Älteste Tochter des Advokaten Dr. jur. Johann
Gottlieb Schmid (1753-1824) und seiner Ehefrau Luise Friederike, geb. Pfeiffer (1768-1849). Zwei Brüder und drei Schwestern. Verheiratet (seit 1815) mit dem Kaufmann
August Christian B. (1792-1855). Schwiegertochter von
Marie Sophie B., geb. Streiber (1762-1842). Fünf Kinder: Gottlieb (1816-1891), Johann
Carl (1818-1889), Johann
Julius August (1821-1912),
Luise Marianne Cleophea (seit 1845 verh. Morgenstern, 1824-1913) und Eduard (1831-1877).
Cleophea verbrachte ihre Kindheit und Jugend zeitweise unter der Obhut ihrer Patentante Maria
Cleophea Engelbach, geb. Schmid (1756-1806), in deren Landhaus auf dem Mühlberg. Die kinderlose Tante hatte nach dem Tod ihres Mannes, des Kaufmanns Gottlieb Engelbach (?-1801), einige junge Mädchen aus der Familie aufgenommen und ließ sie von Hauslehrern unterrichten; in Fragen der Ausbildung besprach sie sich mit dem Theologen und Schulreformer
Wilhelm Friedrich Hufnagel, der auch ihre Freundin
Sophie B. in Angelegenheiten der Kindererziehung beriet. Zu dem Kreis der Engelbach’schen Ziehtöchter gehörten außer Cleophea u. a. deren engste Freundin Lili Herzog (seit 1813 verh. Matheus, ?-1823), Climene Schmid (seit 1808 verh. Georgii) aus Stuttgart und Luise Engelbach aus Hamburg. Aufgrund der (wohl auf Gottlieb Schmid und Johann Matthias B. zurückgehenden) Freundschaft der Familien Schmid-Engelbach und B. verkehrten im Hause Engelbach auch die Schwestern B., Jeannette (seit 1812 verh. Andreae, 1794-1813), Victore (seit 1819 verh. Meuricoffre, 1796-1866) und Maria (seit 1815 verh. Andreae, 1798-1854), Cleopheas spätere Schwägerinnen, mit denen sie sich damals anfreundete.
Deren Bruder
August Christian B. (1792-1855) lebte seit dem Tod des Vaters Johann Matthias B. (1758-1802) im Hause des Bankiers
Johann Jakob Willemer, wo er zusammen mit dessen Sohn Abraham, gen.
Brami, Willemer (1794-1818) aufwuchs. Er erhielt dort eine vorzügliche Erziehung durch Hauslehrer, insbesondere durch den
Pestalozzischüler
Elias Mieg (1770-1842), und absolvierte wohl auch eine erste kaufmännische Lehre im Willemer’schen Bankhaus. Im Herbst 1811 ging August B. zur weiteren Ausbildung nach Paris und (ab 1813) Lyon. Kurz vor seiner Abreise aus Ffm. hatten er und Cleophea sich bei einem Familientreffen zum Anblick eines Kometen auf dem Mühlberg, auf dem inzwischen von Cleophea Engelbach an ihren Bruder Gottlieb Schmid (Clefchens Vater) vererbten Landgut, am 26.10.1811 ihre Liebe gestanden. Seit dem Tod der Tante 1806 lebte Cleophea wieder in ihrem Elternhaus (im Winter an der Schönen Aussicht, im Sommer auf dem Mühlberg), wo sie offenbar hauptsächlich der Mutter im Haushalt zur Hand ging. Als August B. im Herbst 1814 nach Ffm. zurückkehrte und in das elterliche Bank- und Handelsunternehmen „Bansa & Sohn“ eintrat, durfte sich das junge Paar verloben. Den ersten Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig am 18.10.1814 verbrachte es im Kreis der Familie auf dem Mühlberg, um von dort aus die Freudenfeuer auf den Taunushöhen zu beobachten, ebenso wie
Goethe, der diesen denkwürdigen Herbstabend mit
Johann Jakob und Marianne Willemer „nebenan“ in deren Gartenhäuschen am Hühnerweg erlebte.
