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Steinberg, Hans Wilhelm

Musikalischer Leiter und Erster Kapellmeister am Ffter Opernhaus von 1929 bis 1933.

Hans Wilhelm Steinberg
Hans Wilhelm Steinberg
Fotografie von Gábor Hirsch (aus dem Ffter Theater-Almanach 1932/33, S. 9).
© unbekannt. Mögliche Rechtsnachfolger des genannten Fotografen ließen sich bisher nicht ermitteln.
Hans Wilhelm Steinberg (Fotografie von Nini und Carry Hess)
Hans Wilhelm Steinberg
Fotografie von Nini und Carry Hess.
Bildquelle: Historisches Museum Frankfurt (Inv.-Nr. Ph17265).
© nach Nini Hess: gemeinfrei / nach Carry Hess: unbekannt.
Steinberg, Hans Wilhelm (seit der Annahme der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft 1944: William). Prof. Dr. h. c. mult. Dirigent. * 1.8.1899 Köln, † 16.5.1978 New York.
Sohn des jüdischen Textilfabrikanten Julius S. und dessen Ehefrau Bertha, geb. Matzdorf. Verheiratet in erster Ehe mit der dramatischen Sopranistin Susanne Jicha (auch: Jicha-Götzl, 1889-1932), bis 1930 Opernsängerin am Deutschen Theater in Prag, in zweiter Ehe (seit 1934) mit Lotti Clara S., geb. Stern, gesch. Pfeiffer-Belli (1903-1967), Nichte der Brüder Paul Hirsch (des Musikbibliophilen) und Robert (von) Hirsch (des Kunstsammlers). Eine Stieftochter aus erster, 1930 geschiedener Ehe der zweiten Ehefrau mit dem Journalisten Erich Pfeiffer-Belli: Silvia Anna Maria Suzette Pfeiffer-Belli (später verh. Tennenbaum, 1928-2016), Kunsthistorikerin und Schriftstellerin. Ein Sohn aus zweiter Ehe: Arthur Richard, gen. Arturo, S. (1937-2022), Archäologe.
S. wurde in eine großbürgerliche und kunstsinnige Kölner Familie aus dem liberalen Judentum geboren. Von seiner Mutter erhielt er ersten Unterricht in Violine und Klavier. Mit 13 Jahren dirigierte er erstmals ein von ihm komponiertes Werk. Seit 1915 studierte S. am Kölner Konservatorium Dirigieren bei Hermann Abendroth, Klavier bei Lazzaro Uzielli (einem Schüler Clara Schumanns und früheren Dozenten an Dr. Hoch’s Konservatorium, 1861-1943) und Musiktheorie bei Franz Bölsche (1869-1935). Bereits 1918 wurde er mit dem Wüllner-Preis für Dirigieren ausgezeichnet. Von Juli bis November 1918 musste er sein Studium wegen des Einsatzes zum Wehrdienst im Ersten Weltkrieg unterbrechen.
1920 wurde S. als Assistent von Otto Klemperer (1885-1973) an die Oper in Köln engagiert. Klemperers Einsatz für die Neue Musik prägte S. ebenso sehr wie der uneitle, präzise und an der Werkstruktur orientierte Dirigierstil seines Lehrers. Schon bald überließ Klemperer seinem Assistenten Dirigate von Repertoirevorstellungen. Nach Klemperers Wechsel nach Wiesbaden (1924) blieb S. noch bis 1925 als Assistent und Dirigent bei dessen Nachfolger Eugen Szenkar (1891-1977) in Köln. Nachdem er am Kölner Schauspielhaus Schönbergs Kammersinfonie Nr. 1 E-Dur op. 9 in ungewöhnlicher Orchesteraufstellung dirigiert hatte, wurde er vom Generalintendanten Fritz Rémond senior (1864-1936) fristlos entlassen. Kurz darauf wurde er jedoch als Erster Kapellmeister an das Deutsche Theater in Prag engagiert. Als Nachfolger von Alexander von Zemlinsky (1871-1942) wurde er dort 1927 zum Musikalischen Direktor ernannt. In Prag lernte S. die Opernsängerin Susanne Jicha kennen, seine spätere Frau, die als dramatischer Sopran am Deutschen Theater u. a. in Werken von Richard Wagner und Richard Strauss erfolgreich war.
