mayer-Wegelin, Eberhard [Hg.]: Frühe Photographie in Ffm. 1839-1870. München 1982.Mayer-Wegelin: Frühe Photographie in Ffm. 1982, S. 24-31, 56f.; Nr. 12-13, 21, 23-25. | Rundbrief. Museumsverband Baden-Württemberg, Arbeitsgruppe Fotografie im Museum. Nr. 1-22. Tübingen 1989-93. Fortgesetzt u. d. T.: Rundbrief Fotografie. Analoge und digitale Bildmedien in Archiven und Sammlungen. Hg.: Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg in Zusammenarbeit mit dem Museumsverband Baden-Württemberg e. V., der Sektion Geschichte und Archive der Deutschen Gesellschaft für Photographie e. V. (DGPh) und dem Sächsischen Museumsbund e. V. Bisher 27 Jahrgänge (der Neuen Folge) = NF Nr. 1-107. Stuttgart u. a. 1994-2020.Caspers, Martha/Rau, Petra: Salzpapiernegative des Ffter Fotografen F. C. Vogel. In: Rundbrief Fotografie NF 2 (1994), S. 21-24.
Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/9.725. | ISG, Bestand Senatssupplikationen (Best. H.02.16), 1814-68.ISG, Senatssuppl. 217/13.
Internet: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Carl_VogelWikipedia, 25.11.2020.

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Empfohlene Zitierweise: Mayer-Wegelin, Eberhard: Vogel, Carl Friedrich, gen. Fritz. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1605

Stand des Artikels: 1.12.2020
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 12.2020.