Während
Goethes Ffter Aufenthalt im Herbst 1815 gab das Ehepaar
Johann Jakob und Marianne Willemer zu Ehren seines hohen Gastes ein familiäres Fest auf der Gerbermühle, zu dem auch die befreundete Familie B. eingeladen war. Als Braut von August B. gehörte Cleophea an jenem Mittwoch, 6.9.1815, zu den Gästen: „Clefchen erinnerte sich noch in spätesten Tagen des faszinierenden Eindrucks, den
Goethe – zur stillen Eifersucht Augusts, der von
Goethes gefährlichen Augen sprach! – auf ihr jugendlich schwärmerisches Herz machte; von einem Flor junger Mädchen und Frauen umgeben, gab er Rätsel auf und freute sich, wenn eines möglichst rasch die Lösung fand; das phantasiereiche Köpfchen Clefchens hatte keine Mühe, das Richtige zu erraten, und
Goethe rief ihr erfreut zu: ‚sie hat’s!‘ (...) Clefchen erhielt vom Dichterfürsten ein kleines Andenken in Gestalt eines Taschenbuchs, das ‚die natürliche Tochter’ enthielt, und fügte einen Gedenk- und Widmungsvers hinzu, in welchem er die Gelehrtentochter dem Kaufmannssohn gegenüberstellte, die sich lieben.“ [Bansa (Hg.): Ein Lebensbild in Briefen aus der Biedermeierzeit 1914, S. 84.]
Wenige Wochen später, am 25.10.1815, heirateten August B. und Cleophea Schmid. Das Ehepaar wohnte zunächst im Haus der Mutter
Sophie B., die im Arnsburger Hof direkt hinter dem Geschäftshaus von „Bansa & Sohn“ in der Fahrgasse 12 lebte. Spätestens mit der Heirat trat August B. als Teilhaber in das Unternehmen ein, das er seitdem zusammen mit dem Bruder
Conrad Adolf und der Mutter
Sophie B. leitete, ab 1818 verstärkt, ab 1829 ausschließlich unter Konzentration der Firma auf den Weinhandel. Zwischen 1816 und 1831 brachte Cleophea B. vier Söhne und eine Tochter zur Welt. Infolge der schweren Geburt des zweiten Kindes 1818 soll sich bei der knapp 25-Jährigen ein auch später noch häufig auftretendes „Nervenleiden“ entwickelt haben, das sie phasenweise im Alltag stark beeinträchtigte, wie ihr Biograph Otto B. berichtet. Dennoch zeugen ihre Briefe von einem glücklichen Familienleben, in dem Eltern und Kinder liebevoll miteinander umgingen. In den Sommermonaten zog Cleophea mit den Kindern ins Grüne, so 1819 und 1820 auf die im Familienbesitz befindliche Mühle in Neu-Isenburg. Die junge Frau war literarisch interessiert; sie las
Goethe,
Schiller, Wieland und am liebsten
Jean Paul. Mit ihrem Mann teilte sie die Liebe zur Musik und vor allem für
Mozarts Opern, die sie im häuslichen Kreis selbst aufführten. August B., seit seiner Zeit in Lyon mit
Eduard Rüppell verbunden, beschäftigte sich ansonsten in seiner Freizeit mit Naturwissenschaften, insbesondere mit Botanik, und war Mitglied in der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft.
