Aus einer vielfach mit Ffm. verbundenen Künstlerfamilie. Enkel des Dekorationsmalers Johann Peter Joseph Sch. (auch: Schalk; † 1801), der mit der aus einer alten Kupferstecherfamilie stammenden Kupferstecherin Anna (oder: Agnes?) Maria Sch., geb. Coentgen (1755-?), verheiratet war. Sohn des Miniaturmalers, Porträtisten und Kupferstechers Heinrich Franz Sch. (auch: Schalk; 1791-1832 oder 1833). Bruder des Porträtmalers Heinrich Sch. (1825-1846).
Nach dem frühen Tod des Vaters (der in Karlsruhe einen Herzschlag erlitt, während er die Großherzogin von Baden porträtierte) wurde Sch.s Erziehung durch die Ffter Kirchen und die Freimaurerloge bestritten. Schüler der katholischen Selektenschule, wo ihn sein Gönner, der Stadtpfarrer Simon Bohn, eigentlich zum geistlichen Stand bestimmt wissen wollte. Als jedoch die zeichnerische Begabung des Jungen hervortrat, wurde diese zunächst auch unterstützt, bis sich Sch. die Gunst seiner Förderer durch die Kopie eines ihnen nicht genehmen Gemäldes („Ezzelino da Romano im Kerker” von
Lessing) verscherzte. Von 1842 bis 1847 Schüler des Städelschen Kunstinstituts unter
Passavant,
Hessemer,
Schmidt von der Launitz und vornehmlich
Jakob Becker. Mitschüler der späteren Kronberger Maler, u. a. von
Peter Becker,
Hasselhorst,
Höffler,
Victor Müller,
Reiffenstein und
Winterwerb. Freund von
Adolf Schreyer, mit dem und
Philipp Rumpf zusammen er öfter seinen Sommerwohnsitz in Kronberg teilte. Bekanntschaft mit
Friedrich Stoltze in der vormärzlichen Stammtischrunde „Wasserkolleg”. Seit 1847 weitere Ausbildung in Düsseldorf.
Im Spätsommer oder Frühherbst 1848 kehrte Sch. nach Ffm. zurück, wo er die politischen Ereignisse und Persönlichkeiten der Zeit in etwa 50 Zeichnungen und Lithografien karikierte. Dazu gehören die Serien „Aus der Reichscuriositätensammlung” und „Bilder aus Ffm.”, letzteres eine Reihe von zwölf großformatigen, auf Stein gezeichneten Karikaturen von Ffter Honoratioren, die Sch. zusammen mit Philipp Herrlich (1818-1868) als Mappe 1849/50 erscheinen ließ. Ob Sch. in politischer Absicht auch direkt an der Revolution beteiligt war, ist nicht erwiesen; eine Untersuchung wegen einer Verwicklung in die Barrikadenkämpfe vom 18.9.1848 wurde aufgegeben, weil die beigebrachten Alibis – u. a. von seinem Malerfreund
Adolf Schreyer – ausreichten und eine Handverletzung Sch.s auf einen Sturz zurückgeführt werden konnte. Im Mai/Juni 1849 reiste Sch., angeblich nur mit der Absicht der künstlerischen Berichterstattung, im Gefolge der Freischaren in das Pfälzer Aufstandsgebiet und veranlasste auch seinen gleichgesinnten Freund
Friedrich Stoltze, ihm dorthin nachzukommen. Über dieses Erlebnis brachte Sch. noch im selben Jahr „Skizzen aus der Pfalz”, sieben Lithografien aus dem Freischärlerleben mit Versen von
Friedrich Stoltze, heraus.
1850 Studienaufenthalt in Gent. Rückkehr nach Ffm. In den 1850er Jahren sich intensiv der Malerei widmend, schuf Sch. vor allem Genrebilder, zumeist Darstellungen von Szenen aus dem Bauernleben, jedoch oft mit kleinen, beinahe karikaturistischen Pointen. 1851 wurde eines seiner Gemälde („Rheinische Wirtschaft”) im Ffter Kunstverein verlost. Mitarbeiter der
Stoltze’schen „Krebbelzeitungen“. 1852 Heirat mit Felicie Louise Louvel de la Faverie (1829-?), der Tochter eines französischen Offiziers, die in Ffm. eine private Mädchenschule gründete. Um die schlechte finanzielle Situation der Familie zu verbessern, führte sie die Schule bis 1860, also bis Sch. durch seine Redakteurstätigkeit bei der „Ffter Latern” mit regelmäßigeren Einkünften rechnen konnte. 1854 Studienreise nach Paris, unterstützt von einem Stipendium des Städelschen Kunstinstituts. Organisator und künstlerischer Gestalter des Schillerfests (1859) sowie des Schützenfests (1862; vgl. von Sch. aus diesem Anlass gemalte Schießscheiben mit humoristischen Szenen). 1860 Ausstellung in London.
