Sohn des Kaufmanns Johannes
Alfred Z. (1876-1935) und dessen Ehefrau Ida Emilie
Wanda, geb. Oberg (1882-?). Verheiratet (seit 1941) mit Else Auguste Z., geb. Lange. Tochter: Ute Z. (* 1943), Schauspielerin.
Mit den Eltern zog Z. im Dezember 1920 von Berlin nach Ffm., wo die Mutter anfangs einen Kolonialwarenladen in der Kölner Straße 75 im Gallusviertel führte (lt. Adr. 1923-27). Der Vater arbeitete als kaufmännischer Angestellter, möglicherweise (ab etwa 1930) bei den „Veifa“-Werken, einer von
Friedrich Dessauer gegründeten „Spezialfabrik für elektromedizinische, elektrodentale und Röntgenapparate“. Z., der nach dem Wunsch der Eltern eigentlich Medizin studieren sollte, besuchte das Lessing-Gymnasium. Von 1928 bis 1930 war er Schüler an der Ffter Schauspielschule, u. a. bei
Mathilde Einzig, Alexander Engels,
Mathieu Pfeil, Franz Schneider, Ben Spanier und
Eberhard Beckmann. Wohl schon 1929/30, noch während der Ausbildung, trat er am Ffter Schauspielhaus auf, in dem auch die öffentlichen Szenenaufführungen der Schauspielschule stattfanden. Von 1930 bis 1934 war Z. am Bremer Schauspielhaus engagiert. Für die Spielzeit 1934/35 kehrte er nach Ffm. zurück, wo er als künstlerischer Sprecher am Reichssender Fft. verpflichtet war. Es folgten Engagements als Schauspieler an den Stadttheatern in Stettin (1935-39), Dortmund (1939-41) und Wuppertal (1941/42), bevor er im März 1942 als Soldat zur Wehrmacht eingezogen wurde. Bis zum 16.4.1945 leistete er Kriegsdienst in der Pioniertruppe, zuletzt im Rang eines Gefreiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Z. als Schauspieler zum Ensemble des Landestheaters Meiningen (auch als Regisseur; 1945/46) und der Städtischen Bühnen Wuppertal (1946/47). Vor seiner Anstellung in Wuppertal musste er den obligatorischen Fragebogen zur Entnazifizierung einreichen (13.4.1946). Demnach war Z., der vor 1933 der Demokratischen Partei angehört hatte, kein Mitglied der NSDAP oder einer nationalsozialistischen Organisation gewesen; gegen seine Beschäftigung im städtischen Dienst wurde daher seitens der Entnazifizierungsbehörden im Herbst 1946 keinerlei Einspruch erhoben.
Bei einem Besuch in Ffm. 1947 traf Z. seinen früheren Lehrer
Eberhard Beckmann wieder, inzwischen Intendant von Radio Fft., der ihn an den Ffter Sender holte. Von 1947 bis 1953 war Z. fest als künstlerischer und Synchronsprecher bei Radio Fft. bzw. dem daraus hervorgegangenen Hessischen Rundfunk engagiert und wurde insbesondere als Mitwirkender im Kinderfunk bekannt; daneben gastierte er bei den Städtischen Bühnen sowie bei kleineren Ffter Theatern wie dem „Theater der Jugend“ (1947/48) und der Hessischen Volksbühne (1951/52). In einer Freilichtinszenierung von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ im Karmeliterkloster war er als Zettel zu sehen (Regie:
Siegfried Nürnberger, 5.8.1953). Mit der Gründung der Landesbühne Rhein-Main beim Ffter Bund für Volksbildung 1953 wurde Z. für deren Ensemble verpflichtet, dem er bis zu seinem Tod 1966 angehörte. Neben seinem Theaterengagement blieb er bis zuletzt als Sprecher in Hörspielen und im Kinderfunk beim HR tätig. Zudem wirkte Z. in Produktionen für Märchenschallplatten mit, und manchmal übernahm er Fernsehrollen, u. a. in Sendungen der „Kinderstunde“, aber auch einmal eine kleine Episodenrolle in der Fernsehserie „Die Familie Hesselbach” (als Apotheker in der Folge „Der Wahrsager”, ES: 16.11.1962). Bei dem Maskenball „Jahrmarkt in Timbuktu“ im Festsaal des Palmengartens trat er bis 1964 alljährlich als „König Wumba-Wumba“ auf, eine aus heutiger Sicht eher fragwürdige Rolle, in der er seinerzeit aber stadtbekannt und populär war.