Zum 40. Geburtstag 1833 schenkte August B. seiner Frau die vormalige Villa Berna mit großem Garten am Schneckenbrunnen (an der Garten-/heutigen Oppenheimer Landstraße) in Sachsenhausen. „Es ist doch nirgends schöner als zu Haus!“, schrieb Cleophea schwärmerisch ihrer gerade zur Kur in Neapel weilenden Schwägerin Sophie Schmidt-Polex, geb. B. (1802-1863). „Im eigenen Haus und Garten zu wohnen, wie ich, ist Himmelsseligkeit, von der ich früher nichts wußte!“ [Zit. nach Bansa (Hg.): Ein Lebensbild in Briefen aus der Biedermeierzeit 1914, S. 128.] Ihr Anwesen „mit seinen weiten Rasenflächen vor und hinter dem Haus, mit seinen Anhöhen und dem ‚Wäldchen’ aus hohen Buchen und dem Waldboden voller Leberblümchen und Christrosen“ galt als einer der schönsten und größten Gärten der Stadt (Otto Derreth). Ihre Briefe zeigen Cleophea B. als passionierte Gärtnerin. Neben ihren Pflichten in Haushalt und Kindererziehung organisierte sie Anlage, Bewirtschaftung und Pflege des Gartens, unterstützt von angestellten Gärtnern und Gehilfen, die das zu dem Anwesen gehörende Gärtnerhaus mit Stallung und Remisen nutzten. Vermutlich zählten Cleophea und ihr botanisch gebildeter Mann August B. zu einem städtischen Netzwerk interessierter Gartenliebhaberinnen und -liebhaber aus besseren bürgerlichen Kreisen, die sich gegenseitig mit kundigen Ratschlägen unterstützten und mit Ablegern, Samen und Pflanzen versorgten. Bis zuletzt behielt Cleophea ihre „Begeisterung und Leidenschaft für das Leben im Garten“: „(...) über das Jahr verbrachte die Familie im großen Freundeskreis die meiste Zeit im Garten, wo Familienfeste, Geburtstage, ja selbst größere Weihnachtsfeiern stattfanden“ (Ursula Kern). Auf dem Fest zur Silberhochzeit von August und Cleophea B. 1840 erschien Marianne von Willemer „als Zigeunerin verkleidet“ und trug ein selbstverfasstes Gedicht vor.
August B., der nach dem Tod seines älteren Bruders
Conrad Adolf B. die Weinhandlung „Bansa & Sohn“ 1844 als alleiniger Inhaber übernommen hatte, starb am 27.3.1855. Nach 20 Witwenjahren, zuletzt begleitet von Konsistorialrat
Johann Jakob Krebs als Seelsorger, schloss Cleophea B. am Heiligen Abend 1875 für immer die Augen.
Bestattet in der Familiengrabstätte auf dem Ffter Hauptfriedhof (Gewann D an der Mauer 204).
Alle vier Söhne von August und Cleophea B. wurden Kaufleute, auch wenn Eduard B. (1831-1877), der Jüngste, zeitweise als Marineoffizier in habsburgischen Diensten stand. Die einzige Tochter,
Luise Marianne Cleophea B. (1824-1913), deren Taufpatin Marianne von Willemer war, hatte 1845 den Maler
Carl Morgenstern (1811-1893) geheiratet. Von
Morgenstern ist eine Ansicht des Gartenhauses der Familie B. in Sachsenhausen überliefert (Öl auf Pappe, 1858; in Privatbesitz). Die Tochter von Luise und
Carl Morgenstern, Sophie Morgenstern (1846-1882), heiratete 1872 Rudolf Zwerger (1844-1891), den Sohn des Bildhauers
Johann Nepomuk Zwerger. Deren Tochter und somit Cleophea B.s erste Urenkelin war
Maria Sophia
Cleophea Zwerger (1873-1957), spätere Malerin und Ehefrau des Malers
Fritz Wucherer (1873-1948).
B. war zudem die Tante des Malers
Victor Müller (1830-1871), eines Sohns ihrer Schwester Charlotte Müller, geb. Schmid (1801-1890), der wiederum seit 1868 mit
Otto Scholderer (1834-1902) verschwägert war.
Der Urenkel Otto B. (1882-1943), Pfarrer und Familienchronist, veröffentlichte „Ein Lebensbild in Briefen aus der Biedermeierzeit“ (1914, Neuausgabe 1923), eine Biographie von B., erzählt anhand ihrer und anderer Briefe aus der Familie. Die Briefe geben einen anschaulichen Eindruck vom Leben einer Ffter großbürgerlichen Familie im 19. Jahrhundert und werfen gelegentlich einen Seitenblick auf wichtige Ereignisse in der Stadt Ffm., etwa im Jahr 1848, als August und Cleophea B.
Heinrich von Gagern im Parlament in der Paulskirche bewunderten und
Wilhelm Jordan zu Gast in ihrem Gartenhaus in Sachsenhausen hatten.
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Frankfurter Biographie 1 (1994), S. 37,
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