Im Frühjahr 1929 wurde S. in der Nachfolge von Clemens Krauss zum Musikalischen Oberleiter und Ersten Kapellmeister (Chefdirigenten) an das Opernhaus in Ffm. berufen. Gemeinsam mit dem Opernintendanten Josef Turnau und dem Oberregisseur Herbert Graf (1903-1973) setzte er sich vor allem für die Neue Musik ein, pflegte aber auch das klassisch-romantische Repertoire. Das Genre der Operette, das das Opernhaus seit der Weltwirtschaftskrise verstärkt einsetzte, um ein breiteres Publikum zu gewinnen, überließ S. zumeist seinem Kollegen Helmut Seidelmann (später: Seydelmann; 1901-1962).
Als erste Premiere der Spielzeit 1929/30 brachte das neue Leitungsteam am 1.9.1929 die Volksoper „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ in Anwesenheit des Komponisten Jaromír Weinberger (1896-1967), die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Dem geglückten Einstieg folgte am 14.9.1929 eine ebenso gelobte Neuinszenierung von Glucks „Orpheus und Eurydike“ unter S.s musikalischer Leitung (mit Magda Spiegel als Orpheus). Am 1.2.1930 dirigierte S. die Uraufführung der Oper „Von heute auf morgen“ von Arnold Schönberg – ein Ereignis von Weltrang. Die Aufführung wurde von den zahlreichen, teilweise von weit her angereisten Schönberg-Freunden enthusiastisch gefeiert, obwohl der Komponist, vertreten durch den Ffter Rechtsanwalt und Komponisten Max Kowalski, sich kurz zuvor in einem Rechtsstreit über die angeblich unzureichende Probenarbeit beklagt hatte. Gleichwohl blieb das Verhältnis zwischen Kowalski und S. sowie zwischen S. und Schönberg wohlwollend und kooperativ. Im Frühjahr 1930 leitete S. die Uraufführung (und zugleich einzige Einstudierung) der Oper „Transatlantik“ des als „bad boy of music“ berüchtigten Amerikaners George Antheil (25.5.1930). Ein gelungenes Wagnis war die Premiere der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Kurt Weill zum Abschluss der Festwoche zum 50-jährigen Bestehen des Opernhauses am 16.10.1930. Allerdings wurden die Aufführungen mehrfach von rechtsradikalen Randalierern gestört, und eine Vorstellung musste sogar abgebrochen werden. Am 19.4.1931 dirigierte S. die Ffter Erstaufführung von Alban Bergs „Wozzeck“ in Anwesenheit des Komponisten.
Neben der Neuen Musik verpflichtete sich S., wie schon in Prag, dem klassisch-romantischen Repertoire. Durchweg Sternstunden waren seine Wagner-Interpretationen. Er dirigierte sowohl die Repertoirevorstellungen von „Der Ring des Nibelungen“ und „Die Meistersinger von Nürnberg“ als auch die drei zu seiner Amtszeit angesetzten Neuinszenierungen „Lohengrin“ (25.12.1929), „Tannhäuser“ (11.1.1931) und „Parsifal“ (19.2.1933). Karl Holl schrieb in der Ffter Zeitung: „Noch nie habe ich die ‚Tannhäuser‘-Partitur so licht, so gehalten und in so zielsicherer Steigerung gehört, wie jetzt unter Steinbergs Taktstock.“ (FZ, 13.1.1931. Zit. nach Mohr: Oper 1971, S. 539.)
Als Leiter der Museumskonzerte trat S. insgesamt nur sechsmal in Erscheinung. Sein Repertoire war ausgewogen und bezog stets die Moderne mit ein. Schwerpunkte lagen auf Brahms, Bruckner und Mahler. Die Ffter behielten diese Konzerte als „bedeutende, programmatisch vielfach unalltägliche Konzertabende“ noch bis weit in die Nachkriegszeit in Erinnerung (FNP, 26.10.1955).
Außerhalb seiner Verpflichtungen an der Ffter Oper unternahm S. mehrere Gastspielreisen. Auf einer Reise nach Russland im Mai 1932 erlitt seine Frau Susanne Jicha einen körperlichen Zusammenbruch und starb im Alter von 42 Jahren. Bereits am 22.6.1932 leitete S. in Ffm. vertragsgemäß seine nächste Premiere mit Einaktern von Darius Milhaud („Der arme Matrose“) und Maurice Ravel („Spanische Stunde“).