1860 gründete Sch. zusammen mit
Friedrich Stoltze die humoristisch-satirische Zeitschrift „Ffter Latern”, ein Zehntageblatt, dessen „Chefzeichner” er bis zu seinem Tod war. Für das Blatt gestaltete Sch. zahlreiche Titelblätter, u. a. bereits das der in 10.000 Exemplaren abgesetzten Nullnummer, wenn auch der eigentliche Erscheinungskopf der „Ffter Latern” von
Albert Hendschel stammte. Außerdem schuf Sch. für die „Ffter Latern” die feststehende Figur des „Herrn Hampelmann”, einen aus den Lokalpossen von
Carl Malss entnommenen Ffter Typus. Von Sch. stammen auch einige Bildserien der „Ffter Latern” („Ffter Zeitungen”, „Ffter Übernamen”, „Ffter Denkmäler”, „Besuch im Altertumsverein”, „Homburger Portraits” und „Nassauisches Bürgermeisteralbum”) sowie insbesondere viele der zeitkritischen Schlussbilder des Blatts, die Sch. als einen der besten Karikaturisten jener Zeit ausweisen und seinen Ruf als der „Ffter Daumier” rechtfertigen. Eines der ersten Schlussbilder von Sch. bescherte dem satirischen Blatt gleich einen furiosen Einstand: In der dritten Nummer der „Ffter Latern” erschien die Karikatur „Ein Bild deutscher Einheit – Patrouille der Bundesgarnison in Ffm.”, woraufhin die hiermit misskreditierte „gemischt Patrulch” abgeschafft wurde. Viele der scharfen Zeitsatiren in den Schlussbildern zielten zunächst auf Napoleon III., später dann vor allem auf
Bismarck, und
Bismarcks nach 1866 wenig freundliche Haltung gegenüber Ffm. soll hauptsächlich der „Ffter Latern” zuzuschreiben sein. Wegen der in dem Blatt veröffentlichten Angriffe auf König Wilhelm wurden 1862 preußische Geld- und Haftstrafen gegen
Stoltze und Sch. verhängt, vor deren Vollzug die beiden Redakteure jedoch durch die Ffter Pressfreiheit geschützt waren.
Mitbegründer (1857) und Vorstandsmitglied der Ffter Künstlergesellschaft.
Drei Gemälde von Sch., „Großvater und Enkelkinder”, „Bauer und Schenkmädchen” sowie sein Hauptwerk „Landleute auf dem Felde”, im Besitz der Städtischen Galerie in Ffm. Zeichnungen und Skizzen im Besitz des Goethehauses, des HMF und des Städel. Bildserien für Kinder, u. a. „Freßbebs” (Kinderspiegel in acht Folgen, 1850; Manuskript im HMF) und „Hans Trappfuß” (1851 im Druck erschienen), wie auch für Erwachsene, u. a. „Naturgeschichte des Menschen” (im Farbdruck bei J. C. Berke erschienen). Verfasser der humoristischen Erzählungen „Leiden und Schicksale eines Frosches” (mit fünf Lithografien, 1851) und „Erlebnisse eines Rockes” (autobiographisch gefärbte Humoreske, Titelblatt mit Selbstporträt, 1859).
Karikatur „Böses Fahrwasser” mit Abbildung
Stoltzes und seiner selbst in der „Ffter Latern” vom 22.6.1863. Porträt (von seinem Freund
Heinrich Hasselhorst, 1847) im HMF.
Nach Sch.s Tod infolge einer schleichend verlaufenen Lungenkrankheit versuchten die Witwe und die Vormünder seiner Kinder (Marie, * 1853, Alfred Ernst, * 1857, Hugo Karl, * und † 1859),
Stoltze zu einer gesellschaftlichen Herausgabe der „Ffter Latern” zu drängen. Bei aller Freundschaft zu Sch. ließ
Stoltze sich darauf nicht ein, war aber zur Zahlung einer Abfindung bereit. Daraufhin kehrte Sch.s Witwe mit den beiden Kindern nach Paris zurück, wo sie schriftstellerisch tätig wurde.
„Alt-Ffter Humor in Wort und Bild von
Friedrich Stoltze und Ernst Sch.” (Sammlung, hg. v.
Julius Hülsen, 1918). 1980 „Ffter Hampelmann und deutscher Michel – Der Ffter Karikaturist Ernst Sch. 1827-1865”, Ausstellung (von Wolfgang Klötzer) im Forum Stadtsparkasse und im Stoltze-Turm in Ffm.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 253-255,
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Dieser Artikel wurde noch nicht abschließend für das Frankfurter Personenlexikon überarbeitet.