Drittes Kind und älteste Tochter des aus Böhmen stammenden Geigers Leopold E. (1856-1906), der als erster Geiger dem Orchester der Ffter Oper angehörte, und dessen Ehefrau Rosalie, geb. Assor (1857-1944), deren Vater ein „Kaffeewirt“ aus der Ffter Judengasse war. Drei Brüder, eine Schwester. Verheiratet (seit 1918) mit dem in England geborenen Fabrikanten
Frank Sidney Brandeis (1884-1939). Zwei Söhne.
Schülerin des Philanthropins. Auf ihr Vorsprechen bei
Emil Claar hin erhielt E. 1902 einen Vertrag für Chorgesang, Statisterie und kleine Rollen (meist Buben- und Pagenrollen) am Ffter Schauspielhaus. Daneben nahm sie Schauspielunterricht bei
Max Bayrhammer und
Thessa Klinkhammer. Ihren ersten großen Erfolg hatte sie 1905 als Babette Strampel in
Stoltzes Lokalstück „Alt-Fft.“. Zur Spielzeit 1905/06 stieg sie zum darstellenden Mitglied des Schauspielhauses auf, und bereits 1908 wechselte sie ins Charakterfach. Zunächst als Naive, später in Mütterrollen und als komische Alte sowie immer wieder als Interpretin der Ffter Mundart wurde „die E.“ zum Liebling des Ffter Publikums. Der Theaterkritiker
Rudolf Geck lobte sie als „eine große Charakterdarstellerin“: „Den Damen, den Heroinen, den Sentimentalen ging sie aus dem Wege. Gouvernanten, Weiber, Kratzbürsten waren ihre Sache.“ (Ffter Theater-Almanach 1933/34, S. 27.) Zu ihren wichtigen Rollen gehörten etwa Marthe Schwerdtlein in „Faust I“ und die Amme in „Romeo und Julia“, aber auch Bibbo in
Zuckmayers „Katharina Knie“ in der Ffter Erstaufführung von 1929. Im November 1930 feierte E. als Frau Vogl in der Ffter Erstaufführung von „Sturm im Wasserglas“ ihr 25. Bühnenjubiläum. 1931 führte sie Regie bei „Alt-Fft.“ (worin sie auch die Rolle der Frau Funk gab) und „Emil und die Detektive“ (worin sie zudem als Emils Großmutter mitwirkte). Bei den neu gegründeten Römerbergfestspielen trat sie 1932 als Elisabeth im „Urgötz“ und als Klärchens Mutter in „Egmont“ auf. Im Zuge der „Gleichschaltung“ der Städtischen Bühnen nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde E. aufgrund ihrer langen Betriebszugehörigkeit zwar zunächst nicht gekündigt; auch von einer Beurlaubung sah die Intendanz ab, weil die Schauspielerin stark in den Spielplan eingebunden und kein Ersatz in ihrem Rollenfach verfügbar war. Bei den Römerbergfestspielen jedoch, die die nationalsozialistische Stadtregierung als „Reichsfestspiele“ zu etablieren versuchte, durfte E. aufgrund ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit 1933 schon nicht mehr mitwirken. Unverzüglich bereitete das Ehepaar Brandeis-E. die Ausreise der Familie in die Schweiz vor. Zum Ende der Spielzeit 1932/33 trat E. „freiwillig“ von ihrem eigentlich noch ein Jahr laufenden Vertrag zurück. Für den Verzicht auf ihre Rentenansprüche zahlte ihr die Stadt Ffm. am 7.8.1933 eine Abfindung in Höhe von 5.000 Mark, womit die Familie die Emigration nach Palästina finanzierte. In dem Schwank „Der Meisterboxer“ stand E. am 27.8.1933 zum letzten Mal auf der Bühne des Ffter Schauspielhauses. Kurz darauf reiste sie in die Schweiz, wo ihre Familie sie bereits erwartete, um 1934 gemeinsam nach Palästina auszuwandern. Dort bauten sich E. und ihr Mann eine Existenz mit einem kleinen Hotelrestaurant und einer Hühnerfarm in der Siedlung Ramoth-Hashavim bei Tel Aviv auf. Seit 1947 hatte E. ihren Wohnsitz wieder in Europa, zunächst in London, dann in der Schweiz. 1949 kehrte sie erstmals nach Ffm. zurück, zu einem Gastspiel als Frau Funk in „Alt-Fft.“ bei den Städtischen Bühnen im Börsensaal. 1952 kam sie zu einem Gastspiel als Frau
Gudula Rothschild in
Rösslers „Die fünf Ffter“ bei
Fritz Rémond am Kleinen Theater im Zoo. Seit 1957 lebte E. wieder in ihrer Geburtsstadt Ffm.
Seit 1922 Lehrerin für Rollenstudium an der Ffter Schauspielschule. Zu ihren Schülerinnen gehörten etwa
Else Knott und
Lia Wöhr.
Mitbegründerin des Künstlerstammtischs „Abgeschminkt“, u. a. zusammen mit
Toni Impekoven, mit dem sie befreundet und der auch ihr Trauzeuge war.
1956 Goldenes Ehrenzeichen der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger. 1957 Ehrenmitglied der Städtischen Bühnen.
Porträtgemälde (von Karl Friedrich Brust, 1923) im Besitz des HMF.
Grabstätte auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Ffm. (Gewann 5 U 21/5).
Nachlass im ISG.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 180f.,
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