Tochter des Handelsmanns Lazarus Kusiel Pfeiffer (1792-1871) und seiner Ehefrau Treutchen, geb. Flesch (1804-1874). Der Vater unterrichtete zeitweise als außerordentlicher Lehrer an der Schule der Israelitischen Religionsgesellschaft unter der Leitung von
Samson Raphael Hirsch. Verheiratet (seit 1863) mit dem Lehrer Emil N. (1826-1907). Trauzeugen waren der Handelsmann Abraham Strauß und der Lehrer
Lazarus Geiger. Die Ehe blieb kinderlos.
N. lebte von 1865 bis 1877 in der Theobaldstraße (seit 1934: Theobald-Christ-Straße) 17 im Ostend, wo ihr Mann Emil N. eine private Unterrichts- und Erziehungsanstalt für israelitische Mädchen leitete. Später wohnte das Ehepaar in der Lange Straße 22 (1878-86) und dann in der Bockenheimer Landstraße 12 (1887-1901); unter dieser Anschrift war Emil N. zunächst als Privatlehrer und schließlich als Schriftsteller im Adressbuch eingetragen.
N. war seit Ende des 19. Jahrhunderts in mehreren Organisationen und Gremien der bürgerlichen Frauenbewegung aktiv. Sie war Mitglied in der 1895 gegründeten Ffter Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) und engagierte sich im Verein Frauenbildung – Frauenstudium, dessen Ffter Ortsgruppe seit 1898 bestand, zeitweise (1908) als deren Vorsitzende. Der Verein kritisierte die preußische Mädchenschulreform und trat für eine konsequente Koedukation und Gleichstellung von Mädchen und Jungen in allen schulischen Bereichen ein, womit nicht zuletzt ein gleichberechtigter Hochschulzugang für Frauen erreicht werden sollte.
1902 zog das Ehepaar N. in den Gärtnerweg 2, wo es in einer Hausgemeinschaft mit Rosette Pfungst (1839-1922), der Witwe des Gründers der „Naxos-Union“, und deren Tochter
Marie Pfungst wohnte. Die beiden Frauen waren ebenfalls Mitglieder des ADF und in verschiedenen Gremien der bürgerlichen Frauenbewegung aktiv. In dieser Zeit war N. auch als Feuilletonistin für die Münchner Neuesten Nachrichten tätig.
1903 trat N. der neu gegründeten Ffter Ortsgruppe der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten bei. Zu deren Vorstand gehörten der Arzt
Max Flesch als Vorsitzender sowie
Henriette Fürth und Gabriele Gräfin von Wartensleben (1870-1953), während etwa
Anna Edinger,
Bertha Pappenheim und
Elisabeth Winterhalter wie N. zu den Mitgliedern zählten. Der Verein betrieb sexuelle Aufklärungsarbeit und wirkte Prostitution, sexueller Ausbeutung, Doppelmoral, Mädchenhandel und Bordellwesen entgegen. Die Bewegung unterhielt gute Kontakte zu einzelnen Stadtpolitikern, insbesondere auch zu Stadtrat
Karl Flesch, und versuchte, durch Öffentlichkeitsarbeit auf die städtischen Sozialreformen Einfluss zu nehmen.
N.s frauenpolitischer Schwerpunkt jedoch lag bei der Ffter Stimmrechtsbewegung, die sie zusammen mit
Meta Hammerschlag und
Helene, gen. Hella, Flesch zu Beginn des 20. Jahrhunderts begründete. In der kritischen Auseinandersetzung mit dem preußischen Dreiklassenwahlrecht kämpften die Frauen für die Durchsetzung des allgemeinen, gleichen und geheimen (aktiven wie passiven) Wahlrechts. Zu den wichtigen Aktionsformen des Ffter Vereins für Frauenstimmrecht, den N. von 1912 bis 1916 als Vorsitzende leitete und zeitweise auch finanziell unterstützte, gehörte die Wahlhilfe, bei der man im Vorfeld von Kommunal-, Landtags- und Reichstagswahlen linksliberale männliche Kandidaten (wie z. B.
Rudolf Oeser bei den Reichstagswahlen 1907) unterstützte, die die politischen Ziele des Vereins teilten. Außerdem nahmen die Frauen anstehende Wahlen zum Anlass, um verstärkt in der Öffentlichkeit für das Frauenstimmrecht zu werben und das staatsbürgerliche Wissen speziell von Frauen durch Bildungsveranstaltungen zu verbessern. Gemeinsam mit der Malerin Ines Wetzel (1872-1938), der Vorsitzenden der Ffter Ortsgruppe des Bundes für Mutterschutz, versuchte N., die Aktivitäten der politischen und der sozialen Frauenbewegung praktisch und intellektuell zu verknüpfen. Dazu lieferte sie unter dem Titel „Was wollen wir?“ 1906 im Café Hauptwache einen gut besuchten programmatischen Debattenbeitrag.
Eine bedeutende Rolle spielte N. auch in dem Ende 1907 nach amerikanischem Vorbild gegründeten Ffter Frauenclub, für dessen Öffentlichkeitsarbeit sie zusammen mit Alice Bruck, geb. Reiss (1874-1941), zuständig war. Der Klub hatte seinen Sitz seit 1908 in der Hochstraße 14, in dem Gebäude der Loge Sokrates zur Standhaftigkeit; seine Vorsitzende war Sophie Schmidt-de Neufville (1851-1941). Ein wichtiges Ziel des Ffter Frauenclubs, der schon wegen des relativ hohen Mitgliedsbeitrags eine gewisse Exklusivität besaß, war die Verständigung über gemeinsame weibliche Lebensentwürfe, in denen auch berufstätige und alleinstehende Frauen zur Geltung kommen sollten. Der Verein verstand sich als politisch, religiös und weltanschaulich neutral und betonte die Pflege von kulturellen und geistigen Werten sowie die Verbindung von Geselligkeit und Politik.
Nach dem Tod ihres Mannes 1907 zog N. in die Pension „Metropol“ in der Wiesenau 2, wo sie von 1910 bis 1914 lebte. Danach führte sie ihr Weg über Bad Homburg vor der Höhe nach Mannheim. Welche Gründe sie zu ihrem Ortswechsel bewogen, ist nicht bekannt. In Mannheim wohnte N. laut Meldekartei bis zu ihrem Tod in der Mollstraße 18. Beigesetzt wurde sie in einer Grabstätte neben ihrem Mann auf dem Jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße in Ffm. (Block 87, Nr. 366b).
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