Während der Gedächtniswoche zum Abschluss des Goethejahrs 1932 wurde S. für seine Interpretation von Mahlers 2. Sinfonie in c-Moll („Auferstehung“) gefeiert. Am 28.8.1932 erhielt er die Goetheplakette der Stadt Ffm., die damals für besondere Verdienste um die Feierlichkeiten im Gedenkjahr vergeben wurde; zu dieser „Erinnerungsgabe“ bekam er einen persönlichen Dankesbrief von Oberbürgermeister Ludwig Landmann für seine „glänzende Stabführung“. Zudem wurde S. im August 1932 vom Freien Deutschen Hochstift die Goetheplakette, eine anlässlich der „Goethe-Jahrhundertfeier“ gestiftete Erinnerungsmedaille, als Dank für seinen Einsatz bei den Festlichkeiten überreicht.
Am 30.1.1933, dem Tag von Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, stürmten SA-Männer das Ffter Opernhaus und hissten die Hakenkreuzfahne auf dem Dach. S. soll sich zu seinem Schutz in seinem Dienstzimmer eingeschlossen haben. Am Abend dirigierte er dennoch die angesetzte Vorstellung von Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“. Zum Schlussgesang des Hans Sachs („Verachtet mir die Meister nicht“) trat der Bassbariton Robert vom Scheidt vorne an die Rampe und zeigte demonstrativ den Hitlergruß; Teile des Publikums erhoben sich und grüßten zurück. Der nationalsozialistische „Kampfbund für deutsche Kultur“ beklagte sich umgehend, dass ein „Jude deutsche Opern“ dirigiere, und verlangte S.s sofortige Beurlaubung. Immerhin konnte S. am 19.2.1933 noch die Premiere von Wagners „Parsifal“ dirigieren. Karl Holl lobte in der Ffter Zeitung die „erhöhte Innenspannung des motivischen und klangfarbigen Geschehens. Das Orchester spielt unter diesem Dirigenten mit hoher Disziplin und stellenweise mit einer kammermusikalischen Feinheit, die einzelne Partien des Monumentalwerkes in ganz neuem Lichte aufleuchten läßt.“ (FZ, 21.2.1933. Zit. nach Mohr: Oper 1971, S. 573.)
Für die nächste Vorstellung der „Meistersinger“ am 19.3.1933 jedoch wurde S. ohne seine Zustimmung als „unpäßlich“ suspendiert. Hermann Abendroth, S.s früherer Lehrer, übernahm als Gast die musikalische Leitung der Aufführung. Am 28.3.1933 erhielt S. (wie auch Opernintendant Josef Turnau) von dem kommissarischen Ffter Oberbürgermeister Friedrich Krebs seine sofortige Beurlaubung. Aufgrund des Berufsbeamtengesetzes vom 7.4.1933 und dessen zweiter Durchführungsverordnung vom 4.5.1933 wurde er zum 22.5.1933 fristlos entlassen. S. wehrte sich mehrfach, wenngleich erfolglos, vor allem gegen den Vorwurf der „politischen Unzuverlässigkeit“, und erhob Anspruch auf die volle Gage statt des stark gekürzten „Übergangsgelds“, der im Mai 1934 endgültig abgelehnt wurde.
Trotz seiner internationalen Beziehungen blieb S. vorerst in Deutschland, mit der Begründung, er habe seinen „jüdischen Brüdern in Deutschland gegenüber Pflichten“ (vgl. Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, 1978). Gemeinsam mit seinem Freund, dem Cellisten Emanuel Feuermann (1902-1942), spielte er zunächst Cello-Recitals in verschiedenen Synagogen. Am 6.2.1934 stellten S., der Philosoph Martin Buber und der Musikaliensammler Paul Hirsch beim preußischen Ministerium den Antrag auf Einrichtung eines Zweigs des Kulturbunds Deutscher Juden (seit 1935: Jüdischer Kulturbund) für das Rhein-Main-Gebiet mit Sitz in Ffm. Nach dessen Gründung am 17.4.1934 wurde S. zum Künstlerischen Leiter ernannt. Er begann sogleich, aus den entlassenen jüdischen Musikern der Ffter Oper und anderer Institutionen ein Sinfonieorchester zu rekrutieren. Bereits am 28.5.1934 gab das Ffter Kulturbund-Orchester mit Werken von Schubert, Mendelssohn und Beethoven sein Antrittskonzert. Die Stadtverwaltung hatte vergeblich versucht, das Konzert zu verbieten; es war bereits von der Gestapo in Berlin auf Anweisung des „Reichskulturwalters“ Hans Hinkel (1901-1960), dem die Oberaufsicht über den Kulturbund Deutscher Juden in allen Städten oblag, genehmigt worden. Allerdings untersagte die Stadtverwaltung der „Saalbau AG“, ihren Großen Saal für das Konzert zur Verfügung zu stellen. S. musste auf den viel zu kleinen Saal der jüdischen Fft.-Loge ausweichen und das Konzert wegen des großen Andrangs dort noch zweimal wiederholen.
