Glauburg, Johann von. Stadtpolitiker. * 9.6.1503 Ffm., † 22.10.1571 Ffm.
Bedeutendstes Mitglied der Familie G. Sohn des Schöffen Dr. jur. Johann von G. zu Lichtenstein († 1510) und dessen Ehefrau Margarethe, geb. Hörngin von Ernstkirchen.
Nach frühem Tod des Vaters war G. Mündel von
Hamman von Holzhausen, der ihn gemeinsam mit seinem Sohn
Justinian zum Studium bei
Luther nach Wittenberg schickte. Nach der Rückkehr aus Wittenberg heiratete G. 1526 Anne Knoblauch (1503-1567).
Seit 1527 im Rat. 1532 Schöffe. 1537, 1542, 1547, 1552 und 1563 Älterer Bürgermeister. Gesandter Fft.s und Vorkämpfer der Reformation auf Reichs- und Städtetagen. Bewirkte 1536 den Anschluss der Stadt an den Schmalkaldischen Bund, gegen dessen Belagerung er 1552 die Stadt wiederum verteidigen musste. Auf dem Reichstag in Regensburg 1541 trat G. als Vertreter der Protestanten hervor. Erwirkte das kaiserliche Privileg zur Ablösung der ewigen Zinsen, dessen Ausführung auf Widerstand bei der katholischen Geistlichkeit und den Stiften stieß und daher erst ein Jahrzehnt später verwirklicht wurde.
Besondere Bedeutung G.s für Ffm. liegt in seiner Förderung der Reformation und seiner Vermittlung zwischen den streitenden Parteien. Als Schüler
Luthers und späterer Freund
Calvins strebte G. die Vereinigung der beiden evangelischen Bekenntnisse an. Engagement für die Aufnahme der reformierten Flüchtlinge aus England und den Niederlanden. Die ersten Einwanderer unter
Poullain fanden so in G. einen Freund und Fürsprecher im Rat. Vermittler zwischen „Knoxians“ und „Coxians“, wie auch zwischen Reformierten und Prädikanten, was ihm die Gegnerschaft seines Bruders Hieronymus von G. (1510-1574), eines Freundes von
Hartmann Beyer, einbrachte. Ebenso bemüht um den Ausgleich von wirtschaftlichen Gegensätzen, die neben den konfessionellen zwischen Bürgerschaft und Flüchtlingsgemeinden auftraten.
Seit 1542 Pfleger des Weißfrauenklosters, dessen Säkularisation er bewirkte.
Lexika:
Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde. München/Leipzig 1875-1912.Franz Lerner in: ADB 6 (1964), S. 438f. |
Neue Deutsche Biographie. Hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bisher 27 Bde. (bis Wettiner). Berlin 1953-2020.Franz Lerner in: NDB 6 (1964), S. 438f.
Literatur:
Dechent, Hermann: Kirchengeschichte von Ffm. seit der Reformation. 2 Bde. Leipzig/Ffm. 1913/21.Dechent: Kirchengeschichte I, S. 93, 154, 156, 166, 180, 199, 217, 225, 227, 229.
Quellen:
ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/4.294.
Internet:
Das Ffter Patriziat, Internetseiten mit Informationen (u. a. einer genealogischen Datenbank) zum Ffter Patriziat, bearb. v. Andreas Hansert, Projektträger: Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung, Ffm. https://www.frankfurter-patriziat.de/node/86643Ffter Patriziat, 19.3.2024.