Das erste Hörspiel, in dem Z. nach seiner Verpflichtung als künstlerischer Sprecher an den Ffter Sender 1947 mitwirkte, war laut ARD-Hörspieldatenbank das Drama „Die Schlacht im Warschauer Ghetto“ von Morton L. Wishengrad (Regie: Theodor Steiner, ES: 24.9.1947). Bei Radio Fft. bzw. (ab 1948) dem Hessischen Rundfunk sprach Z. seitdem in zahlreichen Hörspielproduktionen von und nach klassischen und zeitgenössischen Autoren wie Andersch,
Büchner,
Goethe,
Hauff, Hebel, Hofmannsthal, Kipling,
Thomas Mann, Maupassant, Nestroy, Puschkin, Raabe, Sartre, Shakespeare, Strindberg, Twain, Verne, Wedekind, Weisenborn u. a. Vor allem beliebt wurde Z. aber als regelmäßiger Mitwirkender und Hörspielsprecher beim Kinderfunk unter der Leitung von Josefine Klee-Helmdach (1903-1994). In der seit 1947 laufenden Reihe „Hoppla, die Purzel sind da“ mit Editha Maria Baum trat er bis in die 1960er Jahre als „Onkel Wullewatz” bzw. „Onkel Egon” auf; der ursprüngliche Rollenname soll wegen „sittlicher Bedenken oberhessischer Lehrer“ geändert worden sein (vgl. lpk. in: FAZ, Nr. 54, 4.3.1961, S. 54). Auch in dem legendär gewordenen Hörspiel „Lok 1414 geht auf Urlaub“ wirkte Z. mit, zumindest in einer Fassung, die wahrscheinlich von 1952 stammt (Regie: Josefine Klee-Helmdach, ES: 29.9.1952). Zudem war er in Reihen zu hören, die Hörspielbearbeitungen von heute klassisch gewordenen Werken der Kinderliteratur boten, u. a. „Pippi Langstrumpfs Abenteuer“ nach
Astrid Lindgren (im vierten Teil „Pippi Langstrumpf in Taka-Tuka-Land“, Regie: Josefine Klee-Helmdach, ES: 26.2.1956), „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler (Regie: Josefine Klee-Helmdach, ES ab 29.1.1961) und „Die rote Zora“ nach Kurt Held (Regie: Reinhard Krawulsky/Josefine Klee-Helmdach, ES ab 27.12.1964). Seltener trat Z. in Ffter bzw. hessischen Mundarthörspielen auf (etwa als Herr Nudelmann in „Der Glasschrank“ nach Heinrich Rüthlein, Regie: Robert Stromberger, ES: 28.3.1964). In der Hörfunkserie „Die Familie Hesselbach“ hatte er nur eine kleine Rolle in einer einzigen Folge („Neujahrsträume”, Regie: Karlheinz Schilling, ES: 30.12.1950), auch wenn er mit deren Autor und Hauptdarsteller
Wolf Schmidt gelegentlich noch zusammenarbeitete, so in dessen Hörfunkreihen „Die Abenteuer des Herrn Schmidt“ (als Müller in der Folge „Die alte Rechnung“, Regie: Karlheinz Schilling, ES: 29.6.1952) und „Alte Geschichten – neu berichtet“ (in den Folgen „Das Fräulein als Bauernmädchen“ nach Alexander Puschkin, Regie:
Wolf Schmidt, ES: 1952, und „Der große Rindfleischvertrag“ nach Mark Twain, Regie:
Wolf Schmidt, ES: 25.7.1953). In der hessischen Familienserie „Bei uns dehaam“ von Robert Stromberger (1930-2009) sprach Z. verschiedene Nebenrollen in einzelnen Folgen (1963-65). Die letzte Hörfunksendung, in der Z. laut ARD-Hörspieldatenbank mitwirkte, war das Kinderhörspiel „Vom Drachen, der die Zunge zeigte“ von Karl Heinz Gies (Regie: Josefine Klee-Helmdach, ES: 28.8.1966), das der HR wenige Monate vor dem Tod des Sprechers 1966 erstmals ausstrahlte.