In den folgenden drei Jahren widmete sich S. intensiv dem Aufbau und der künstlerischen Profilierung des Ffter Kulturbund-Orchesters. Außerdem wirkte er in Kammerkonzerten als Pianist mit. Die von ihm konzipierte „Schönberg-Feier“ zum 60. Geburtstag des Komponisten 1934 stieß bei dem jüdischen Publikum allerdings auf weniger Interesse als gehofft. Die für November 1934 geplante Uraufführung der „Kleinen Symphonie“ von Paul Dessau (1894-1979) wurde von den NS-Behörden ebenso verboten wie die Uraufführung des Oratoriums „Die Hagadah“ desselben Komponisten im April 1936. Daraufhin setzte S. Beethovens „Fidelio“ auf das Programm. Im folgenden Jahr wurde die Aufführung von Werken Beethovens im Jüdischen Kulturbund verboten.
Am 7.11.1934 hatte S. in Ffm. Lotti Pfeiffer-Belli, geb. Stern, geheiratet, die aus einer kunstinteressierten Ffter Familie stammte; die Ehe wurde nach jüdischem Ritus von dem liberalen Rabbiner Caesar Seligmann geschlossen.
Bereits seit 1934 war S. in die Gründung des „Palestine Symphony Orchestra“ in Tel Aviv eingebunden. Der Geiger Bronisław Huberman (1882-1947) wollte dort verfolgte jüdische Musiker aus verschiedenen Ländern zu einem erstklassigen Orchester vereinigen und ihnen dadurch die Emigration ermöglichen. Im Herbst 1935 begannen Huberman und S. mit der Auswahl der Musiker. S. veranstaltete im Frühjahr 1936 Probevorspiele im Hotel „Fürstenhof“ in Berlin. Als Joseph Rosenstock (1895-1985), Leiter des Berliner Kulturbund-Orchesters, im Sommer 1936 nach Japan emigrierte, verließ S. Ffm., um ihn für ein halbes Jahr in Berlin zu vertreten. Sein letztes Konzert mit dem Orchester des Ffter Jüdischen Kulturbunds gab er im Mai 1936 mit Beethovens 5. Sinfonie. Zu diesem Zeitpunkt stand schon fest, dass das „Palestine Symphony Orchestra“ im Herbst 1936 seinen Probebetrieb in Tel Aviv aufnehmen sollte. Im November 1936 kamen die Musiker (darunter viele aus Ffm.) unter der Leitung von S. in Tel Aviv zusammen. In einem werbewirksamen Schachzug hatte Huberman den weltberühmten Dirigenten Arturo Toscanini (1867-1957) für die Antrittskonzerte gewinnen können. Kurz vor dem ersten Konzert am 26.12.1936 traf Toscanini in Tel Aviv ein und fand das Orchester durch S. wohl präpariert. Er gab vor ausverkauftem Haus mehrere umjubelte Konzerte und reiste wieder ab. Die Leitung der weiteren Konzerte teilte sich S. mit Issay Dobrowen (1891-1953); zwischendurch reiste er wieder zu Gastspielen nach Europa.
