Neuerscheinungen vom 10. März 2025

Einleitung: 

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

manchmal gibt es merkwürdige Zufälle in der biographischen Lexikonarbeit. Man nimmt sich beispielsweise einen Artikel zur Bearbeitung vor und stellt verblüfft fest, dass die behandelte Person gerade an diesem Tag auch Geburtstag hätte. Genau am Weltfrauentag in diesem Jahr waren wir in der Redaktion mit dem Artikel über eine Frankfurterin befasst, die sich in der bürgerlichen Frauenbewegung des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts engagierte. Ihr gilt jetzt der Artikel des Monats März.

Artikel des Monats März 2025:
Eine Frankfurterin für Frauenbildung und Frauenrecht

Sie wollte die Wahl haben: Pauline Neubürger. Im Juni 1863 hatte die damals 21 Jahre alte jüdische Kaufmannstochter, die mütterlicherseits aus der weitverzweigten Frankfurter Familie Flesch stammte, den 37-jährigen Lehrer Emil Neubürger geheiratet. In der ersten Zeit ihrer Ehe führte ihr Mann eine von seinen Eltern übernommene Unterrichts- und Erziehungsanstalt für israelitische Mädchen im Ostend, wobei sie ihn vermutlich unterstützte. Später engagierte sich Pauline Neubürger im Verein Frauenbildung – Frauenstudium. Der Verein, dessen seit 1898 bestehender Frankfurter Ortsgruppe sie zeitweise vorstand, trat für die Gleichstellung von Mädchen und Jungen in allen schulischen Bereichen ein und forderte nicht zuletzt einen gleichberechtigten Hochschulzugang für Frauen, ein Ziel, das in Preußen erst 1908 erreicht wurde.
Überhaupt war Pauline Neubürger, die auch der 1895 gegründeten Frankfurter Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) angehörte, in verschiedenen Organisationen und Gremien der bürgerlichen Frauenbewegung aktiv. Den Schwerpunkt ihrer frauenpolitischen Arbeit setzte sie mehr und mehr auf die Stimmrechtsbewegung. Mit dem Frankfurter Verein für Frauenstimmrecht, den sie von 1912 bis 1916 auch leitete, kämpfte sie für die Durchsetzung des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts. Infolge der im November 1918 erreichten Wahlrechtsreform durften Frauen 1919 zum ersten Mal wählen und sich wählen lassen – auch bei den Kommunalwahlen in Frankfurt am 2. März 1919.
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Schluss: 

Die bürgerliche Frankfurter Frauenbewegung der „Jahrhundertwende“ (also um 1900) hat in der stadtgeschichtlichen Forschung seit den 1980er Jahren zunehmend Beachtung gefunden. Erste Biographien von Frankfurter Frauenrechtlerinnen waren bereits in der Buchausgabe der „Frankfurter Biographie“ enthalten. Heute sind z. B. Elisabeth H. Winterhalter, Bertha Pappenheim, Anna Edinger, Henriette Fürth, Johanna Elberskirchen und Meta Quarck-Hammerschlag mit Artikeln im Frankfurter Personenlexikon (teilweise in redigierten Übernahmen aus der Buchausgabe) präsent. Weitere Biographien über Vertreterinnen der frühen Frankfurter Frauenbewegung sind geplant.

In der aktuellen Lieferung erscheint außerdem ein Artikel über den Maler und Radierer Bernhard Mannfeld anlässlich von dessen bevorstehendem 100. Todestag am 29. März 2025. Seine Originalradierungen mit Frankfurter Stadtansichten hingen früher in vielen Frankfurter Wohnungen.

Neu im März ist u. a. auch der Beitrag über den belgischen Unternehmer Frédéric de la Hault, der die Frankfurter Pferdebahn begründete. Am Pfingstsonntag, den 19. Mai 1872, nahm das seinerzeit neuartige Verkehrsmittel den Betrieb auf. Damals brachte die Trambahn mit einer Pferdestärke ihre Fahrgäste von der Hauptwache über die Bockenheimer Warte bis zur Stadtgrenze am Schönhof (oder zurück). Anfangs gab es zwei Wagenklassen sowie besondere „Damencoupés“, die aber schon bald aufgegeben wurden. Der Fahrpreis betrug in der I. Klasse 25 Pfennige, in der II. Klasse 17 Pfennige. Die meisten Fahrgäste bevorzugten jedoch die II. Klasse. Daraufhin führte die geschäftstüchtige Trambahngesellschaft „F. de la Hault & Cie.“ schnell einen Einheitstarif von 20 Pfennigen ein, was die Einnahmen des erfolgreichen Unternehmens noch beträchtlich erhöhte.

Auch wenn Sie vielleicht nicht mit der Straßenbahn und schon gar nicht mit der Pferdebahn unterwegs sein werden, so wünsche ich Ihnen doch einen guten Start in die nächste Jahreszeit.
Ich würde mich freuen, wenn Sie dem Frankfurter Personenlexikon weiterhin gewogen blieben.

Mit freundlichen Frühlingsgrüßen
Sabine Hock
Chefredakteurin des Frankfurter Personenlexikons

P. S. Die Märzlieferung wird baldmöglichst noch um einen weiteren Artikel ergänzt.
P. P. S. Die nächste Artikellieferung erscheint am 10. April 2025.