An die von
Carl Tesch 1953 gegründete Landesbühne Rhein-Main, eine der Volksbildungsbewegung verpflichtete Wanderbühne mit Hauptsitz in Ffm., die gute Theatervorstellungen auch in entlegene Gegenden des Rhein-Main-Gebiets bringen sollte, war Z. gleich für die Eröffnungspremiere, damals noch im Studentenhaus der Ffter Universität, verpflichtet worden. Unter der Regie von
Siegfried Nürnberger, dem ersten künstlerischen Leiter der Landesbühne, den er aus der gemeinsamen Zeit am Bremer Schauspielhaus kannte, spielte Z. damals den Diener Just in Lessings „Minna von Barnhelm“ (30.10.1953). Gemäß seinem Dienstvertrag, den er Spielzeit um Spielzeit verlängerte, war er als Utilité und für Rollen nach Individualität engagiert; in den ersten Jahren sollte er ausdrücklich auch komische Rollen übernehmen. Gerade in der Anfangs- und Aufbauphase der Landesbühne Rhein-Main, die ihre Ffter Spielstätte ab Dezember 1953 im Großen Saal des Volksbildungsheims, ab März 1963 im eigenen „Theater am Turm“ hatte, gehörte Z. als Charakterdarsteller und Volksschauspieler zu den profiliertesten Kräften im Ensemble. Am 16.8.1954 feierte er in der Titelrolle von Molières „Der eingebildete Kranke“ in einer Aufführung der Landesbühne im Volksbildungsheim sein 25. Bühnenjubiläum. Als vitaler und verschmitzter Erzkomödiant füllte er seine zahlreichen Rollen in Klassikern, Lustspielen und Volksstücken an der Landesbühne aus und galt – nach und neben
Carl Luley – als einer der letzten Altfrankfurter Volksschauspieler. In seinen letzten beiden Lebensjahren jedoch wurde Z. krankheitsbedingt allmählich schmaler und fast durchsichtig. Angesichts schwindender körperlicher Kräfte erarbeitete er sich ein neues Repertoire an gestischen und mimischen Möglichkeiten und fand so zu einem eigenen und ausdrucksstarken Altersstil.
Weitere Rollen von Z. bei der Landesbühne Rhein-Main: Peter Hessemer in der Uraufführung des Volksstücks „Krawall in Alt-Frankfurt“ von
Carl Müller-Ruzika (1955; mit
Liesel Christ und
Sofie Engelke), Miller in
Schillers „Kabale und Liebe” (1955), Pastor Spitta in
Hauptmanns „Die Ratten“ (1955), die Titelrolle in der Lokalposse „Der alte Bürgercapitain“ von
Carl Malss (1955; mit
Liesel Christ und Willi Drost), Dorfrichter Adam in Kleists „Der zerbrochne Krug“ (1957; mit
Liesel Christ), Major Petkoff in Shaws „Helden“ (1957), Stadthauptmann Anton Antonowitsch in
Gogols „Der Revisor“ (1958), Julian Wolff in
Hauptmanns „Der Biberpelz“ (1958; mit
Liesel Christ), Matthes, ein Ffter Original, in der Uraufführung der musikalischen Mundartkomödie „66 oder Die Preußen kommen” von Just Scheu und
Ernst Nebhut (1958; auch als Fernsehaufzeichnung des HR für die ARD, ES: 3.10.1959), Klosterbruder in Lessings „Nathan der Weise“ (1958), Frosch in
Goethes „Urfaust“ (1959), Großinquisitor in
Schillers „Don Carlos” (1959), Galy Gay in Brechts „Mann ist Mann“ (1960), Knieriem in Nestroys „Lumpacivagabundus“ (1961), Muffel in
Adolf Stoltzes „Alt-Frankfurt“ (1963; mit Ursula Köllner), Titelrolle in Pirandellos „Professor Toti“ (1965) u. a.
Als letzte Rolle an der Landesbühne Rhein-Main spielte Z. den Sir Peter Blossom in Sheridans „Die Lästerschule“ in der Bearbeitung von Wolfgang Hildesheimer (Regie: Felix Müller, 17.8.1966). Wenige Tage nach der Premiere musste er im August 1966 infolge seiner schweren Krankheit für immer von der Bühne abgehen. Nach seinem Tod veranstaltete die Landesbühne Rhein-Main am 20.11.1966 im Theater am Turm eine Gedenkfeier für den „Volksschauspieler“ und „beliebten Kollegen“, wie es in der offiziellen Todesanzeige hieß. Zwei Tage später, am 22.11.1966, fand die Trauerfeier für Z. auf dem Ffter Hauptfriedhof statt.
.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 577f.,
.