Nach Deutschland aber kehrte S. auf dringenden Rat seines Mentors Arturo Toscanini nicht wieder zurück. Er ließ sich mit seiner Familie in der Schweiz nieder, wo am 23.3.1937 der Sohn Arthur Richard, genannt Arturo, geboren wurde; der inzwischen mit S. eng befreundete Toscanini übernahm die Patenschaft. Toscanini verpflichtete S. ab 1938 als Assistenten und Zweiten Dirigenten an das neu gegründete „NBC Symphony Orchestra“ in New York. Dort begann S.s zweite, bedeutende Karriere in den USA. 1944 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und führte fortan offiziell den Namen „William Steinberg“. Von 1944 bis 1948 wirkte S. als Musikalischer Leiter der San Francisco Opera. Von 1945 bis 1952 war er zudem Chefdirigent des „Buffalo Philharmonic Orchestra“. 1952 übernahm er das „Pittsburgh Symphony Orchestra“, das er zu einem der ersten US-amerikanischen Ensembles entwickelte. Weitere Positionen – als Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra (1958-60) und als Chefdirigent des „Boston Symphony Orchestra“ (1969-72) – gab er bald wieder auf. Schon 1958 hatte S. das Angebot ausgeschlagen, die Leitung der Städtischen Oper Berlin zu übernehmen. Er fühle sich in Amerika zu Hause, betonte er. „Berufungen nach Europa wären für ihn ‚schmeichelhaft, aber nicht interessant‘“ (FNP, 10.9.1964). Groll gegen Deutschland hegte er allerdings nicht.
Nach Ffm. kehrte S. auf Gastspielreisen nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach zurück. 1955, 1958, 1961 und 1964 dirigierte er in Ffm. Konzerte mit dem Museumsorchester und wurde begeistert gefeiert. Bei seinem Besuch 1955 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der Städtischen Bühnen verliehen.
Mit verschiedenen amerikanischen Orchestern, vor allem mit dem „Pittsburgh Symphony Orchestra“, spielte S. über 150, teils preisgekrönte Schallplattenaufnahmen ein und arbeitete mit den bedeutendsten Solisten seiner Zeit zusammen. Anlässlich seines 75. Geburtstags 1974 dirigierte er an der Metropolitan Opera in New York seine letzte Oper: Wagners „Parsifal“ in einer Starbesetzung. Noch in seinem Todesjahr 1978 trat er mit dem „Pittsburgh Symphony Orchestra“ in München und anderen deutschen Städten auf. Am 16.5.1978 starb S. in New York. Auf seinen Wunsch wurde seine Asche über dem See Genezareth verstreut. Ein Grabstein auf dem Green River Cemetery in Springs/New York erinnert an den bedeutenden Dirigenten.
Weitere Auszeichnungen und Ehrungen (in Auswahl): Kilenyi-Bruckner-Medaille (1954), Ehrendoktorwürde der Musik des Carnegie Institute of Technology (1954), Ehrenmitgliedschaft in der Studentenverbindung „Phi Mu Alpha Sinfonia“ (1954), Mitgliedschaft im International Institute of Arts and Letters (1960), Ehrendoktorwürde der Musik der Duquesne University in Pittsburgh/Pennsylvania (1964), Ehrendoktorwürde der Geisteswissenschaften der University of Pittsburgh (1966) und Ernennung zum Professor of Music an der Yale University (1973) sowie mehrere Grammy Awards, u. a. für die Einspielung der 2. Sinfonie von Johannes Brahms (1962).
Die Stieftochter Silvia Tennenbaum ließ sich von der Geschichte ihrer Ffter Familie zu dem Roman „Yesterday’s Streets“ (1981; dt. u. d. T. „Straßen von gestern“, 1983) inspirieren.
2012 Gedenkausstellung „Hans Wilhelm Steinberg – in memoriam. Porträt eines Dirigenten“ im Holzfoyer der Oper Ffm.

Artikel aus: Frankfurter Personenlexikon, verfasst von Ulrike Kienzle.

Lexika: Bibliographie zur Geschichte der Ffter Juden 1781-1945. Hg. v. der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Ffter Juden. Bearb. v. Hans-Otto Schembs mit Verwendung der Vorarbeiten von Ernst Loewy u. Rosel Andernacht. Ffm. 1978.Bibliogr. z. Gesch. d. Ffter Juden, S. 618. | Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. 3 Bde. München/New York/London/Paris 1980-83.Emigrantenlex. II.2, S. 1113. | Martini, Joachim Carlos: Musik als Form geistigen Widerstandes. Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933-1945. Das Beispiel Ffm. 2 Bde. Ffm. 2010.Martini, Bd. 1, S. 247-249, 288. | Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Unter Mitarb. zahlreicher Musikforscher (...) hg. v. Friedrich Blume. 17 Bde. Kassel/Basel 1949-86. Neuausgabe (2., völlig überarb. Aufl.): Hg. v. Ludwig Finscher. 10 Bde. (Sachteil), 18 Bde. (Personenteil) und ein Supplementband. Kassel/Stuttgart 1994-2008. Erschlossen, fortgesetzt, aktualisiert und erweitert als Online-Datenbank: MGG Online (unter: www.mgg-online.com). Kassel u. a. ab 2016.Günter Moseler in: MGG, 2. Aufl., Personenteil 15 (2006), Sp. 1394f. | Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. 2 Bde. Berlin 1930/31.Reichshdb. 1930/31, S. 1834. | Riemann Musiklexikon. 12. Aufl. Hg. v. Willibald Gurlitt, Hans Heinrich Eggebrecht u. Carl Dahlhaus. 3 Bde. u. 2 Ergänzungsbde. Mainz 1959-75.Riemann: Musik, Personenteil L-Z (1961), S. 727; Ergänzungsbd., Personenteil L-Z (1975), S. 704. | Tetzlaff, Walter: 2.000 Kurzbiographien bedeutender deutscher Juden des 20. Jahrhunderts. Lindhorst 1982.Tetzlaff: Juden d. 20. Jh.s 1982, S. 319. | The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Hg. v. Stanley Sadie. 20 Bde. London/Washington/Hong Kong 1980.The New Grove Dictionary of Music and Musicians 1980, Bd. 18, S. 337. | Walk, Joseph: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918-1945. München/New York/London/Paris 1988.Walk, S. 351.
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Quellen: ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S2 (mit Kleinschriften, Zeitungsausschnitten und Nekrologen zu einzelnen Personen und Familien).ISG, S2/261. | ISG, Dokumentationsmappe in der Sammlung S3 (mit Kleinschriften, bes. Zeitungsausschnitten, zur Ortsgeschichte).ISG, S3/1.955 (Goetheplakette).
Internet: Ffm. 1933-1945, Internetportal zur Geschichte der Stadt Ffm. im Nationalsozialismus, Projekt des ISG im Auftrag des Dezernats für Kultur und Freizeit der Stadt Ffm. https://www.frankfurt1933-1945.de/beitraege/personen/beitrag/der-dirigent-hans-wilhelm-william-steinberg
Hinweis: Artikel von Kathrin Massar: Der Dirigent Hans Wilhelm (William) Steinberg, 1.1.2009.
Ffm. 1933-1945, 12.12.2023.
| Hessische Biografie, Kooperationsprojekt des Instituts für Personengeschichte in Bensheim und des Hessischen Instituts für Landesgeschichte in Marburg zur Erstellung einer umfassenden personengeschichtlichen Dokumentation des Landes Hessen. https://www.lagis-hessen.de/pnd/132964848Hess. Biografie, 12.12.2023. | Künste im Exil, Ausstellung im virtuellen Raum, Hg.: Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Ffm. https://kuenste-im-exil.de/KIE/Content/DE/Personen/steinberg-hans-wilhelm.htmlKünste im Exil, 12.12.2023. | Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (LexM), Projekt der Universität Hamburg (Musikwissenschaftliches Institut), hg. v. Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen, Sophie Fetthauer u. Friedrich Geiger, ab 2005. https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003094
Hinweis: Artikel über William Steinberg, verfasst von Lily E. Hirsch, 2008 (aktualisiert am 3.12.2017).
Lex. verfolgter Musiker u. Musikerinnen d. NS-Zeit, 11.12.2023.
| Oper Fft., Ffm. https://oper-frankfurt.de/media/pdf/AusstellungWilliamSteinberg.pdf
Hinweis: Broschüre zur Ausstellung „Hans Wilhelm Steinberg – in memoriam. Porträt eines Dirigenten“ von Kathrin Massar, 2012.
Oper Fft., 11.12.2023.
| Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, Hg.: Wikimedia Foundation Inc., San Francisco/Kalifornien (USA). https://de.wikipedia.org/wiki/William_Steinberg - https://en.wikipedia.org/wiki/William_Steinberg - Wikipedia, 11.12.2023.

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Empfohlene Zitierweise: Kienzle, Ulrike: Steinberg, Hans Wilhelm. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/4266

Stand des Artikels: 12.12.2023
Erstmals erschienen in Monatslieferung: 12.2023.